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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2411 1804 3 10 Trübe, nasskalt. Den Nachmittag beim Grafen und Richart. Richart lud mich auf morgen zum Speisen. Mittags allein, nach Tische begleitete ich Therese zu Quarin. Ich nahm den Finettl mit zu Kilian (?), um für Therese Strümpfe abzuholen, zu Brandl und Kárner, dann nach Haus. Das arme Tier wurde bis zum Brandl so kotig, dass sich die Resel seiner erbarmte und ihn putzte. Ich trug ihn bis zum Kárner, dahin kam Therese selbst und nahm ihn mit nach Haus. Abends blieb Therese zu Haus, ich ging ins Kärntnertor-Theater in den 4. Stock „Beschämte Eifersucht“, dann „Ariadne und Bacchus“. Im Theater traf ich Lang, beim halben Ballett gingen wir; es war schon ¾ auf 10 h. Therese schlief schon. Meine Mutter schickte das Obst, eine Seite Speck und 3 Schinken; einen schickten wir Richart. Mein Beißen quält mich. Band 05 (V.), Seite 18r
2412 1804 3 11 Etwas gefroren. Heute sind wegen Trauer einer Prinzessin von Sachsen die Hoftheater geschlossen. Früh ½ 8 h zu Eckhart wegen Vertreiben meines Beißens, dann zu Grafen, mittags bei Richart. Nach 4 h mit Lang zum Stubentor hinaus unter die Weissgärber zur Franzensbrücke, dann an jenem Ufer in die Stadt. Wegen dem Schinken gab’s einen gewaltigen Disput. Bei Richart waren wir allein, auch nach Mittag kam niemand. Um 5 h gingen wir ins Vogonedische (?) Haus zum Kaufmann Dallinger (?), um seine Alabasterfiguren anzusehen, welche ich aber schon sehr beschädigt finde. Später ins Theater an der Wien „Doktor und Apotheker“, worin Spitzeder (?) von Weimar zum 2. Male als Apotheker auftrat, und über alle Begriffe schlecht ist; ein Mann von 50 Jahren, ohne Stimme, mit einem Sprachfehler, da er kein S sagen kann, und einem Spiel, so niedrig und schlecht, wie man es in einem Kreuzer-Theater zu skandalös finden müsste. Trotz dem Sonntagspublikum missfiel er doch totaliter. Im Theater kam hinter mir die Chatrin Königstein, vor mir Welker (?). Nach dem Theater ins Bett. Therese speiste bei Gulyás und blieb auch den Abend da. Band 05 (V.), Seite 18r
2413 1804 3 12 Heiter, aber kalt. Am Nachmittag zu Scheiger wegen Ring für Fink, zum Grafen und Richart. Wir gingen um ½ 1 h zur Birne auf die Landstraße speisen, und fanden da Kilmann (?). Später kam Fink nach. Um 4 h fuhren wir mit Finks Equipage nach Simmering, seiner Reserl zu gratulieren. Um 6 h kamen wir zurück. Ich ging gleich ins Burgtheater, zum 1. Mal „Hab ich nicht recht ?“ Lustspiel in 3 Akten von Hutt, dem Verfasser von „Das war ich“. Es wurde von Koch, den Roosischen und Koberweinischen ganz vortrefflich gespielt, ist aber langweilig und unmoralisch, denn der gute würdige Onkel, der Wohltäter und ihr Ziehvater ist, wird durchs ganze Stück zum Narren gehabt. Aller Fleiß konte dies langweilige Produkt nicht vor dem Falle schützen. Spuler und Richart waren im Theater. Richart hatte mit ihrem Manne Verdruss. Band 05 (V.), Seite 18r
2414 1804 3 13 Kalt, am Tage Sonnenschein, abends friert es wieder. Den Nachmittag wie gewöhnlich. Der Sturm, den Richart gestern hatte, war so heftig, dass sie im vorderen Zimmer zu schlafen genötigt war. Früh kam er ins Gewölb, und sagte, er werde sie nicht inkommodieren, ihr Gewölb verkaufen und sich wegziehen. Dies konnte der Mensch sagen, der nichts hatte, durch sie lebte und dem sie 18 Jahre Nahrung und Obdach gab. Mich dauert das arme Weib; der Mensch lebt ganz von ihr, ist ein Lottospieler, und ihre Langmut kann ich nur bewundern. Mittag hatten wir große Tafel, Stegmayer mit Frau und Kind, Kridl und der neue Laboratorius Lange (?) (statt Storch), dann Moreau waren unsere Gäste. Nach Tische war ich zu Haus. Therese begleitete ich zu ihrer Mutter, wo sie den Abend blieb. Abends war ich im Burgtheater „Zwei Posten“. Ich war im Parterre und blieb im 3. Stock. Lang kam spät nach. Nach dem Theater nach Haus. Band 05 (V.), Seite 18r
2415 1804 3 14 Kalt. Schon um 7 h zum Grafen; er reist nach Ács. Ich machte einige Geschäfte, besuchte Kárner und war bei Richart im Gewölb; ihr Mann ließ sich seit Montag nicht sehen. Bekam ein sehr schönes Gilet, weiß gestickt, von Matrapas, geschenkt, welches besonders Therese gefiel. Mittags allein, nach Tische arbeitete und las ich. Salieri, die Töpfer und Schmirer kamen. Heute erhielten wir 2 Exemplare von Nouseuls Porträt, sehr wenig ähnlich gemacht; das Stück für 1 fl.. Die Jeanette blieb den Abend bei Therese. Ich ging ins Kärntnertor-Theater „Der Dienstfertige“, Lustspiel in 3 Akten, dann „Die verliebten Torheiten.“ Der „Dienstfertige“, Krüger spielte ihn, wurde so solenn, so anhaltend ausgezischt, wie ich noch nie etwas hörte. Es hatte auch keiner etwas memoriert. Ich war im 4. Stock etc.. Band 05 (V.), Seite 18v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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