Früh trübe, nach Mittag heiter. Früh in die Kasse, wegen Billetts, zur Gräfin, Theaterkanzlei und Richart. Mittag war ich bei Kárner. Therese und ich speisten allein. Nach Tische kam Voltigi (?), brachte ein Mädchen und bat Therese, dass sie ihr manchmal eine Stunde schenken und ihr singen lehren möchte. Ich musste gleich nach dem Essen in des Origoni Haus, um 100 Metzen Haber zu übernehmen. Später zu L[ang ?], dann ins Kärntnertor-Theater, „Gasthof“, hernach zum 1. Mal der „Sabinerraub“, Ballett in 5 Akten von Gallet, Musik von Wranitzky, Dekor von Platzer. Das Ballett gefiel, die Dekorationen machten Furore, die Musik aber missfiel ganz. Ich war im Parterre noble neben Soor und der Stollhofer, hinter dieser waren die Wranitzky und die Jos[eph ?]. Weiglin; die Ärmste sieht elend aus. Warnitzky musste laut über ihres Mannes Musik schimpfen hören. Nach dem Theater mit Lang vom 3. Stock nach Haus.
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Trübe, auch Regen. Einnahme der DeCaro im Burgtheater, ich ging zu ihr wegen Sitzen und Loge. Sie empfingen mich außerordentlich artig. Ich setzte mich in ihren Zirkel, es waren auch die Terzaghischen da. Dann zur Gräfin, Richart und nach Haus. Therese bekam ihre Reinigung, die seit 14 Tagen ausblieb, auf einmal, und zwar so heftig, dass sie nicht ausgehen darf. Mittag waren Eckhart und Umlauf unsere Gäste. Als ich schon bei der Suppe saß, kam Richart, zum 1. Mal in meinem Leben, rufte mich ins Schlafzimmer, sprach von Missverstand, von seinen Büchern führen, von Kammerschein (?), von seinem Geld, dass er von Fink nur 2000 fl. wisse, von den 3. 1000 sei ihm nichts bekannt. Ich möchte eine Stunde bestimmen, ihn anhören, auch seine Frau, dann sollte ich Schiedsrichter sein. Ich versicherte ihm 100mal, dass ich von seinen Angelegenheiten nichts wissen wolle, dass ich mich in nichts menge, und doch brachte ich ihn vor ¾ Stunden nicht aus dem Zimmer. Nach Tisch arbeitete ich. Um 5 h ging ich zur Kasse, und mit Lang, Kähring (?) ins Parterre. Es wurde voll, aber nicht sehr. „Der Puls“, nach dem 1. Akt tanzten Gioja und DeCaro einen Pas de deux, dann ihre Schwester, die Bossi (?) ein Solo, dann sie ein schönes Solo, dann der 2. Akt von „Puls“, zuletzt der „Sabinerraub“. In meiner Gesellschaft waren Vogovics und Lang. Nach dem Theater ins Bett.
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Nachmittag trübe, nach Mittag Schnee; ein böser Frühling ! Früh zu Kárner, um wegen unserem Diner zu reden. In die Theaterkasse, zum Mounier, um für 6 Personen à 3 fl. zu bestellen, auf die Hauptmaut und zu Richart. Kárner, Brandl, Frau, Reserl, speisten zusammen bei Mounier, auch Therese, obwohl ihr Eckhart wegen dem starken Blutverlust verboten hatte, auszugehen. Bei uns war der Sammelplatz, die Damen fuhren. Wir aßen vortrefflich. Kárner bediente uns noch mit rotem Kreutzer Champagner und Tokajer. Wir waren lustig, froh und tischelten bis 6 h. Therese fuhr mit der Brandlin zu uns, sie blieb den Abend bei Therese. Ich und Brandl gingen einen Augenblick nach Haus, dann ins Burgtheater „Reise in die Stadt“, leer. Ich fand da Spuler, Nettl und Richart. Kárner fuhr an die Wien „Zweites Kapitel“ und „List vermag alles“. Milde und Müller sollen sehr gefallen haben. Nach dem Theater gleich nach Haus. Therese befindet sich im Bett besser. Mit Woller sprach ich wegen Dosentausch.
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In der Nacht und am Morgen schneite es; fatales Wetter ! Therese und ich hatten schon beim Erwachen viel Spaß wegen ihrem Geburtstag. Ich nekke sie immer, dass sie eine rasende Freude hat, wenn ich ihr kein Angebinde gebe, und sie quält sich immer um eines. Früh zum Grafen, machte meine goldene Dose ein und schickte sie zum Woller um mir selbe auszutauschen, weil ich das Gold No. 1 nicht tragen mag. In die Theaterkanzlei, um eine Loge in die Akademie der Harfnerin Müller, zu Lang, dann nach Hause. Finettl war mit mir beim Grafen, dem er sehr gefiel. Mayer und Frau von Hetzendorf waren unsere Gäste. Richart schickte uns einen Fisch, ich brachte ihr am Mittwoch einen Schinken. Nach Mittag kam der Müller Danninger (?), um mit mir wegen dem Weizen vom Grafen zu reden. Ich arbeitete bis 6 h, dann ins Burgtheater 3. Stock. Vor mir waren die Weissenthurn und Hauschka, neben mir Lang. Ich fühlte im Konzert Langeweile, am Ende wandelte mich ein Schlaf an. Therese war allein zu Haus; die Ärmste hat immer Kopfschmerzen. Nach dem Konzert nach Hause. Ich lese jetzt das neue Gesetzbuch.
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Tauwetter, trübe, etwas Regen. Früh wegen Klimbke zum Hofrat und Stabsarzt Mederer (?), zum Grafen, sonst wie gewöhnlich. Den Flüchtlingen machte ich einen Besuch. Mittags allein. Bei Richart traf ich den Kabinettskurier Laforet, der mir Quantität falschen Schmuck von Paris brachte, unter anderem eine Leier, die sehr schön gearbeitet ist und die ich Therese gekauft hätte, wenn sie nicht zu teuer wäre. Der Mussini kaufte ich einen halben Mond zum Stecken und einen Ring. Nach Mittag arbeitete ich. Therese war allein, Carl brachte ihr einen Part zur Armenakademie am Dienstag und bat sie im Namen des Barons zu singen. Um 4 h ging ich zu Kilian um graue Strümpfe für Richart zu bestellen, zu Kárner, abends mit Lang. Abends besuchte Therese die Schmirer, welche ihr erzählte, dass Sonnleithner ihr schrieb, er rate ihr freundschaftlich, sie möchte ja nicht auftreten, denn sie würde in keinem Falle von Braun engagiert. Ihre Gönnerin, die Willburg (?), will durchaus, dass sie auftreten soll. Um ½ 10 h kam ich nach Haus und gleich ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).