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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
381 1798 8 23 Früh um 8 h ließ ich mich zur Ader lassen; nach 8 h besuchte mich Röckl, fand das Blut gut und fuhr dann in Heiratsangelegenheiten nach Neustadt. Ich unterhielt mich den ganzen Tag mit Lesen und Arbeiten, auf Kutschersfeld wartete ich bis ½ 4 h mit dem Speisen, und er kam nicht. Abends besuchten mich Kühnel Mutter und Schwiegertochter, später Röckl und Praetor. Bis 9 h saß ich an meinem Fenster und bewunderte in stiller Andacht des allmächtigen Wesens den prächtigen, schönen Abend mit dem Schein des vollen Mondes, und dachte mit einigem Vergnügen an Therese. Später ging ich auf den Platz, schwätzte mit Zehetner und um 10 h legte ich mich ins Bett. Band 01 (I.), Seite 50v
382 1798 8 24 Ein schöner, heiterer Morgen. Um 6 h stand ich auf, ließ mir meinen Arm verbinden und bekam bald Besuch von Röckl. Übrigens arbeitete ich den ganzen Vormittag. Mittags um 1 h kamen Kutschersfeld und Tonerl; Tonerl brachte mir einen Brief von Therese, welche mir unsägliche Freude machte und Zulage von 130 fl. verzeichnete. Ich antwortete gleich darauf und schickte 2 Körbchen Obst mit. Nach Mittag um 5 h fuhren wir, Kutschersfeld und Tonerl, nach Esterház und kamen da um ¼ auf 9 h an. Wir stiegen im Schlosse ab, soupierten später, Burgerth, Straier, Giáy und Boitel mit dem Gruber. Wir hatten mit der Theatralgarderober Straier viel Spaß und unterhielten uns bis 11 h. Im Bette noch las ich Theresens Brief und schlief mit dem herzlichen Wunsche ein, dieses edle Mädchen bald mein nennen zu können. Band 01 (I.), Seite 50v
383 1798 8 25 Ein regnerischer kühler Tag. Wir frühstückten im Gasthofe, schlichen dann mit Dr. Friedrich Sohn in den Theatern und im neuen englischen Gärtel herum, gingen in die Stallungen, besuchten Holzer, Handl, Oxenhausen, welcher mir sehr schöne Pfirsiche gab, welche ich mit einem Brief an die Mama Gassmann dem Boitel mit nach Wien gab. Auch Theresen schickte ich 2 Körbchen Obst. Mittags kamen Fürst Paar, Graf Hartenberg (?) und Hofrat Ulrich an und fuhren alle zusammen nach Mittag nach Ozora weiter. Nach der Herrschaft speisten wir, dann fuhr alles weg. Nur ich allein blieb, machte mich aber bald ins Bett, denn es regnete den ganzen Abend. Im Gasthofe fand ich einen armen Studenten, welchen ich bis Ödenburg mitzunehmen versprach. Ich schlief recht gut. Band 01 (I.), Seite 50v
384 1798 8 26 Stand früh um 6 h erst auf und fuhr mit dem Studenten nach Ödenburg; besuchte die Kampf (?), wo ich Suppe frühstückte. Ging in die Kirche zu den Dominikanern und zum Springer (?) speisen, wo auch Pointner (?) und die Kampf (?) waren. Nach Tisch besuchte ich Artner, Strach (?) und Ernst (?); abends waren wir bis 8 h beim Springer und fuhren dann nach Hause. Es war ein unangenehmer, kalter und regnerischer Tag. Band 01 (I.), Seite 50v
385 1798 8 27 Fürchterlich wütete die ganze Nacht der Wind und der Staub drang wie Wolken durch verschlossene Fenster. Morgens erfuhr ich, dass Brandl seit Sonnabend in Eisenstadt sei und dass er mit meiner Mutter im Tiergarten war. Ich war über das fatale Wetter verdrießlich, weil ich in meinem Zimmer nicht einmal mit Ruhe arbeiten konnte. Röckl, Praetor und Hoffmann besuchten mich; mittags aßen Brandl und ich zusammen bei meiner Mutter; Brandl fuhr nach Tisch nach Wien zurück. Nach Tische arbeitete ich. Abends kam Packh und erzählte, dass er morgen nach Preßburg zu v. Kárner fahre. Ich bat ihn, er möchte meine herzliche Empfehlung ablegen. Abends 7 h saß ich ganz allein im Zimmer. Der Sturm sauste grässlich fort und vermengte sich mit Regen; dabei war es kalt wie im Dezember. Wegen einem so schlechten Wetter ging ich nicht aus dem Zimmer, dachte an Therese, unsere vielen Leiden, an alle die möglichen Fälle, die uns noch treffen können ehe wir an unser Ziel kommen werden. Ward sehr melancholisch, denn mein Leben ist ja eine Kette von Ungemach. Um 9 h legte ich mich ins Bett und schlief in Gedanken an Therese ein. Band 01 (I.), Seite 51r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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