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Anzeige von 2441 - 2445 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2441 1804 4 9 Den ganzen Tag Schnee und Regen. Den Nachmittag zum Grafen, Theaterkanzlei und Richart, mit welcher ich wegen Taffet für Therese zu einem Ober-Rock sprach. Dem Richart machte ich mit einer silbernen Kette ein Geschenk, dann überließ ich ihm 4 Ellen franzblaues Tuch. Mittags allein, nach Tisch wegen Umschreibung der Obligationen zu Krickel (?) ins Banco, zu Kárner. Abends war ich bei Lang. Therese unterhielt sich den Abend bei Fräulein Urbain, die den Vorabend des Geburtstags ihrer Mutter feierten. Band 05 (V.), Seite 22r
2442 1804 4 10 Trübe und kotig. Früh kamen zu mir die Ácser Juden Liwan und Kohn. Ich machte ihnen wegen verschiedenen Vorschlägen eine Bittschrift an den Grafen. Dann zu ihm, sonst wie gewöhnlich. Therese ging zu ihrer Mutter gratulieren, speiste da und blieb auch den Abend. Ich aß bei Richart. Nach Mittag arbeitete ich, besuchte Kárner und fuhr mit ihm ins Theater an der Wien, zum 1. Male „Tante Aurora“, von Mad. Spini gemisshandelt, Oper in 2 Akten aus dem Französischen. Eine Mlle. Grohmann, Spitzeder, trugen weidlich bei, dass die Oper formaliter ausgezischt wurde. Sie hat ein artige Situationen und hübsche Musik und hat das Schicksal bloß der schlechten Besetzung zu verdanken. Im Theater sprach ich mit Lang, Salieri und Treitschke; mit letzterem sprach ich viel, besonders sagte er mir von einem Zirkular, welches er selbst Therese zum Unterschreiben bringen wird, und worin ihr als erster Sängerin 2 fl. für jedesmal Singen zugesichert werden. Nach dem Theater nach Haus. Band 05 (V.), Seite 22r
2443 1804 4 11 Den ganzen Tag trübe, abends Regen. Den Nachmittag wie sonst. Mittag speisten die Töpfer und Eckhart bei uns. Richart kaufte für Therese 11 Ellen trappfarbenen Taffett zu einem Oberrock, und 15 Ellen Bänder zum Garnieren. Ich arbeitete den ganzen Tag wegen den Ácser Juden. Um 4 h hatten wir wegen Einlegung der umgeschriebenen Obligationen kleine Sitzung, dann zu Liebisch, den ich nicht fand, dann zu Kárner und mit ihm ins Kärntnertor-Theater, zum 1. Mal „Kosakenoffizier“, Oper in 1 Akt aus dem Französischen, worin die Laucher als Primadonna nicht einmal im Reden verständlich war. Weinmüller als russischer General sah aus, wie er nicht aussehen sollte. Die Oper machte gar kein Glück, sie war am Ende zweifelhaft, ob sie ausgezischt wurde. Das Klatschen und Zischen war gleich stark. Nachher Pas de deux von Giulio Viganò und Frau. Nach der Oper mit Lang soupieren. Braun hat 2mal nacheinander das Unglück gehabt, mit seinen Produkten zu fallen. Therese blieb den Abend allein und unterhielt sich mit Arbeiten. Band 05 (V.), Seite 22r
2444 1804 4 12 Den ganzen Tag Regen. Früh zum Grafen, sonst wie gewöhnlich. Nach Mittag war ich zu Haus, besuchte Kárner und mit ihm ins Kärntnertor-Theater, zum 1. Mal „Titus”. Brizzi als Titus, Natorp Sextus, Victoria Sessi Vitellia. Gefiel sehr, obwohl es mich und mehrere langweilte. Ich plauderte mit Michel, Seyfried und saß neben Lang. Therese war bei Turnau und abends in „Titus“. Sie war mit mir wegen der Rosalie unzufrieden. Nach der Oper wurden beide Sessi mit dem von den Italienern gewohnten Ungestüm vorgerufen. Ich eilte gleich ins Bett. Band 05 (V.), Seite 22v
2445 1804 4 13 Der Nachmittag verstrich wie gewöhnlich, außer dass ich auf der Wieden Haber übernahm. Richart war unser Gast. Nach Tische arbeitete ich. Therese und ich wollten später spazieren gehen, da es aber regnete, wurde unsere Promenade auf die Burggänge umgeschränkt. Theresens Anwandlung ihrer unseligen Eifersucht, und meine so begründete Klage über den Unwillen unserer Magd gaben den Anlass zu einer anfangs sehr verdrießlichen, dann aber sehr herzlichen Szene. Ich blieb zu Haus bis ½ 7 h, dann ging ich ins Burgtheater „Sucht zu glänzen“. Im Parterre traf ich Prantner (?) mit Wagner, im 3. Stock Lang. Nach dem Theater nach Haus. Therese war den Abend zu Haus. Band 05 (V.), Seite 22v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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