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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2446 1804 4 14 Früh Regen, nach Mittag heiterte es sich auf. Heute erhielt ich meine neue goldene Kette, mit zwei Schlüsseln, und eine für Kárner; die alte gab ich Richart zu kaufen. Den Nachmittag wie gewöhnlich. Bei uns wurde gebügelt, ich lud mich bei Richart ein. Nach Tische zu Haus. Therese speiste bei ihrer Mutter, machte nach Mittag eine Promenade und war auch den Abend da. Ich besuchte Kárner, der mir erzählte, dass er im „Titus“ mit dem Grafen wegen meiner sprach und ersterer ihm versicherte, dass er mir Ende des Monats Zulage geben wird. Von da begleitete mich Kárner zu dem kranken Klimbke, der wegen geschwollenem Knie im Bett liegt. Einen Augenblick zu Richart, wegen Theresens Band, dann ins Burgtheater „Mädchen von Marienburg“, Mad. Renner (?) von München als Chatinka. Sie hat ein angenehmes Organ, spricht richtig, ein schönes Deutsch und hat ein angenehmes, schönes Spiel. Nur ist sie für Mädchenrollen ein bisschen zu alt und ihr Anzug äußerst unglücklich gewählt. Im letzten Akt z. B., als sie von ihrer Flucht auf dem Meer zurückkam, hatte sie einen coquelicotfarbenen dünntuchenen Nelson, mit Spitzen garniert an, usw. Sie wurde verdient hervorgerufen und sprach, sie fühle, sie hätte diese Güte nicht verdient, und hätte sie einiges Verdienst, so verdanke sie es allein dieser kunstwürdigen Unterstützung. Ich war im Parterre noble und plauderte mit dem Hofrat Soor. Therese, dem lieben Weib, brachte ich schöne Bänder nach Hause. Band 05 (V.), Seite 22v
2447 1804 4 15 Windig. Therese garnierte den ganzen halben Tag an ihrem neuen taffetnen Überrock, den ihr der Schneider früh brachte. Sie speiste bei ihrer Mutter, machte am Nachmittag Promenade auf Bastei und Glacis und zeigte sich in ihrer Pracht. Ich war beim Grafen, kam mit Lang zusammen zur Rasumofsky-Brücke, durch den Prater zurück, speisten, nach Mittag zum Berger und mit Arbesser ins Burgtheater „Freemann“. Nach dem Theater holte ich Therese bei ihrer Mutter ab; wir gingen noch spazieren, dann schlafen. Band 05 (V.), Seite 22v
2448 1804 4 16 Nachmittag trübe, nach Mittag und abends Regen; ein Wetter zum Verzweifeln. Der Nachmittag wie gewöhnlich, Mittag war Maurer unser Gast. Nach Mittag arbeitete ich, ging zu Kárner und wegen Wokurka zu Nadastini, um Rollen abzuschreiben. Mit Kárner fuhr ich ins Leopoldstädter Theater, „Wilhelm Grieskircher - Belagerung Wiens“, Schauspiel in 3 Aufzügen mit Gesang, von Meisl, Musik von Kauer. Es spielt im Jahre 1529 und enthält auch den Ursprung der Freiheit der Bäcker, ihren Aufzug am Osterdienstag zu halten. Viel Spektakel, und wirklich besser als viele vorige. Jean Sartory kündigte für den folgenden Tag an und sagte: „Morgen haben wir die Ehre, zum Vorteil der Wohlfeilheits-Anstalt – statt Wohltätigkeit – dieses Stück zu wiederholen“; allgemeines Gelächter begleitete ihn und gab Anlass zu einer Menge von Bonmots. Der unglückliche Riedl als Wilhelm Grieskircher im anguinetnen Beinkleid mit Schuhen, ein Mensch, der nicht ordentlich stehen, gehen und reden kann, wurde vom anwesenden Janhagel vorgerufen. Mit mir fuhr Lang nach Haus. Therese war den Abend allein. Band 05 (V.), Seite 22v
2449 1804 4 17 Aufgebotstag. Den ganzen Tag Regen, nur seltene Pausen, in denen es nicht regnete. Früh zum Grafen, Illésházy, zum Schuhmann (?), nach Hause, auf dem Graben herum. Man sah alles unter Parapluie, selbst die Bürgerschaft; das gab zu manchem possierlichen Auftritt Anlass. Zu Lang und um ½ 1 h speisen. Bei Therese waren die Gabrieli, Rottruff und Krieghammer Kathi. Nach Mittag arbeitete ich, zu Schuhmann, Lang, dann ins Kärntnertor-Theater „Kosakenoffizier“ und „Verliebte Torheiten“. Im Theater in der Leopoldstadt erhöhte Hensler von heute an das Entrée. Arbesser, den alten Schul-Ami, traf ich mit Berger bei Lang. Therese blieb wegen zu schlechtem Wetter zu Haus und unterhielt sich mit ihren neuen Hemden. Heute ist Redoute zum Vorteil der Wohltätigkeitsanstalt. Es war leer, nur 1007 Personen und der kleine Saal gar nicht beleuchtet. Nach dem Theater nach Haus. Band 05 (V.), Seite 23r
2450 1804 4 18 Nachmittag trübe, etwas Regen; nach Mittag heiterte es sich aus. Therese blieb den Nachmittag zu Haus. Treitschke schickte ihr das Zirkular zum unterschreiben, wegen der 2 fl. für jedes Mal Spielen. Ich war beim Grafen, welcher nach Preßburg fuhr, bei der Gräfin Illésházy, welche mir eine schöne Tabatière von Schildkrot zum Präsent machte, bei Richart wegen dem von der Jeanette gekauften Strohhut. Maurer von Eisenstadt, welchen Therese lud, war unser Gast. Nach Tische arbeitete ich und schrieb den Artikel aus No. 34 des Freimütigen, wegen Braun, Sonnleithner, literarisch-musikalischem Windbeutel, den 2 fl. für jedes Mal spielen etc. Mit Therese und Maurer machte ich eine Promenade um die ganze Bastei. Therese ging nach Haus und hatte die Königstein zu Besuch. Ich besuchte Kárner, fand ihn nicht mehr, kaufte beim Portier 71/3 Ellen Wallis und trug ihn nach Hause. Später ins Kärntnertor-Theater „Armut und Edelsinn“, Mad. Renner von München als Josephine. Sie gefiel nicht sehr, erlaubte sich Späße, parodierte den Weidmann, welches ihr sehr misslang. Am Ende wurde sie doch vorgerufen. Korn als Cederholm trat vor und sagte, sie sei nach Endigung ihrer Rolle weggefahren. Im Theater traf ich die Baberl in Gesellschaft eines Chapeau, sprach ein paar Worte mit Treitschke, mit Rucker (?) und Lange. Am Nachmittag war ich bei den Flüchtlingen und hatte mit Schaidegger einen Zwist. Quarin ließ uns für Freitag zum Diner laden. Band 05 (V.), Seite 23r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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