Kalt. Am Vormittag beim Grafen, dann in Compagnie herumgeschlichen. Mittags war Wilhelm Neumann unser Gast, weil gestern seine Schwester Louise starb. Ich arbeitete nach Mittag, Therese ging zur Salieri, ich zu Reimann, dann ins Theater an der Wien, „Elfen(?)königin“, Oper in 3 Akten, Musik von Henneberg. Ich fand ein volles Theater, aber wenig Compagnie, und das Stück erbaute mich wenig.
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Ein schöner Tag. Früh zum Braun, der besser ist, dann zum Grafen, Bestürzung, weil in der Nacht die Schwester der Terzaga am Schlage starb. Später auf die Börse, dann in die Generalprobe von „Faniska“, lang, besonders die Arien. Ich habe keine Ahnung, dass selbe großes Glück machen wird. Um 2 h kam ich mit den Neumannischen nach Haus, welche bei uns speisten. Nach Tische arbeitete ich etwas, dann mit Neumann ins Tischler-Magazin, Spiegel-Niederlage wegen Toilette-Spiegel. Ins Kaffeehaus zum Jüngling, dann bis zum Prater und ich wieder zurück. Abends ins Kärntnertor-Theater „Singspiel am Fenster“ und „Bettelstudent“. Leeres Theater, ich hatte Langeweile und war meistens auf dem Theater. Bei Therese war die Neumann mit Kindern. Nach dem Theater plauderten Therese, Goldmann und ich.
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Schön. Im Kärntnertor-Theater „Faniska“, Oper in 3 Akten aus dem Französischen von Sonnleithner, Musik von Cherubini, einem der Direktoren des Konservatoriums in Paris. Früh schrieb ich zum 2. Mal an Fuchs, wegen Melzer (?), Urban, da ich einen Brief erhielt, worin er wegen Lorenz (?) schrieb. Zum Braun, der besser ist, und zum Grafen. Er fährt heute nach Preßburg. Später in die Probe von „Faniska“, um mit Urban zu reden, dann auf die Börse. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich zu Hause. Abends ins Kärntnertor-Theater, gedrängtes Haus, alles voll Erwartung. Cherubini dirigierte selbst. Die Ouvertüre, Introduktion und 1.Finale gefielen sehr. Mit dem weiblichen Chor, der Fier (?) als Moska war man nicht zufrieden. Im Ganzen bestätigte sich meine Meinung, dass es kein großes Glück machte. Therese war den Abend allein, vorher machte sie eine Krankenvisite bei Bulla.
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Heiter. Am Vormittag arbeitete ich, zu Polly, ins gräfliche Quartier. Dann mit Therese und Gabrieli, welche unser Gast ist, auf die Bastei. Nach Mittag arbeitete ich, zur Stickerin (?) Riesin (?), dann in beide Theater, Burgtheater „Faniska“, Kärntnertor-Theater „Mathilde von Griesbach“. Bei Therese war den Abend auch die Gabrieli. Im Burgtheater war ich auf dem Theater, plauderte mit Sonnnleithner über die Rolle der Moska. Sie gefiel nicht, er sagte, er sei überzeugt, Therese hätte die Rolle ebenso gut gespielt und viel besser gesungen. Neumann lud ich auf morgen zum Speisen. Im Kärntnertor-Theater fand ich Unger, ging mit nach Hause, dann plauderten wir mit den beiden Goldmann bis nach 10 h.
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Kalter Wind. Früh arbeitete ich zu Hause, dann zum Dr. Waldburger, Unger und nach Hause, wo ich Keglevich schrieb. Neumann, Goldmann, Kridl, Lang und Wagner waren unsere Gäste. Bei Tische waren wir sehr munter, Frohsinn würzte unser Mahl, wir verabredeten bald wieder ein Schinken-Diner. Um 4 h holte mich der Tapezier Remele ab und wir sahen das neue Quartier von Keglevich an. Abends ins Burgtheater „Bruderzwist“, im Kärntnertor-Theater „Claudine“ und Terzett. Die Loge gab ich dem Wagner, Lang etc. Therese war abends zu Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).