Nebelreissen. Im Burgtheater „Herrmann und Dorothea“, im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, Löhle von München zum letzten Mal als Tamino, Brock aus Karlsruhe als Papageno. Im Theater an der Wien „Rosen des Malesherbes“, „Oberon“. Den ganzen Vormittag beim Grafen. Stessel besuchte mich und sagte, der Fürst lauere mittels der Naderer um Haydns Kopf auszuspähen. Vergebens wartete ich wegen der 20.000 fl. von Valery auf den Juden Baruch. War bei Bruder Peter, fand aber niemand. Kridl und Dupré, welcher mir seine sechsjährige Leidensgeschichte erzählte und Schriften lesen ließ, speisten da. Nach Mittag zum Grafen, zu Lehner, ins Kärntnertor-Theater. Löhle wurde gerufen, Brock nicht, hat auch wenig Stimme. Therese war im Burgtheater, weinte viel. Das Theater war leer, am Anfang wurde Koch nicht einmal applaudiert.
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Trüb, dann heiter. Im Burgtheater „Maria Stuart“ mit der Stich, im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“, „Zauberschlaf“, im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“, Hasenhut als Gast. Den Vormittag beim Grafen, Keglevich, einen Augenblick in den Garten. Zu Peter, ihn zu warnen. Vor Tische waren Peter und sie bei uns, ich gab ihnen einen Wink. Koch, Schießl, Wohlfarth, Gaal und Emmel speisten mit uns, wir tranken auf Kochs Wohlsein, sprachen, dass der Fürst am Montag Haydns Gebeine ohne Kopf nach Eisenstadt führen ließ und dass er überall ausgelacht wird. Nach Mittag mit Gaal auf die Glacis, zu Vladár. Dann ins Burgtheater und Kärntnertor-Theater, sprach später Lehner.
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Heiter. Im Burgtheater „Herrmann und Dorothea“, im Kärntnertor-Theater „Othello“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Straßenräuber aus Kindesliebe“, „Marktrichter“. Den Vormittag beim Grafen, schloss mit Valery die 20.000 fl. Mit Therese wieder zum Keglevich in den Garten, traf Reinl. Dräxler und Emmel speisten mit uns. Heute bekam unser Haus die No. 337 statt 366; Dräxler ändert unsere Adressen. Nach Mittag zu Valery, Lehner, abends zum Reimann Billard spielen, mit Seitz, Guilmar, Fieglmüller, Natter, Steinl. Steinl ändert unsere Hausnummern auf den Billetten. Um 10 h in die Stadt. Therese war bei der Trentsensky.
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Trüb. Im Burgtheater „Welcher ist der Bräutigam ?“. Hr. Stich als Langres (?). Im Kärntnertor-Theater „Nachtigall und Rabe“, „Opfer der Ceres“, im Theater an der Wien „Cenerentola“ mit Mad. Schütz. Den Vormittag beim Grafen, fatale Verhandlungen mit Valery. Sprach Felber, Denickel. Emmel und Elsler speisten da. Nach Mittag mit Therese und Jeanettl in den Garten; Therese rangierte Wein, ich ging mit Jeanettl auf den Matzleinsdorfer Kirchhof, sah den Grabe Geweys nach, sah den Grabstein Partls (?) von Granit mit Bronze. Dann ins Kärntnertor-Theater sprach später Lehner, Neefe, Michel wegen einer konstitutionellen Regierung des Theaters an der Wien. Therese war bei Moser.
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Trüb. Sturm, der erste Schnee, verwandelte sich in Regen. Im Burgtheater „Merope“, Mad.(?) Stich als Egist. Im Kärntnertor-Theater „Cortez“, im Theater an der Wien Einnahme des Neubruch „Der verwunschene Prinz“, Hasenhut als Gast. Den Vormittag beim Grafen, mit Petz von Valery zu tun. Sprach mit Noce, war bei der Vladár. Der Kapellmeister Winter kam mit der Metzger vorgestern von München. Dräxler speiste mit uns. Peter kam, bei welchem der Polizeidirektor Dumbacher wegen Haydns Kopf war und dem ich es streng auf die Seele band, von dem Kopf nichts zu wissen. Auch der Geissler gab ich einen Wink. Abends mit Kridl, von dem ich noch kein Geld erhalten kann, ins Kärntnertor-Theater sah den Wild in der Loge beim Fuljod, sagte es dem Grafen. Sprach ihn nachher, er kam erst heute nach Mittag von Darmstadt und bleibt 4 Wochen. Im 3. Stock sprach ich Seng (?) und Kettel. Therese war bei Moser und schickte Gefrorenes.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).