Heiter, ich freue mich auf das bessere Wetter. Vormittag zu Haus. Der junge Spina besuchte mich, mit diesem plauderte ich von Brünn, der Austerlitzer Schlacht, dem Verderben der Russen etc. Ich ging ein bisschen aus, las im Burgtheater „Hausfreunde“, im Kärntnertor-Theater „Claudine“ und „Vologesus“. Ging wegen Bestellung zum Würth, ließ meine Bestekke einkitten, dann mit Therese, Nina, Czermak und Dirnbacher, eine Promenade auf die Bastei zu machen. Mittags allein, nach Mittag kam Reimann, brachte Therese ihre Schmuckschatulle und versprach, ihr eine neue von Eschenholz zu machen. Therese blieb den Nachmittag und Abend zu Hause, ich aber ging ins Kärntnertor-Theater, langweilte mich und sah wieder Sechser und Kreuzer auswerfen. Ein Stück traf die Weissenthurn auf die Girlande. Beim Ballett war ich auf dem Theater; da ich aber Kopfweh bekam, ging ich nach Haus.
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Trüb. Am Vormittag arbeitete ich zu Hause, holte bei Würth meine Bestecke und die Bestellung ab, ging in die gräfliche Wohnung, zu Rohrweck und nach Haus. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, zum Czermak und Schikh und war bei Stessel. Von meiner Schwester erhielt ich heute die 12 neuen Hemden, die mir der schönen Arrbeit schon sehr lieb sind. Ich ging auf Theresens Überreden ins Leopoldstädter Theater „Höckerweibchen“, Zauberoper in 3 Akten von Tuczek, fand aber fatale Compagnie. Kehrte zurück und ging meinem ersten Vorsatz nach ins Kärntnertor-Theater „Marie von Montalban“. Therese sang sehr hübsch, die Loge gaben wir der Kunz und Polly. Ich unterhielt mich in Parterre, Loge und Bühne.
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Neblig, kotig. Früh arbeitete ich zu Haus, schrieb wegen Mehl und Schmalz an Balassa und Gittig, ging in des Grafen Haus. Heute ist im Kärntnertor-Theater „Wandernde Komödie“ und „Tanzsucht“, und an der Wien zum 2. Mal „Sargines“ von Paër. Mittags arbeitete ich, expedierte den Jäger von Nagy Magyar Ignaz Barlisch und erhielt einen Besuch vom Sekretär Czermak, der mir zeigte, dass des Institutsmitglieds Franz Kammerschmidt Taufschein verfälscht sei. Vor 4 h starb der Hausherr Joseph v. Benkó an der Wassersucht. Er war im 63. Jahr, war ein großer Trinker und liebte Zucht und Ordnung. Meiner Mutter schrieb ich auch und dankte der Nany für die schöne Arbeit. Heute wurde beim Deym der Friedenstraktat von Preßburg verkauft, und zwar für 18 x. Abends ins Kärntnertor-Theater. Im Theater plauderte ich mit Wisenfeld und Tandlers gutem Freund. Beide versicherten mich, dass gestern „Sargines“ kein Glück machte, woran zum Teil die Besetzung schuld sei, und dass nichts verwendet wurde.
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Schnee, neblig, sehr kotig. Den ganzen Vormittag arbeitete ich zu Hause. Ich hatte Mühe, eine Gelegenheit zu finden, Therese nach Mittag aus dem Hause zu bringen, damit sie Benkós Leiche nicht sieht, da sie gar nicht weiß, dass er tot ist. Um 12 h ging ich aus. Im Burgtheater „Claudine“, dann zum 1. Mal „Verlorenes Kind“, Schauspiel in 1 Akt von Kotzebue. Im Kärntnertor-Theater „Beide Savoyarden“, statt der Eigensatz die Hansing (?), und „Deserteur“. Ich ging zu Stessel und Rohrweck und machte einen Versuch, ob ich mein liebes Weib nach Mittag nicht dahin bringen könnte. Bei Rohrweck traf ich niemenden. Mittags allein. Nach Tische kam die Bulla, Salieri, die Pepi Bischof (?) mit Retzer, es wurde gesungen. Benkós Leichenzug war um 6 h ganz inkognito, und um diesem auszuweichen, gingen Therese und ich für Stessel Hauben kaufen, dann zu Brandl, wo wir alles um das Krankenbett des Vinzenz versammelt fanden. Ich ließ Therese da, der die Brandlin jämmerlich klagte. Die Sepherl holte sie um ½ 7 h ab. Ich fuhr mit Stessel um 6 h ins Theater an der Wien, zum 3. Mal „Sargines“, äußerst leer. Die Musik ist sehr angenehm, feurig, schön, das Buch mittelmäßig und so auch die Produktion. Ich plauderte mit Stessel und so passierte die Zeit.
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Wie gestern. Den ganzen Vormittag beim Grafen, dann zur Starhemberg. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, ging zu Leifers (?) und Böhm (?) wegen Keglevich. Abends ins Kärntnertor-Theater, zum 2. Mal „Das verlorene Kind“, nachher „Neugierige Ehefrau“, Lustspiel in 3 Akten. Im Theater plauderte ich mit Wisenfeld, der so wie ich das „Verlorene Kind“ für eine verlorene Arbeit hält; es dauert kaum 20 Minuten. Im 4. Stock fand ich Hiller (?), schwätzte mit ihr und Rauecker (?). Therese hatte großen Besuch von der Bulla und den Urbainschen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).