Trüb, es richtet sich endlich zum Regnen. Therese und ich fuhren früh zu unseren Handwerkern, meine Mutter ging auf den Markt. Später ging ich ins Haus zum Grafen und Keglevich. Nitschner besuchte mich wegen der Eisenstadt-Reise. Durch Peter bekam ich 2 türkisch gedruckte Gilets. Therese und meine Mutter speisten allein, ich war engagiert in Reiters und Peters Gesellschaft zu speisen. Heute wird das Kärntnertor-Theater mit dem neuen Podium eröffnet, mit „Dorfbarbier“ und dem „Schwarzen Mann“. Als Schneider debütiert ein Herr Labes (?) von Berlin, und ebenfalls als Dichter Flickwort; ein Harrlekin mit Grimassierungen, der schwer zu verstehen ist, übertreibt, nicht gefiel und doch vorgerufen wurde. Ich ging in die Loge, suchte mir Compagnie und kam dann mit Peter zusammen. Therese und meine Mutter waren abends bei der Brandlin, wo sie nur Jammer und Elend hörten.
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Ein schöner Tag. Früh arbeitete ich mit Albinsky an seinem Kellerstand und Garderobe. Klimbke und Nitschner kamen später, ersterer ging mit mir in Keglevich’s Quartier und Keller, wo ich nachsah und Erfrischung nahm. Peter und ich speisten zusammen in Gesellschaft, Reider (?) blieb aus, sie ist krank, darum Peter so spät erschien. Gegen Abend setzten wir uns zu Wagners Kaffeehaus, Kerndl (?) gesellte sich dazu. Gegen 8 h ging ich in die Loge im Kärntnertor-Theater „Liebhaber und Nebenbuhler in einer Person“. Therese, meine Mutter und Bruder speisten beim Uhrmacher. Ich schickte ihnen durch Michel den Logenzettel. Machte einen Besuch, fand selbes sehr voll, ging zu Therese nach Haus, die allein war. Traf einen Brief vom Keglevich, den ich im ganzen Feuer beantwortete.
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Große Hitze. Therese und ich fuhren zu mehreren Handwerkern, dann nach Haus. Um 10 h fuhr ich wegen Croisett (?) nach Sechshaus. Als ich zurückkam, las ich bis ½ 1 h, traf Gesellschaft zum Speisen, ging abends zu Peter und in seiner Compagnie zu den Sieben Kurfürsten. Meine Mutter speiste bei Voith (?), Therese bei Hocheder. Um 9 h abends waren wir zusammen.
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Maria Geburt. Trüb, stürmisch, kalt. Abreise meiner Mutter. Wir frühstückten alle zusammen, auch Jean, dann reiste meine Mutter um 8 h weg. Dem Jean gab ich den Auftrag, eine Fuhr nach Eisenstadt zu besorgen. Ich arbeitete, ging ins Quartier, zu Keglevich, vollendete das Inventar und speiste mittags in Gesellschaft von Peter, weil unser Mensch vergaß, etwas zum Essen nach Haus zu tragen. Therese ließ sich allein etwas kochen. Die Rosalie besuchte Therese und es wurde vom Tode der Salieri geplaudert. Gegen 6 h kam ich nach Haus, las, gegen 7 h kam Peter. Wir schlichen in der Stadt herum, suchten Compagnie und soupierten beim Gattern (?)
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Ein schöner Tag. Um 8 h fuhr ich mit Therese herum, waren auch bei der Terzaga, später war ich bei Pescat. Nach 12 h traf ich Peter, der mich engagierte, abends zu ihm hinaus zu kommen. Mittags allein, unterm Essen kamen Reimann und Frau, welche wir bewirteten, von seinem Hausbau sprachen. Reimann ersuchte mich, den Grundstein zu legen und eine passende Inschrift zu machen. Ich gab ihnen die Loge zu „Gulistan“, arbeitete nach Mittag und schrieb dem Grafen, dass heute die Vorstellung des neuen Oberst-Hofmeister Fürsten Trauttmannsdorff sei. Therese packte meine Sachen zur morgigen Reise. Ich rangierte alles, schrieb noch an Fink (?) um das seit Jahren versprochene Schmalz und war abends in Peters Compagnie in seinem Garten.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).