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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2436 1804 4 4 In der Nacht regnete es und war ein fürchterlicher Sturm, der auch am Tage fortdauerte. Die Straßen liegen voll zerschlagener Fenster und Dachziegel. Nach 7 ging ich zum Grafen, weil er nach Preßburg reiste, später in die Theaterkanzlei, wo mich Nadastini um Slivovitza betrog. Therese schickte der Richart eine Geschenk-Pastete. Mittags allein, nach Tische besuchte uns Moreau mit der Krieghammer Kathi; sie sagte, ihr Vater sei heute abgereist. Ich arbeitete, Therese ging mit der Kathi hinaus zur Rottruff, da sich der Wind legte. Ich besuchte um 5 h Kárner, dann mit Richart in die Leopoldstadt, zum 2. Mal „Der Bäcker Einzug in Wien“, Oper in 2 Akten von Ziegelhauser, Musik von Müller. Das Theater ist neu verziert und sieht gut aus. Vor Anfang plauderte ich mit Kárner wegen Dichtler. Nach der Oper, die sehr langweilig und ohne allen Wert ist, nach Haus. Therese blieb bis 6 h bei der Rottruff, dann nach Haus. Band 05 (V.), Seite 21v
2437 1804 4 5 Ein schöner Frühlingstag. Früh zur Gräfin, brachte ihr die Rechnungen der Küche. Sie gab mir für Therese eine schöne Halstuchnadel mit Rauten besetzt, womit sie mich angenehm überraschte. Ich eilte nach Hause, um sie Therese zu bringen, deren Freude außerordentlich war. Später sprach ich mit Woller, mit Klimbke, der wegen Walcher (?), der heute die Krida ansagen wird, in großer Verlegenheit ist. Um 11 h ging ich mit Richart zu den Piaristen, um für Eichinger (?) zu zahlen, und um 1 h nach Haus. Die Rottruff, Krieghammer Kathi und Rosalie waren unsere Gäste. Nach Tische arbeitete ich, um 4 h wurde Kaffee getrunken, dann führte ich die Damen zu Klimbke, um die Galerie der Schauspieler zu sehen. Später begleiteten Therese und ich die Rottruff. Noch zeigten wir ihnen die Redoutensaal, Reitschule, führten sie durch alle Gänge der Burg und gingen mit ihr wieder zurück ins Kärntnertor-Theater, auf’s Theater und in die Garderobe; sie sahen die „Aline“. Beim Theater traf ich Kárner, mit diesem plauderte ich. Therese ging nach Haus und hatte zur Gesellschaft die Gabrieli. Ich war mit Lang, soupierten zusammen und um ½ 10 h nach Haus. Band 05 (V.), Seite 21v
2438 1804 4 6 Ein stürmischer Tag, abends etwas Regen. Früh ins Haus zur Gräfin, Kárner und Theaterkanzlei. Wokurka suchte mich bei Kárner auf und bat mich, wegen Verkauf der Welser (?) Post einen Vortrag an die Administration zu machen, welchen ich gleich verfertigte. Die Richart, welche heute zum ersten Mal unser Gast war, holte ich ab. Wir 3 aßen allein. Nach Tisch kam Wokurka, dem der Vortrag sehr gefiel. Ich arbeitete den ganzen Tag. Therese ging mit der Dichtler und Finettl spazieren und war am Abend allein. Ich ging ins Burgtheater, 3. Stock, „Rächendes Gewissen“, Carl als Ulfo von Unkenstein, Richter des peinlichen Gerichts. Das Stück ging gut, aber er spielte schlecht, war nicht einmal verständlich; besonders erregte die Gerichtsszene zwischen ihm, Nouseul und Kopfmüller (?) Lachen. Lang plauderte mit mir vom fürstlichen (?) Glück, meiner Laune, Wirtschaft, Sorge etc. Nach dem Theater ins Bett. Band 05 (V.), Seite 21v
2439 1804 4 7 Früh zur Gräfin. Mit Lang auf den Tandelmarkt. Ich fand Richart geschmückt, dies gab Anlass zum Vorwurf der Wortbrüchigkeit. Mit Therese beratschlagte ich die Farbe und den Schnitt des neuen Ober-Rocks von Taffet, desselben Garnierung etc. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich, ging zu Fantz wegen einigen Reparationen, zu Richart wegen der goldenen Uhrkette. Dann ins Kärntnertor-Theater „Verirrung ohne Laster“, Schauspiel in 5 Akten von Beck. Therese arbeitete am Nachmittag und ging nachher mit der Stegmayer spazieren; sie hielten aber nicht lange aus, denn der Wind und die Kälte waren zu heftig. Bei Richart fand ich Berger und Arbesser, da wurde Kaffee getrunken, und von der Sucht zu glänzen, besonders durch Schmuck, gesprochen; es gab gewaltige Debatten. Wir gingen zusammen ins Kärntnertor-Theater, es war leer. Das Schauspiel aber unterhielt uns angenehm und wird in der Folge gewiss sehr gefallen. Nach dem Theater nach Haus. Nina holte Therese zu Hocheder ab, wo sie den Abend blieb und erst nach meiner nach Haus kam. Band 05 (V.), Seite 21v
2440 1804 4 8 Ein stürmischer Tag, kalt und ein Staub, dass man kein Auge öffnen kann. Früh zum Grafen, der ganz gut war, aber weder von Kárners Brief noch meiner Vorstellung etwas erwähnte. Um 10 h zur Institutssitzung, welche bis ½ 12 h dauerte. Ich übernahm 10.000 fl. Banco-Obligationen, um sie zusammenschreiben zu lassen. Mit Lang ging ich vom Schotten- bis zum Stubentor, um dem Staub auszuweichen. Therese und ich speisten allein, weil Mayer von Hetzendorf nicht kommt. Nach Tisch arbeitete ich, Therese blieb den Nachmittag und Abend zu Haus. Ich ging zu Richart Kaffee trinken, dann ins Burgtheater „Othello“. Carl, dieser unselige Schauspieler, spielt als Jago seine 3. Debütrolle, und so Gott will, hier nie wieder. Das Ganze ging nicht rasch zusammen, verursachte Langeweile und Grausen. Carl spielte als Jago noch am erträglichsten, gefiel aber doch nicht. Nach dem Theater nach Haus. Es schneite und regnete heftiger. Band 05 (V.), Seite 22r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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