Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 2401 - 2405 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2401 1804 2 29 Den ganzen Tag Schnee. Den Vormittag wie gestern, außer, dass ich mit dem Grafen in die Porzellanfabrik fuhr, wo wir Verschiedenes bestellten und ihnen Tokajer brachten. Gehring lud mich auf morgen zum Speisen, weil Albert und Norbert bei ihm speisten. Ich konnte es nicht bestimmt zusagen. Therese war bei der Kaiserin. Die Schosulan empfing sie sehr freundschaftlich und führte sie vor vielen anderen zur Frau. Sie traf da mit Adamberger und Zitterbarth zusammen, letzterem sagte sie wegen Babett viel Verbindliches. Therese dankte der Kaiserin für die Ehre und Gnade des Mitspielens bei diesem Feste, bat sie, ihrer ferner gedenken zu wollen und um Fürsprache beim Braun wegen Zulage. Sie nahm Therese sehr gnädig auf, lächelte ihr entgegen und versprach, ihrer nicht zu vergessen und mit Braun zu reden. Als ich nach Haus kam, erzählte Therese mir dies mit herzlichem Vergnügen, woran ich einigen Anteil nahm. Mittags waren Babett, Agnes und Mayer von Hetzendorf unsere Gäste, ich allein unter 4 Weibern. Nach Tische arbeitete ich, und um 5 h zu Richart, wo ich den Abschluss verfertigte und ins Hauptbuch übertrug. Den Abend bei Lang. Heute sind wegen Vigilien von Leopolds Sterbetag keine Theater. Agnes war den Abend Theresens Gesellschafterin. Band 05 (V.), Seite 16v
2402 1804 3 1 Den ganzen Tag und Abend ungeheurer Schnee und Wehen. Ich habe nie einen fürchterlicheren Wintertag erlebt. Den Nachmittag wie sonst. Woller traf ich in den Augustinergängen und übergab ihm den Spiegel. Man äußerte große Freude. Um 12 h ging ich in die Porzellanfabrik, früher bei Gehring in Gesellschaft des Norbert, Pfarrer in Götzendorf, Peitl (?) und Ansteiner (?) von der Stempelgefällen-Administration, Matauschek (?) und Schultheiss von Klo[sterneuburg], einem gewissen Hauptmann Schönfeld (?) und Holzschreiber Russkäfer. Wir aßen und unterhielten uns vortrefflich. Der Schuft Albert blieb heute wieder weg. Beim Dessert nahm Gehring Theresens Bild, zeigte es der Gesellschaft und rief: „Es lebe die große Künstlerin, unsere würdigste Freundin !“ Alles trank auf Theresens Wohl und ihr Bild ging von Hand zu Hand, jeder bewunderte die Ähnlichkeit und den schönen Stich. Angenehm überraschte mich diese Surprise, dem Norbert musste ich einen Abdruck versprechen. Nach 4 h fuhr ich mit Norbert in die Stadt, auf der Freyung schieden wir. Ich ging ins Gewölb zu Richart, arbeitete da, dann nach Hause, wo ich den Abend blieb. Therese hatte die Turnau zur Gesellschaft. Es wehte in der Nacht fürchterlich und warf außerordentlichen Schnee. Alle Straßen sind verweht. Band 05 (V.), Seite 17r
2403 1804 3 2 Heiter, aber kalt. Den Nachmittag wie gestern. Die Flüchtlinge besuchte ich und las da den Partezettel von Dr. Augustins Tode. Er hinterließ 8 unmündige Kinder. Mittags allein. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus, schickte Richart Bruneln (?) und um ½ 6 h besuchte ich Kárner, dann ins Kärntnertor-Theater „Deutsche Familie“, sehr leer. Im Parterre traf ich Spuler mit Richart. Es frierte mich sehr. Therese ging nach 4 h zu Hof zur Hahnl und blieb den Abend da. In meinem Bücherkasten fand Therese 5 Pakete französisches Zuckerwerk, die zwar für sie bestimmt waren, welche für ihren Geburtstag erst ihr werden sollten. Band 05 (V.), Seite 17r
2404 1804 3 3 Heute ist der kälteste Tag im ganzen Winter. Mittags allein, den Nachmittag wie gewöhnlich, Therese besuchte am Nachmittag die kranke Rösler und Turnau. Nach Tische arbeitete ich, schrieb meiner Mutter und schickte ihr 19 fl. Salieri besuchte uns. Therese und ich gingen mit dem Finettl in den Hofgängen spazieren, ich später in die Theaterkanzlei, zu Kárner und ins Kärntnertor-Theater „Zwei Figaro“ und Pas de deux mit Giulio Viganò und Capelletti. Therese hatte zur Gesellschaft die Turnau, die ihr ein papierenes Arbeitskörbchen brachte. Im 4. Stock traf ich Lang. Man wollte meinen Hut an die Galerie hängen und er fiel herab. Groß war meine Verlegenheit. Nach dem Theater gleich ins Bett. Nach Mittag ließ die Kälte nach. Band 05 (V.), Seite 17r
2405 1804 3 4 Den ganzen Tag Schnee. Es taut dabei auch und ist schlecht zu gehen. Bis 10 h war ich zu Haus, dann zu Mayer, wo Sitzung war. Es wurde meine Rechnung unterschrieben. Von da in die Theaterkanzlei, wo ich mit Mayer und Pfersmann plauschte. Zu Lang speisen, wo ich auch blieb. Um ½ 10 h kam ich nach Haus. Mit Richart gab’s Verdruss; er ging und das war gut. Therese war vormittags bei der Turnau, speiste bei der Gulyás, wo sie auch den Abend verweilte. Band 05 (V.), Seite 17r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b