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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3691 1807 9 10 Kühl. Fahrt nach Eisenstadt mit Gewey und Nitschner. Um 6 h fuhren wir ab. Bei Laxenburg fing es zu regnen an, da fanden wir keine Pferde und nahmen Leitgebs seine bis Wimpassing. Im Münchendorf frühstückten wir bei Hofer (?). Um ½ 12 h waren wir in Eisenstadt, gingen zu meiner Mutter, zu Kárner, besuchten das Theater, gingen durch den Garten zu Fuchs, der uns die meisten Stücke seiner Oper hören ließ. Ich holte Kárner ab und wir speisten bei meiner Mutter freundschaftlich und gut. Gegen 5 h gingen wir ins Theater, bestiegen die Gerüste der neuen Auffahrt, hatten unseren Jux mit Maurer. Um ½ 7 h begann die ganze Probe von Fuchs' Oper „Der hölzerne Liebesboth". Ich wurde von den meisten des Personals sehr artig empfangen, plauderte und hielt die Opernprobe ganz aus. Die Musik ist sehr artig, die Vorstellung der Sänger äußerst mittelmäßig. Nach ½ 10 h mit Kárner nach Haus, soupierten und hatten wegen Streichen der Oper viel Spaß mit Gewey. Erst gegen 12 h ging’s zur Ruhe. Band 06 (VI.), Seite 53v
3692 1807 9 11 In Eisenstadt. Früh abwechselnd Regen. Nach dem Frühstück gingen wir zu Kárner. Er ließ durch Vadász Gewey zum Fürsten führen, der ihn sehr galant empfing. Wir blieben eine Weile bei der Probe von „Gulistan“, gingen durch den Garten zur Dampfmaschine, die uns Langreuter in ihrer ganzen Wirkung zeigte, sahen die Glashäuser, Wieners Feuerwerk, durchstrichen so alle Partien und kamen um 12 h nach Haus. Unterm Essen besuchten uns Kárner, Hampel, später Hummel, um zu saufen (?!) und Székely. Gewey fuhr zum Fuchs zur Leseprobe, Nitschner las. Später gingen wir zum Wiener auf den Feuerwerksplatz, zur Csekonics. Abends ins Theater „Gulistan“, Urban als Gulistan, sehr mittelmäßig. Wir schlichen im Saal herum, plauderten, ich langweilte mich. Dann zum Souper, Kárner ging mit uns; es wurde wieder lang geplaudert. Band 06 (VI.), Seite 53v
3693 1807 9 12 In Eisenstadt. Heiter, spät abends Regen und kalt. Früh zu Kárner, in den Garten, zur Probe, auf den Feuerwerksplatz und zur Dampfmaschine. Um 11 h nach Haus, ich erwartete Theresens und Krug's Briefe. Mittags war stets Neckerei zwischen Gewey und Nitschner. Nach Mittag waren wir zu Haus. Nach 4 h machten wir der Csekonics einen Besuch, gingen zum feierlichen Segen in die Bergkirche, dann auf den Platz. Er war ganz voll Menschen. Gegen 6 h rückten 4 Escadrons, 2 Züge von Ott Husaren, ganz blau montiert, durch der Hohlweg herauf, stellten sich vor dem eisernen Gitter en Fronte, feuerten 3mal und zogen über den Platz zwischen den Stallungen durch ab. Krug, nachher kamen Lissl mit Krauss (?), stiegen auch bei uns ab und sahen gleich diese Feierlichkeit. Von da nach Haus und später zum Feuerwerk, welches sehr reich an Feuer war und mit einer starken Kanonade schloss. Krauss wurde beim Feuerwerk übel, sie sank in meine Arme, wir schleppten sie auf’s Gerüst, dann nach Haus. Ich ging ins Theater zum „Dorfbarbier“. Die Fürstin wurde mit Trompeten und Pauken und Vivat-Rufen empfangen. Gegen 1 h kamen wir erst ins Bett. Band 06 (VI.), Seite 53v
3694 1807 9 13 Marienfest. Den ganzen Tag Regen und sehr kalt. Früh zum Kárner, ins Schloss, zum feierlichen Amt, vom Raaber Bischof Wild gehalten, mit einer verunglückten Musik von Beethoven. Dann zurück ins Schloss, Großmann hielt mich so lange draußen. Im Schloss traf ich Sonnleithner, der sich gleich an mich schloss. Ich führte ihn zur Gratulation in den kleinen Saal und in sein und Corallis Quartier, dann zu uns zum Speisen. Nitschner kam erst nach Mittag von Zinkendorf zurück. Sonnleithner und ich gingen in die Vesper, in Kárners Kanzlei, wo wir unseren Frauen schrieben, dann ins Theater. Man gab die „Savoyarden“, dann ein Divertissement von Taglioni, von Coralli und der Coustou(?) getanzt; die kleine Neumann und Bandini (?) tanzten auch. Ich führte Sonnleithner in die Loge der Hausoffiziere, sahen eine Weile dem Balle zu, und gingen nach Haus soupieren. Band 06 (VI.), Seite 53v
3695 1807 9 14 In Eisenstadt. Kalt. Nach dem Frühstück machten Sonnleithner und ich dem Kárner einen Besuch, machte Anstalten, dass die Figuranten wegfuhren und war mit meiner Gesellschaft den ganzen Vormittag bei der Probe von Fuchs' Oper. Kárner war auch unser Gast und Sonnleithner ließ seinen Witz unaufhörlich spielen. Vor Mittag in den Hofgarten, wo Kleinschenk (?) mit seiner Gesellschaft spielte und am Ende ein Knabe ritt. Ich war mit meiner Gesellschaft und gingen von da gleich ins Theater „Der hölzerne Liebesboth“, von Gewey mit Fuchs' sehr artiger Musik. Der Fürst kam spät von Zinkendorf zurück und erst um ½ 9 h wurde angefangen. Ich war mit Sonnleithner in der Loge, Kárner soupierte mit uns, es wurde gepunscht und erst um 2 h kamen wir ins Bett. Ich konnte mich nicht ausschlafen, denn wenn alles schon in Ruhe, lärmten Gewey und Nitschner im Bette. Band 06 (VI.), Seite 54r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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