Schlechtes Wetter. Die Sterblichkeit mehrt sich mit jedem Tage, an einem Tag starben schon 90 Personen. Den ganzen Vormittag beim Grafen. Eckhart schickte Forellen und war unser Gast. Nach Mittag war ich wegen Keglevich sehr beschäftigt, schrieb ihm, und freute mich, abends alles auf Wunsch vollbracht zu haben. Am Abend war ich im Kärntnertor-Theater „Graf Armand“. Therese unterhielt sich mit Goldmann bei Hocheder bis 11 h.
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Sehr morastig. Neunte Redoute. Nach Mittag bis ½ 2 h beim Grafen; schrieb einen Brief an den Kanzler Pálffy, welchem er 10.000 fl für die im Krieg Verunglückten beischloss. Mittags und nach Mittags allein. Ich schrieb und ging erst um 7 zum Konzert des Grafen Johann Esterházy, der mich feierlich lud und wo ich mich vortrefflich unterhielt. Ich fand da Schuppanzigh, Mayseder, Troppe (?), Stadler, Tuscher (?), Baron Hack (?), Pilgram (?), Unger (?), Gab. Rehbach (?) etc. Wir punschierten bis 12 h, dann ging’s in die Redoute, die sehr voll war. Ich fand Compagnie, Nini, Goldmann, Hocheder, Tomeoni, hielt mich der Compagnie wegen trotz der Hitze bis 3 h darin und kam echauffiert nach Hause.
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Den ganzen Vormittag beim Grafen und Grafen Johann, der mich bat, ihm nach meinem Geschmack einen Blumentisch machen zu lassen, weswegen ich Reimann zu mir bestellte, um mit ihm Verabredung zu machen. Mittags allein. Nach Tische hatte ich verschiedene Gänge, weil mir die Casimir Esterházy wegen Aufnahme des Sekretärs ins Institut schrieb, zu Czermak, dann zu Starhemberg, und Schnei[der ?] Böhm machte ich eine Visite. Müde und matt kam ich ins Kärntnertor-Theater „Findelkind“ und „Deserteur“. Anstatt der kranken Stephanie spielte die Koberwein Caroline. Ich war so müde und ging beim 3. Akt schlafen. Therese sang im Burgtheater „Molinara“, vielleicht zum letzten Mal. Heute war in der Burg Vorstellung des Hoftheater-Personals an den neuen Oberstkämmerer Grafen Wrbna durch Direktor Braun in ständischer Uniform. Wrbna erschien im Staatskleide mit dem St. Stephansorden, sprach nur wenig und das Wenige wurde vom Personale nicht verstanden.
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Neblig, manchmal ein heiterer Sonnenblick. Den Vormittag beim Grafen und Balassa. Graf. Louis kam gestern an. Mittags waren Mayer von Hetzendorf und Frau unsere Gäste. Nach Tische schrieb ich, expedierte an Keglevich, ging zu Sibert (?) und Czermak, dann zu Reimann wegen Graf Johanns Blumentisch. Mit Reimann machte ich aus, dass der große Toilettespiegel zu Theresens Geburtstag fertig werde. Abends ins Theater an der Wien, zum 3. Male „Zwei Schwestern von Prag“, Baumann als Krispin. An der Wien war der Graf, ziemlich voll, ich fand Compagnie. Baumanns Arien wurden zum Teil auf mein Klatschen repetiert, er sang andere Texte und am Ende dankte er singend ab, wie ungefähr in Eisenstadt. Therese sang im Kärntnertor-Theater „Maria von Montalban“. Heute erhielten wir Briefe von Fuchs wegen des Tenors Gänsbacher (?) anstatt des verstorbenen Richter (?), von Kleinheinz (?) aus Brünn und von Ochs mit 30 fl. für die Souffleurs. Zu Hause hörte ich, dass Therese sehr schön sang.
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Stinkender Nebel. Ich bekam heftige Augenschmerzen, beide Augendekkel sind entzunden und geschwollen. Vormittag beim Grafen, mittags allein. Nach Mittag kam Gänsbacher, der wenig Lust nach Eisenstadt bezeugte. Nach 6 h gingen Therese, Nina, Goldmann und ich zur Rivolla, wo wir uns nicht gut unterhielten. Vorher war ich einen Augenblick im Burgtheater „Fridolin“, voll.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).