Regen, anhaltend schlechtes Wetter. Abends Sturm, Steinwerfen, Blitz und Donner. Im Burgtheater „Mohrin“, Mad. Carl und Gatte; im Kärntnertor-Theater „Lott[erie]los“, „Amor und Psyche“, im Theater an der Wien „Verschwörung in Kamtschatka“, Mad. Mevius als Afanasia. Den Vormittag beim Grafen, um 12 h zum Hensler wegen Abschluss des Geschäfts über die 4000 fl. Das Geschäft zerschlug sich, weil er wo anders Geld vermutet; indessen bat er um Aufschub. Mittags bei Wohlfarth, fidel. Nach Mittag zu Reimann, brachte 500 fl. War auf dem Gartengrund, wo das Wetter die Arbeiten hemmt. Wegen Jean und einem Zeugnis zu Malfatti, dann zum Adler. Therese liegt an Kopfschmerzen. Das Hageln verschreckte die Leute im Burgtheater, als ob Feuer wäre.
Band 08 (VIII.), Seite 152r
7167
1817
3
15
Am Vormittag heiter, kalt, nach Mittag Schneegestöber, teuflisches Wetter. Im Burgtheater „Schreibpult“, im Kärntnertor-Theater „Contessa di Colle“, im Theater an der Wien „Bürger in Wien“. Zum Grafen, mit Rodler wegen Außtaffierung zur Gräfin; zu Dietrich, welcher mit dem Grafen spricht. Zu Dav[ria ?], zu Malfatti wegen Empfehlung für meinen Bruder, welche sehr freundlich ist. Zur Peter, brachte von Liebisch Percal und weißes Band, sprach ihn. Kridl und Wohlfarth speisten da, nach Mittag mit ihnen in den Garten. Abends zu Jungmann, zum Adler. Ins Burgtheater, nahm bei Tony Gefrorenes, dann zu Wohlfarth. Kurs [….?, Wert fehlt].
Band 08 (VIII.), Seite 152r
7168
1817
3
16
Abwechselnd Schnee. Im Burgtheater „Katakomben“, im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Due Prigionieri“, Oper in 1 Akt von Pucitta; „Pagen des Vendome“. Im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“. Den Vormittag beim Grafen, zum Professor Waldinger wegen Klauen-(?) Krankheit. Zu Rebell, seine Landschaften anzusehen, zum Adler. Mittags bei Wohlfarth mit Streitfort und Schwaiger. Abends gingen alle ins Theater an der Wien. Soupierte mit Hoffmann bei Wohlfarth.
Band 08 (VIII.), Seite 152v
7169
1817
3
17
Trüb, Schnee. Im Burgtheater „Lorbeerkranz“, im Kärntnertor-Theater „L‘ inganno felice“, „Due prigioneri“, Im Theater an der Wien Einnahme des Küstner „Erasmus Lueger“, Jahr 1484 in Kärnten, Trag[ödie] in 4 Akten von Weidmann. Mittags im Redoutensaal Bauchredner Alexander. Den Vormittag beim Grafen, zur Josephine, brachte Schreibzeug mit Gold, 45 fl.. Hensler schrieb mir ein Billett wegen Abschluss des Geschäftes. Ich verkaufte bei Biedermann 4000 fl. zu 379 fl. ohne Sensory (?), gegen 8 % Eskompte, Mayer war dabei. Ich erhob da Interessen von 6%. Wegen meinem Zahn (?) zu Elsner vom Stempelamte, zahlte 4 fl., nach Mittag war er besser. Nach Mittag im Adler, dann ins Theater an der Wien, Schießl und den Reimannischen gab ich auch Billetts. Sehr voll. Nach dem 2. Akt wurden Lange, Heurteur und Weidmann gerufen. Der Schluss gefiel nicht, es wurde sogar gezischt, doch ungerecht. Der letzte Akt ist zu lang, das Spektakel nicht imposant und schadete. Küstner erschien in Schwarz und dankte in Beziehung auf seine Rolle. Weidmann erschien, „die Zufriedenheit des vaterländischen Publikums ist des Dichters schönster Kranz“. Ich machte mich gleich ins Bett. Therese ist wieder besser, aber noch nicht gut.
Band 08 (VIII.), Seite 152v
7170
1817
3
18
Trüb, kalt. Im Burgtheater „Verräter“, „Baron Blitz“, im Kärntnertor-Theater „Waisenhaus, im Theater an der Wien „Erasmus Lueger“. Den Vormittag beim Grafen, mittags bei Wohlfarth mit dem Bauchredner Alexander. Nach Mittag im Garten, dann wegen Koch und meiner Tasse in die Porzellanfabrik. Wohlfahrt und sie fuhren mit, ich kaufte ihr ein Glas mit der Devise: „Sonne, sie werfe auf Dein Leben ihren schönsten Strahl“. Therese ist besser und musste viele Visiten empfangen, sie lag abends wieder. Abends in C. Sehes (?) Panorama von Hamburg und Heidelberg, durch Gläser zu schauen, gefielen mir nicht. Spät zum Adler, soup[ierte] bei Wohlfarth; blaues Tuch, gelbes Gilet.
Band 08 (VIII.), Seite 152v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).