Meine Augen schmerzen mich sehr, ich ließ Eckhart rufen. Vormittag beim Grafen, wo ich mit Balassa wegen meinem Schmalz sprach. Mittags allein, nach Tische und abends zu Haus, ich kann wegen Augenentzündung nicht ausgehen. Heute gaben wir den Kohlischen, Kridl und Brandl Reserl Redouten-Blletts zur sogenannten Fastenredoute. Bei mir war Hampel und avisierte, dass heute noch Kárner mit dem Hauptmann Seitz von Eisenstadt komme, und ich kann nicht ausgehen, welches mich sehr schockiert. Ich sitze, habe Hollerblüh-Säckchen auf den Augen und kann nicht ausgehen. Abends waren Therese und ich allein, außer einem Besuch von Leiblakai Haas, dem Gänsbacher, welcher den Antrag auf Eisenstadt refüsierte, und dem Choristen Urban (?), der darum bat. Therese las mir vor, ich schlief aber bald ein, Therese auch. In der Redoute war ein Qualm zum Ersticken, man konnte sich nicht rühren.
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Schnee und außerordentlicher Kot. Den ganzen Tag zu Haus. Früh brachte mir Fölsch Stiefelröhren zum Präsent, Nitschner besuchte mich, später kam Seitz, den zu sehen ich mich herzlich freute. Ich schrieb dem Bedienten Bartl eine Instanz, weil ich mich besser befinde, las den „Freimütigen“. Eckhart war unser Gast. Nach Mittag kamen die Salierischen mit Mama und blieben den Abend; welches lebhafte Amusement ! Zum Intermezzo kam Kárner, welchen ich seit Oktober nicht sah, Steffinger (?) und Hampel. Die Gesellschaft blieb bis ½ 8 h, dann verlor sich alles in die Theater. Therese und ich waren allein, die Goldmann spielte in „Ein Blatt hat sich gewendet“. Wir plauderten eine Weile, meistens saß ich aber denkend und wünsche sehnlich Besserung.
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Nebel und Regen, ein wahres Teufelswetter. Mein Halsweh ist heftiger, meine Augen sind wenig besser, also den ganzen Tag zu Haus. Ich saß meistens allein und dachte. Vormittag kam Hampel, mittags allein, nach Tische kam Salieri und probierte den Choristen Urban. Er fand ihn sehr brauchbar und eine gute Stimme. Ich schrieb auch gleich sehr umständlich an Fuchs, auch wegen Messe des Kleinheinz. Nach Mittag und abends waren wir ganz allein, außer einem kleinen Besuch des Czermak und Maurer aus Eisenstadt. Es ist höchst unangenehm, dass ich nichts lesen kann, ich muss so ganz untätig sitzen.
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Neblig, sehr kotig. Den ganzen Tag zu Hause. Die Gabrieli und der junge Spina kamen vor Mittag, Kárner und Seitz lassen sich gestern und heute nicht sehen. Mein Bruder und Nina kamen auch. Heute am Faschingsonntag speisten wir allein, ganz ordinär. Nach Mittag und abends waren wir allein, nicht einmal Kárner kam. Ich saß auf dem Sopha, dachte und schlief ein.
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Faschingmontag. Neblig. Heute ging ich wieder zum ersten Mal aus. Ich fühle noch Augen- und Halsschmerzen. Beim Grafen war ich und bewog ihn, dass ich Kutschersfeld neu kleiden darf. Mittags waren Rottruff und ihr Mädchen unsere Gäste. Nach Mittag brachte der Bediente von Riedl das Geschenk vom Kaiser, ein eroisiertes (?) Umhängtuch, ein Kleid von Tüll und 1 Paar Handschuhe. Die Rosalie erhielt das Nämliche, nur nicht so hübsch. Wir freuten uns und waren mit dem Wenigen zufrieden. Seitz, Kárner und Hampel besuchten uns heute, und Kárner blieb bis zum Theater. Ich ging ins Burgtheater, zum 1. Male „Schule der Frauen“ von Molière, in Versen übersetzt von Kotzebue, fiel verdient ganz durch.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).