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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
356 1798 7 29 Ich fuhr um 3 h von Eisenstadt weg und kam um ¼ auf 8 h in Wien an. Bei Therese stieg ich gleich ab; das edle Mädchen empfing mich schon am Gange. O, es war ein seliger Augenblick, als wir uns sahen, um den Hals fielen und unter den innigsten Küssen des Wiedersehens freuten. Alles empfing mich mit wahrer Freude und bis 11 h schwätzten wir in einem fort und waren froh. Um 11 h gingen wir in die Kirche im Deutschen Hause, dann nach Hause und zum Speisen. Brot, Obst und die Ringeln vom Jean Elsler freuten sie und gaben ihnen einen Beweis meines Andenkens. Bei Tische waren wir munter und beschlossen, abends ins Marinellische Theater zu gehen. Nach Tische legte sich die Mutter in Theresens Bett, Therese und ich saßen auf dem Sopha, Nina arbeitete am Fenster und ich strickte eben eine verkehrte Masche, als Graf Carl hastig ins Zimmer trat. Alles erschrak, heftig pochte Therese und mir das Herz. Er ging mit der Mutter in das große Zimmer, verblieb nicht lange, aber sagte ihr viel Unangenehmes, dass wir alle bestürzt wurden. Er sagte, mein Hierbleiben im Dienst sei nicht bestimmt und er könne nichts versprechen. Traurig und elend brachten wir den Rest des Nachmittags zu. Therese schrieb ihm im Namen der Mutter und bat ihn um eine Unterredung am Dienstag; diesen Brief will ich morgen überbringen. Abends um 7 h gingen sie in die „Lodoiska“; ich nach Hause, ordnete meine Sachen, wusch mir das böse Auge und legte mich schlafen, um mein elendes Dasein wenigstens auf ein paar Stunden zu vergessen. Band 01 (I.), Seite 47r
357 1798 7 30 Vor 7 h weckte mich Ignaz, ich arbeitete mit ihm. Dann kam Kutschersfeld; mit ihm sprach ich von unserer Reise, die für Mittwoch festgesetzt wurde, von Geschäften, dann ging er; also nirgends Trost für mich ! O, ich bin doch recht unglücklich ! Ich zog mich an, steckte für Nina einen gestreiften Schal und für Weidmann eine Bouteille Tokajer ein und ging in die Stadt, am ersten zum Grafen, dann zu Therese. Beim Grafen war ich beinahe eine Stunde; er war sehr gut und sagte mir, Therese und die Mutter sollten ihn morgen besuchen. Ich ging dann ins Haus zum Portier, kaufte Tabakspfeifen für Pölt, besuchte Weidmann und Klimbke, mit selben spazieren. Zu Therese speisen, wo auch Muhme Reyher (?) war. Wir unterhielten uns so ziemlich zusammen und freuten uns, da wir uns mit Hoffnung trösteten. Nach Tische blieb ich da bis 6 h; Klimbke kam auch zu Besuch und so unterhielten wir uns gut. Nachher ging ich mit Klimbke in die Kanzlei und mit selbem ins Wiedner Theater. Dort gab man den „Hamlet“ und Gustav Hagemann spielte mit verdientem Beifall; nach den Theater ging ich gleich nach Hause und ins Bett. Band 01 (I.), Seite 47v
358 1798 7 31 Ein schöner, angenehmer Morgen. Um 5 h stand ich auf, später besuchte mich Schröder (?) und klagte mir über seine traurige Lage. Ich gab ihm etwas und ging mit ihm auf den Haber-, Heu- und Strohmarkt. Im Kaffeehause an der Wien frühstückten wir, dann ging ich zu Therese, blieb da bis 12 h und hörte, dass die Mutter früh 1 ½ Stunden bei unserem Gönner war, der sie sehr freundschaftlich empfing und versprach, sein Möglichstes zu tun. Ich ging zu Klimbke und mit ihm in die Probe zu „Hamlet“; dann las ich Kotzebues neue „Regeln für Schauspieler“ und ging mit Klimbke, Senestri, Kollmann und Paur (?) zum Fischtrühel speisen. Nach Tische ging ich zu Therese, brachte ihr Weichselkuchen und fand da die Frau v. Klob. Therese spielte in der „Pietra simpatica“ und ich wollte mit Charles in das Josephstädter Theater gehen. Am Anfang der Kaiserstraße begegnete uns der Gönner, sprach mich freundschaftlich an. Ich musste Charles zurücklassen, kehrte mit ihm um und begleitete ihn in die Stadt bis auf den Graben. Wir begegneten in der Breunerstraße Therese fahren, grüßten sie freundschaftlich und herzlich. Der Gönner und ich sprachen von Geschäften, vom Heu- und Stroheinkauf und von meiner Liebschaft; er gab mir die besten Versicherungen. Nachher fand ich Charles nicht mehr, sprang zu Therese ins Theater und sagte ihr in ein paar Worten, wie und was ich mit dem Gönner sprach, ging dann mit Callerga (?) und Kreutzer auf die Bastei, aß Gefrorenes und ging um 9 h nach Hause. Am Tor säß Marisch (?) und wartete meiner. Er schlief bei mir und klagte mir seine Verdrießlichkeiten beim Heueinkauf in Kittsee. Band 01 (I.), Seite 47v
359 1798 8 1 Früh um 5 h stand ich auf. Mein Auge schmerzte mich sehr und war viel mehr entzunden. Um 6 h frühstückten Marisch und ich Schokolade. Ich arbeitete zu Hause bis 9 h, dann ging ich in die Stadt, sprach mit Portier Mayer, besuchte den Grafen und fand ihn glücklicherweise allein. Lang und viel sprach ich mit ihm; er war sehr gnädig und entließ mich getröstet. Als ich zu [Therese) ging, erzählte sie mir, dass die Mama beim Baron beurlauben war und er aus freiem Antrieb anfing, wegen der Zulage würde er sein Möglichstes tun. Nachher ging ich zu Therese, unterhielt mich mit der Mutter und erfuhr, das die Nina heute nach dem „Pirro“ mit der Gräfin Traun nach Bisamberg und die Mutter mit Therese morgen nach Tische dahin fahren. Am Sonnabend fahren Nina und Therese mit dem Baron Quarin zu Pfaller nach Schottwien. Später kamen Nina und Therese nach Hause. Ich speiste zu Mittag da, ging aber um 12 h zu Klimbke, welcher mir versprach, mich um ½ 3 h nach Tische abzuholen, aber nicht erschien. Um obige Stunde nahm ich herzlichen Abschied, besonders von meiner Therese und fuhr um 3 h mit Kutschersfeld nach Eisenstadt, wo wir um 7 h ankamen. Nachdem ich meine Sachen geordnet hatte, besuchte ich meine Mutter und brachte der Schwester eine schöne Haube, mit welcher ihr die Gassmannischen ein Geschenk machten. Ich erhielt von v. Kárner einen Brief, dass er in Preßburg Ratsherr und Stadthauptmann sei, was mich ungemein freute. Später war ich bei Kutschersfeld; da mich aber das Auge so schmerzte, war ich um 9 h schon im Bett. Band 01 (I.), Seite 48r
360 1798 8 2 Erst nach 7 h stand ich auf, musste aber trotz dem bösen Auge den ganzen Tag arbeiten und konnte selbes nicht schonen. Vormittags besuchte ich Preindl und Packh, mittags aßen Kutschersfeld und ich zusammen. Da aber Jahrmarkt war, versuchte ich mein Glück beim Glückstopf, verließ ihn aber, sobald ich einen Gulden verloren hatte. Abends ging ich mit Preindl und Röckl in den Schlossgarten, und gab da dem Pölt eine Tabakspfeife und für seine Frau Handschuhe. Abends ging ich zu meiner Mutter, zu Kutschersfeld; um 10 h ließ ich mir wegen meines Auges Vesikatoren zwischen die Ohren setzen und legte mich dann schlafen. Band 01 (I.), Seite 48r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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