Heiter, warm; der gestrige Abendregen kühlte wenig ab. Früh war ich zu Haus, zur Theaterkasse, Klassensteuer-Kommission, zum Grafen ins Haus, zu Keglevich, die Inventur fortzusetzen. Dann sprach ich noch Compagnie und nach Haus. Mittags waren Nina und Rosalie unsere Gäste. Im Burgtheater ist heute zum ersten Mal „Le Nozze di Figaro“. Passy tritt als Figaro, Bulla als Susanne, Campi als Gräfin auf. Am Nachmittag in die Theaterkasse wegen Billetts für die Terzaga, dann zur Terzaga, Hillebrandt. Abends ins Kärntnertor-Theater, sprach Michel, Castelli. Nach 8 h ging ich der Compagnie wegen zur Waage soupieren. Therese machte einen Besuch der Ritzin und Haan (?), erstere wiederholte ihren Besuch nach Mittag. Da kam auch die Harfnerin, welche bei Peter spielte, und Hocheder. Therese blieb den Abend zu Haus.
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Außerordentliche Hitze. Früh fuhr ich mit Umlauf zum Pferdehändler Friedrich, dann in den Prater, wo wir bei Benkó Obers tranken. Ich suchte Compagnie, sprach Peter und erzählte ihm Pescats abscheuliches Betragen. Therese machte der Hocheder einen Besuch und gab den Großbauerischen die Loge im Kärntnertor-Theater „Medea“ – von Mad. Elise Bürger gespielt, gestern gab sie ihr Deklamatorium – dann „Missverständnisse“, sehr mittelmäßig, Lustspiel in 1 Akt. Agnes war unser Gast. Den Nachmittag war ich zu Haus, es kamen Pepermann und Röckel, welcher mir von den Greueltaten der Meidlinger Direktion erzählte. Heute gaben sie „Menschenhass und Reue“, ohne Rollen, mit einer Probe. Ich arbeitete, die Hocheder kam. Ich ging mit ihr und Therese ins Kärntnertor-Theater „Medea“ zu sehen. Therese hat Kopfschmerzen. Die Bürger ist kein junges Weib mehr, hat eine schöne Figur und manches vortrefflich gesagt. Es war sehr leer, doch wurde sie vorgerufen und dankte sehr verbindlich, und schloss, es sei ihr Stolz, den lange genährten Wunsch erreicht zu haben, nach Wien zu kommen und von dem verehrungswürdigen Publikum Äußerungen des Beifalls empfangen zu haben. Hocheder fand im 4. Stock die Goldmann. Ich ging mit Therese in „Figaro“, sehr leer. Man forderte von uns Billetts, die wir noch nicht hatten. Eine neue Schmutzerei; man muss immer Billetts vorzeigen und darf nur bei neuen Vorstellungen zum 4. Mal ins Theater. Ich traf Schön, plauderte von Freudenthal, ging Bier trinken, dann nach Haus.
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Die unerträgliche Hitze mehrt sich mit jedem Tag. Mit Therese fuhr ich zum Högler, Rauecker und Brandmayer. Bei der Rückkunft fand ich den Grafen herin, wo ich den Vormittag blieb. Im Haus fand ich mein Freibillett ins 2. Parterre, welches mich ganz umstimmte. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Therese und ich waren allein. Gegen Abend ging ich zu Peter, späterhin soupierten wir in Compagnie in seinem Garten, und waren froh und munter.
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Schreckliche Hitze, sie wächst mit jedem Tag. Früh besuchte uns Scheiger, dann den ganzen Tag beim Grafen. Mittags fand ich Compagnie zum Speisen, Therese aß allein. Nach Mittag begab ich mich in den Prater. Ich fand Scheiger, Wokurka, Hofbauer (?), sprach Wuschikin mit Anhang. Im Herausgehen traf ich Peter, die Reider (?) und Spendler (?), in deren Compagnie wir beim 3. Kaffeehaus Bier tranken, Aufgeschnittenes aßen, welches aber so schlecht war, dass wir es nicht genießen konnten, sondern zu den Sieben Kurfürsten soupieren gingen. Erst um 11 h kam ich nach Haus. Therese unterhielt sich allein und war im „Figaro“.
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Hitze zum Verschmachten. Früh fuhr ich mit Therese in den Prater, war im Haus beim Grafen und Keglevich, schrieb 2 Mal der Pescat. Die Reider (?) machte uns mit Peter einen Besuch. Mittags war Nina unser Gast. Nach Mittag schrieb ich, ging zum Grafen ins Haus, rangierte alles zur morgigen Badenfahrt. Die Loge zur „Agnes Sorel“ gab ich dem Dernberg (?), wo Hohenwald wohnt. Abends machte ich Peter einen Besuch, gab ihm die von der Gesellschaft empfangene Schachtel, worin auch 100 fl. waren. Sprachen viel; er war selbst in Gesellschaft, da man ihn hin bitten ließ. Um 8 h ging ich in die Stadt, suchte Gesellschaft um Wein und Sauerbrunn zu trinken. Kam um ½ 10 h nach Hause, hörte, dass morgen „Caliph“ sei und dass Therese hier bleiben muss. Dies war mir sehr unangenehm. Ich engagierte Nina und wir gingen noch so spät zu Weigl.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).