Trüb, kalt. Im Burgtheater „Wallenstein“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „2 Tanten“, im Theater an der Wien „Agnes Bernauer“. Den Vormittag beim Grafen, Credenz, Adler. Therese gab mir zum Angebinde ihrer Hände Arbeit: ein Uhrband, mit Gold beschlagen, schön und niedlich. Hitzinger, Fux mit Anhang frühstückten mit uns, Joris schickte mir einen Nachttopf, Lavoir und Becher, die Assen eine Kaffeemaschine von Messing, Radl schickte Forellen, Gittig einen Indian, Schinken und Speck. Krautauer schickte die silberne große Kaffeemaschine. Wohlfarth bewirtete uns prächtig, deckte Therese und mir Gläser mit unseren Chiffren auf unsere Plätze; Alexander machte Späße, ich blieb bis 6 h. Ich kaufte Therese bei Weber ein Ringl, fuhr mit ihr in den Garten. Rohrweck war nicht zu Hause, Kornhäusel in Liechtenstein. Dem Hoffmann schenkte ich wie dem Richart ein seidenes Tuch, gab ihnen das Billett ins Theater an der Wien, den Reimannischen gab ich die Loge. Abends bekam ich wütende Zahnschmerzen am linken unteren letzten Stockzahn und wartete bis ½ 11 h auf Fuchs. Ich litt schrecklich. Gleich bei Wohlfarth geschah unter Gottliebs Beistand die Operation, welche 10 Minuten dauerte. Fünfmal setzte er an, endlich gelang es, ihn herauszunehmen. Ich blieb, von allen bedauert, beim Souper, trank nur Mandelmilch und kam um 12 h nach Haus. Schießl machte mir das Diana-Bad, Neefe das Schloss Ambras, wurde aber nicht fertig; hinzu lieferte Hechtl (?) einige Figuren.
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Früh heiter, abends kalt, stürmisch. Ich bin sehr matt, Schnupfen, die Zahnwunde schmerzt mich. Im Burgtheater „Silberne Hochzeit“, im Kärntnertor-Theater „Arrighetto“, „Due prigioneri“, im Theater an der Wien Carl als „Schwätzer“, „Kleine Diebin“. Zum Grafen, mit Gittig beschäftigt. Zum Professor Waldinger, zum Adler, mit Bschaidner in den Garten, zur Peter. Therese brachte der Wohlfahrt Forellen. Mittags waren Neefe und Elsler da, nach Mittag mit Wohlfarth in den Garten. Abends bei Wohlfarth im Gewölb. Um 10 h ins Bett; mich quält ein neues Kopfweh und Schnupfen.
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Trüb, kalt. Im Burgtheater „Indianer in England“, im Kärntnertor-Theater „Junggesellenwirtschaft“, „Nina“, im Theater an der Wien „Bürger in Wien“, Carl als Staberl. Sehr früh zum Grafen, Gittig holt seine Liesi ab. Wegen meiner Obligation zum Hensler. Zu Wohlfarth, mittags allein. Nach Tisch mit Therese in den Garten, in die Porzellanfabrik. Abends mit Wohlfarth ins Leopoldstädter Theater „Der Tiger (?)“, Pantomime von Rainoldi, Musik von Müller, letzte schöne Dekors von Neefe, sehr brillant.
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Regen, kalt. Ich bin geschwollen, ließ mir die Zähne putzen. Im Burgtheater Im Burgtheater „Findling“, T[rauerspiel ?] in 1 Akt von einem Offizier, „Deutsche Hausfrau“, im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „La guerra aperta“, Oper in 1 Akt, Mus[ik] von Guglielmi. Im Theater an der Wien Carls Einnahme, „Staberls Reiseabenteuer“, Posse in 3 Akten von ihm selbst, das große Parapluie von Roller. Den Vormittag beim Grafen, mittags allein. Therese war bei Mirus und trug ihr des Grafen Equipage an. Nach Mittag zu Wohlfarth, brachte ein Milchamperl, Zuckervase, Schale mit Kochs und eine mit seiner Namenschiffre, 60 fl., alles gefiel sehr, die Frau aber bemerkte es kaum, weil sie mit Zuschneiden beschäftigt war. Bei Rodler trank ich Tee, dann ins Theater an der Wien. Die Posse ist höchst elend und wurde nach jedem Akt, und auch während denselben ausgezischt, aber die Unverschämtheit dieses Judenbuben übersteigt alle Grenzen. Ich langweilte mich sehr. Kurs 380 fl., der # 17 fl. 30 x.
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Heiter. Im Burgtheater „Findling“, gefiel, „Onkelei“,„Verschwiegener wider Willen“. Im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Übelgehütetes Mädchen“, im Theater an der Wien „Staberls Reiseabenteuer“. Den Vormittag beim Grafen, um 11 h führte Therese die Mirus nach Penzing. Ich speiste bei Wohlfarth, der junge Massauer ebenfalls. Produktion der Schalen, bei Koch machte es keinen großen Eindruck, die Wohlfarth schlug der Tasse des Gottlieb den Henkel ab Dann spielte ich Billard, abends ins Kärntnertor-Theater. Ich soupierte bei Wohlfarth, Therese schickte ich Gefrorenes und Bäckerei.
Band 08 (VIII.), Seite 153r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).