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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3136 1806 3 5 Wie gestern. Den Vormittag beim Grafen, zu Stessel und mit ihm zum Traiteur Hofbauer speisen, wir aßen gut. Therese war allein. Nach Mittag machte ich einige Gänge, fuhr mit Vadász zu Perinet. Da begegnete uns Hummel und wollte auf Kárner Befehl alles abstellen. Ich widersetzte mich und sprach, das schon angefangene Werk müsse auch vollendet werden, und ich will sonst von allem nichts wissen. Es wurde zu Perinet gefahren und nach meiner Angabe alles angeordnet. Am Abend war ich im Kärntnertor-Theater „Gefährliche Nachbarschaft“ und zum 1. Mal „Paul und Rosette“ oder „Die Winzer“ von Coralli, Musik von Umlauf. Beides ist allerliebst und gefiel sehr. Ich war in Compagnie und plauderte mit Goldhann, Stegmayer und Michel. Weidmann als Schneider Fips ist unerreichbar. Es war mir ein angenehmer Abend. Zu Haus plauderten wir mit Goldmann von Czermak, der Männer Lust, der Gail ihrer Disharmonie (?). Dem Czermak gab ich meinen Dekorationszettel von Perinet, damit er hiervon eine Skizze mache, auch versprach ich ihm, mich für ihn zu verwenden, damit er zum Feste nach Eisenstadt komme und schrieb auch dieserwegen an Maurer durch Vadász. Band 05 (V.), Seite 116v
3137 1806 3 6 Den Vormittag beim Grafen. Therese hatte heute wieder Probe vom „Opferfest" wegen dem Tenoristen Anders (?), bei welcher es täglich Zwistigkeiten gibt. Früh schrieb ich für Eckhart eine Bittschrift, um bei Liechtenstein als Hausarzt angestellt zu werden. Mittags waren Koch, Kridl, Wagner und Lang unsere Gäste. Wir waren guter Laune und froh. Nach Mittag beglückte ich Urban mit seinem Anstellungsdekret zu 600 fl., 4 Klafter Holz und freiem Quartier, und so auch Lorenz zu 700 fl., 80 fl. Quartiergeld und 6 Klafter Holz. Später gingen Czermak, Therese und ich zum Perinet, um mit ihm zu reden und ihn morgen zum Fürsten zu bestellen. Abends ins Burgtheater „Singspiel am Fenster“ und zum 2. Male „Die Winzer“. Ich traf Franzl und Bidell (?) und war meistens auf dem Theater. Band 05 (V.), Seite 117r
3138 1806 3 7 Kalt. Früh bettelte mich Perinet schon wieder an um Geld und schickte mir einen höchst mittelmäßigen Plan vom Stück, weswegen ich ihm gleich, und zwar sehr derb antwortete. Den Plan kopierte ich und schickte ihn an Kárner, worin ich ihm den Czermak empfahl. Vormittag beim Grafen, wohin auch Stessel kam, ersterer schickte ihm 12 Bouteillen Champagner. Mittags machten wir eine Promenade auf die Bastei, dann speisten wir im Hotel garni. Nach Mittag waren wir im Banco um kleine Zettel; da gaben sie uns Hunderter; das bestätigt unsere Sorge, dass die großen Zettel herabgesetzt werden. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus. Therese war bei der Rottruff. Abends ins Burgtheater „Silberne Hochzeit“, dann ins Kärntnertor-Theater „Komödie aus dem Stegreif“ und „Deserteur“. Mit Weidmann sprach ich wegen Eisenstadt und trug Perinet auf, Weidmann zu besuchen und mit ihm wegen seiner Rolle zu sprechen. Band 05 (V.), Seite 117r
3139 1806 3 8 Nass, kalt, kotig. Vormittag beim Grafen. Therese hatte Besuch von der Kammerjungfer der Cavriani, die sie im Namen ihrer Gräfin dringend bat, ihren schwarzen Schal zu putzen. Mittags allein. Nach Tische kam der junge Kutschersfeld, mit dem fuhren wir zu seiner Mutter, um da die Masse zu einem Spiegel zu nehmen. In der Nacht starb sie. Ich fand sie ganz entstellt und erschrak über sie, Therese blieb im Wagen. Den Nachmittag arbeitete ich. Abends ins Burgtheater „Maria von Montalban“, Therese sang sehr brav, welches mich freute. Leeres Theater. Man kann wenig geben, es sind 14 Individuen krank. Band 05 (V.), Seite 117r
3140 1806 3 9 Ungesundes Wetter. Den ganzen Vormittag beim Grafen, dann zur Holzmeister (?), im Namen des Grafen zu gratulieren, die sich ob der Attention höchlich erfreute. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich und schickte dem Keglevich Austern. Ich saß immer zu Haus, Therese auch. Vor Morast kann man nirgends hingehen. Therese blieb den Abend allein, ich ging ins Kärntnertor-Theater, suchte Compagnie, um den so langweiligen „Hamlet“ auszuhalten. Band 05 (V.), Seite 117r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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