Trüb, öftere Regengüsse, abends starkes Gewitter. Um 7 h fuhr ich mit Therese in den Prater und zu Brandmayer. In der Jägerzeil erhing sich ein Niederländer. Später zum Grafen, der heute nach Baden fährt und abends wieder zurückkehrt. Von heute beginnen die Ferien der Sänger und Tänzer und das Kärntnertor[theater ?] bleibt bis Ende des Monats geschlossen. Ich besuchte Peter, fand Jungmann und den Sohn des Schauspielers Müller, welcher Mauthner am Schanzel ist. Sonst las ich zu Haus das Sonntagsblatt vom Schreyvogel. Nach ½ 2 h gingen wir zum Quarin speisen, da aßen der Hofrat der Obersten Justizstelle Pittrich (?), Hofsekretär Laufer (?) von der böhmisch-österreichischen Hofkanzlei, Phillebois mit Familie, Rathmayer, Schönauer (?) Wir blieben bis 6 h, Therese ordnete zu Hause alles zur Badner Reise. Ich ging zu Peter, der Therese heute Zuckerwerk schickte. Blieb den Abend in Gesellschaft und fuhr mit Reider (?) in die Stadt.
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Ein schöner Tag. Die Natur lebt auf. Vor 6 h fuhr Therese mit einem Badenwagen zu ihrer Mutter nach Baden, ich um 7 h mit Umlauf zum Brandmayer, dann zu Ehrenfels nach Meidling. Ich zeigte ihm das schöne Theater, sprachen mit Röckel, Horcher, hörten, dass sie schon 2 Wochen Pacht schuldig sind, dass das Ganze der Auflösung nahe ist. Den übrigen Vormittag beim Grafen. Mittags aß ich ganz allein, Peter leistete mir eine Zeitlang Gesellschaft. Nach Mittag arbeitete ich, später suchte ich Sieber auf, besuchte Eckhart. Weil der Abend so schön war, ging ich zur Alster soupieren, wo ich gleich Compagnie fand. Ich war verdrießlich, machte mich darum bald ins Bett.
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Trüb, abends heiter. Den ganzen Vormittag bis ½ 2 h beim Grafen. Heute war Reimann bei ihm, bat ihn um 10.000 fl zum Bau seines Hauses, welche er ihm auf kommenden Februar versprach, was mich gar sehr freute. Mittags suchte ich mir Compagnie zum Speisen, kam in Disput und ennuyierte mich. Nach Mittag zu Haus, abends zu Peter. Er ging an die Wien in die Pantomime, ich war also ohne Gesellschaft, blieb im Garten bis 9 h, trank Mandelmilch, ging ganz langsam nach Hause und ins Bett.
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Ein sehr warmer Tag. Früh 8 h fuhren Peter, Schneid und ich nach Hainbach, es war ein angenehmer Morgen. Wir frühstückten da, später kam die Steffinger, jetzt Istvánffy, mit der Gräfin Sedlnitzky und noch 2 Damen. Mit denen schwätzte ich, unser Lungenbratl roch ihnen sehr gut in die Nasen. Um 11 h waren wir zurück. Ich blieb bis 1 h beim Grafen, fand Compagnie zum Speisen. Ging nach Mittag in die Theaterkasse, schimpfte über die Schmutzerei mit den Billetts, war zu Hause und schrieb Therese nach Baden. Abends sah ich den Einzug der Mariazeller Wallfahrter, ging zu Peter. Liebisch begleitete mich zu Peter, wir saßen ganz allein im Garten. Er weihte die neue Pfeife ein, die ich ihm zum Geschenk machte. Als wir im Diskurs begriffen waren, türmte sich mächtig ein Gewitter auf, welches um ½ 8 h fürchterlich losbrach, einen Gärtner in der Leopoldstadt durch seinen Rauchfang erschlug und in Lainz ein Haus samt Stadel verbrannte. Wir retirierten uns in den Tempel. Ich aß diesmal Rostbratl und trank Bier. Um 9 h herein, traf Gesellschaft, war aber um 10 h schon zu Haus und fand ein Billett von Therese, worin sie schreibt, dass sie morgen kommt.
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Warm, nach Mittag trüb. Früh ins Kärntnertor-Theater, um den Bau des neuen Podiums nach dem Riss des Maschinisten Kubitschek (?) anzusehen. Es soll bis Ende August geendigt sein, welches ich mir nicht möglich denke. Von da zum Keglevich, den Handwerkern nachzusehen, ins Haus des Grafen, zur Joseph[ine]. Da fand ich Peter, wir blieben und holten zusammen Freudenthal Sauerbrunn. Machten im Vorbeigehen Huszty (?) einen Besuch. Ich aß gleich in Compagnie, war nach Mittag zu Haus, las, schrieb und erwartete Therese von Baden. Ging abends zu Reimann und mit ihm auf seinen Bauplatz, dann zur Waage soupieren. War um 9 h schon zu Haus und fand mein liebes Weib, welches mich herzlich freute. Wir plauderten noch und begaben uns dann ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).