Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [356]

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Ich fuhr um 3 h von Eisenstadt weg und kam um ¼ auf 8 h in Wien an. Bei Therese stieg ich gleich ab; das edle Mädchen empfing mich schon am Gange. O, es war ein seliger Augenblick, als wir uns sahen, um den Hals fielen und unter den innigsten Küssen des Wiedersehens freuten. Alles empfing mich mit wahrer Freude und bis 11 h schwätzten wir in einem fort und waren froh. Um 11 h gingen wir in die Kirche im Deutschen Hause, dann nach Hause und zum Speisen. Brot, Obst und die Ringeln vom Jean Elsler freuten sie und gaben ihnen einen Beweis meines Andenkens. Bei Tische waren wir munter und beschlossen, abends ins Marinellische Theater zu gehen. Nach Tische legte sich die Mutter in Theresens Bett, Therese und ich saßen auf dem Sopha, Nina arbeitete am Fenster und ich strickte eben eine verkehrte Masche, als Graf Carl hastig ins Zimmer trat. Alles erschrak, heftig pochte Therese und mir das Herz. Er ging mit der Mutter in das große Zimmer, verblieb nicht lange, aber sagte ihr viel Unangenehmes, dass wir alle bestürzt wurden. Er sagte, mein Hierbleiben im Dienst sei nicht bestimmt und er könne nichts versprechen. Traurig und elend brachten wir den Rest des Nachmittags zu. Therese schrieb ihm im Namen der Mutter und bat ihn um eine Unterredung am Dienstag; diesen Brief will ich morgen überbringen. Abends um 7 h gingen sie in die „Lodoiska“; ich nach Hause, ordnete meine Sachen, wusch mir das böse Auge und legte mich schlafen, um mein elendes Dasein wenigstens auf ein paar Stunden zu vergessen.
Band 01 (I.), Seite 47r
29.07.1798
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