In der Nacht wütender Sturm und Schnee; ich bangte für die Schweizerhütte. Im Burgtheater „Intermezzo“, im Kärntnertor-Theater neue italien[ische] Oper „La Contessa di Colle Erboso“, 2 Akten, Mus[ik] von Generali. Im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“. Den Vormittag beim Grafen, zur Wohlfarth, sie ist besser. Zum Adler, speiste bei Wohlfarth, mit Koch, Glaser, welche sehr anzüglich. Der Graf liegt und ließ mich noch vom Tisch rufen. Neefe war bei mir. Nach Mittag spielte ich Billard, zum Adler, abends wieder Billard und soupierte da.
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Heiter, kalt Im Burgtheater „Indianer in England“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, dann das gefallene Ballett „Amor und Psyche“, im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“. Den Vormittag beim Grafen, welcher liegt, auf die Börse zum Hansel, zu Biedermann, Wohlfarth. Mittags allein. Nach Mittag führte ich Therese auf meinen Garten, es wehte und schneite. Zu Kridl, zum Adler, zur Wohlfarth, welche zu Haus. Holte Tony im Kärntnertor-Theater und soupierte da.
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Heiter, abwechselnd Schnee, kalt. Im Burgtheater „Welche ist Braut ?“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Verlegenheiten und Auswege“, Posse in 1 Akt, übers[etzt] von Castelli, dann „Kleine Diebin“. Bei Benkó „Feodora“, ein Pas de deux von 2 kleinen Mädchen, russisch, vorher „Das alte Gemälde“ von Kurländer. Den Vormittag beim Grafen, welcher noch liegt, zum Kridl, zu Wohlfarth, wo ich speisen musste. Nach Tische machte ich ihnen den Spaß mit den 5 Kaffeeschalen mit den Namenschiffren. Nachher fuhren wir in den Garten, zum Adler. Abends zu Benkó, dann mit Tony nicht zum Souper, sondern mit Neefe nach Haus. Therese war heute wegen dem Singen bei Hof bei Salieri und Kuefstein. Ersterer machte Umstände, letzterer glaubte, sie solle bei der Vermählung der Leopoldine singen. Kurs 382 fl..
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Kalt, öfters Schneegestöber; neuer Winter. Im Burgtheater „Strelitzen“, im Kärntnertor-Theater „Junggesellenwirtschaft“, „Nina“, im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“. Den Vormittag beim Grafen, Therese ging den Vormittag mit 2 Fasanen zur Mirus, welche liegt. Ich kaufte einen Spiegel in der Porzellanfabrik. Kridl, Wohlfarth und Neefe speisten einen Fasan und Kalbsschlögel mit uns. Nach Mittag fuhren Therese, Wohlfarth, Neefe und ich in den Garten, dann zum Hensler wegen Neefe und 4.000 fl. Anleihe, zu Dietrich, für den Grafen 400.000 fl. Dem Hensler versprach ich, meinen Wechsel auf 4000 fl. Zwanziger von Biedermann zu überlassen; sprachen mit Froon. Mit Kornhäusel in die Stadt, abends bei Wohlfarth. Kurs 378 fl..
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Regen und Schnee. Im Burgtheater „Taubstummer“, Töpfer spielt Gitarre. Im Kärntnertor-Theater „La Contessa di Colle“, im Theater an der Wien Kronenfels in „Schauspieler wider Willen“, „Waldmädchen“; den Gottlieb beglückte ich mit meinem neuen Freibillett. Den Vormittag beim Grafen. Verschaffte dem Wohlfarth 25 Pfund Zwieback, speiste bei ihm. Mit Glaser zum Remy, um den Bauplan zur Burg zu sehen. Zum Hensler wegen dem Geschäft mit den 4000 fl., welche ich ihm mit einem Wechsel von Biedermann bis Ende Dezember 1818 gegen dem geliehen, dass er mir 12% gibt und als Honorar ein Freibillett auf 2 Personen. Nach Mittag zu Haus, um 5 h mit Wohlfarth zur Massauer, zum Adler, dann ins Gewölb, blieb zum Souper. Kurs wie gestern 378 fl..
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).