Karfreitag. Es heitert sich aus. Früh zum Kárner, Grafen, in Cleynmanns Predigt, zu Klimbke und nach 1 h speiste ich mit Lang. Nach Tische war ich zu Haus. Um 4 h zu Kárner, mit ihm in die Pumpermette zu St. Peter und Michael, dann schlenderte ich mit Michel (?) herum. Nach 6 h mit Richart nach Mariahilf zahlen. Den Abend waren wir zusammen. Therese speiste erst abends bei Hitzinger, machte unter Tag Besuche bei Großbauer wegen der Rekrutierung, bei ihrer Mutter und war nach Tische ein paar Stunden bei der Richart, wo sie Kaffee trank. Nach ½ 10 h kam ich nach Hause. Heute erhielt ich meine moderne Kette samt Schlüssel und Stöckl.
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Ein schöner Tag, schon ziemlich trocken. Früh zum Grafen, wo ich wegen Pass für seinen Rosoglio viel Verdruss hatte. Zum Richart, dann nach Hause und versteckte die von Richart abgeholten Geschenke für Theresens Geburtsfeier. Mit Therese machte ich eine Promenade auf die Bastei und zum Vetter wegen Strümpfen für Richart. Therese speiste bei ihrer Mutter, ich mit Lang. Um 4 h ging ich zu Kárner und mit ihm herum zu plaudern. Therese brachte ich silberne Schnüre, die ich zu Richart wegen Quasteln gab. Sie besuchte die Richart, einige Kirchen und war den Abend zu Haus, Gabrieli und die Krieghammer besuchten sie. Kárner traf ich nicht zu Hause, sondern fand ihn mit Margalies (?) auf dem Graben. Ich schlich mit ihm herum bis 7 h, erzählte ihm den Verdruss mit dem Grafen. Er versprach mir, mit ihm am Montag bei der Tafel des Fürsten zu reden, und sagte, ich solle eine Vorstellung machen und sie ihm geben. Von ihm zu Lang, wo ich den Abend zubrachte. Um ½ 10 h kam ich nach Haus, schrieb die Vorstellung, las Zeitung und schlief erst spät nach 12 h ein. Die Töpfer Babett besuchte Therese und brachte ihr eine Torte.
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Ostersonntag. Theresens, des besten Weibes, Geburtsfeier. Ein schöner Tag, trocken, nur etwas windig. Ich tat, als ob ich noch schlief, Therese weckte mich, und wünschte ein Angebinde. Ich sagte ihr, wenn sie sich freut, dass sie kein Angebinde bekommt, so will ich ihr seidene Strümpfe, ein Ridikül, Petinet-Tüchl, Fermoir und goldene Venezianerkette geben. Sie fand alles auf meinem Sessel in grauem Papier. So groß meine Freude war, ihr Vergnügen zu schaffen, so groß war auch ihre. Sie schmückte sich mit den Angebinden, auch ich machte in Gala, im neuen stahlgrünen Kleide mit gestickter Weste und goldener Kette. Um 8 h besuchte ich schon Kárner, ließ ihn meine Vorstellung zum Grafen lesen, welche er sehr gut fand, ging in die Theaterkanzlei, zum Grafen, welcher schon ausgegangen war. Therese empfing Gratulationen und kleine Geschenke von Rosalie und der Schwester, von dieser zwei Kerzenhüteln von Silber in die Leuchter. Später besuchte sie Richart, und weil es kühl war, kaufte sie gleich vom Juden Major Tücheln ein, welche bei uns versetzt liegen. Ich ging in die Kirche zu St. Anna, traf Richart und wir machten eine Promenade auf die Glacis und zum Kanal. Um 1 h holte ich Therese ab, die Babette kam auch und wir 3 gingen zum Mounier speisen. Kaum saßen wir, so machte uns Kárner die Surprise und kam auch. Wir saßen bis 4 h, waren im traulichen Zirkel und befanden uns wohl. Ich promenierte mit Kárner, Therese und Babette, später ging Therese zu Hocheder, ich mit Richart zu Berger (?), wo Arbesser und die Zimmermann waren. Wir wurden vortrefflich bedient. Ich konnte aber nicht bleiben, sondern empfahl mich französisch und ging zu Vulcani. Man gab „Was sein soll, schickt sich wohl“, Lustspiel in 3 Akten und „Heirat durch ein Wochenblatt“. Beides gab man wirklich gut, besonders gefiel mir die Gabrieli in beiden Stücken. Im zweiten sang die Sattmann. Ich traf die Krieghammer Kathi mit Rottruff, Moreau, den ich wegen seinem Übergang zum Theater an der Wien sprach, und zwar mit Zulage und Pensionsdekret, weswegen mir Klimbke sagte. Am meisten sprach ich mit dem Seidenkaufmann Schmutzer (?) und der Neumann Fanny. Nach dem Theater ins Bett.
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Ostermontag. Ein schöner Tag. Früh schrieb ich meine Vorstellung ab und schickte sie Kárner mit einem Billett, dann zum Grafen, der von unserem Verdruss nichts ahnen ließ, sondern mir neue Aufträge gab. Um 11 h fand ich Lang, wir machten eine Tour zur Rasumofsky-Brücke, bei den Weissgärbern hinaus und durch den Prater herein. Es war ein schöner, warmer Tag, ich schwitzte auf meiner Promenade. Mittags war ich bei Richart geladen. Abends ins Kärntnertor-Theater „Bayard“ Carls 1. Debütrolle als Paolo Monfrone. Er gefiel wenig und wurde in einem Kampfe von Zischen und Klatschen vorgerufen und sagte, sein Dank in Worten sei ein kleines Verdienst, sein Eifer, sein Bestreben durch seine ganze Lebenszeit werden es beweisen, dass er sich dieser Gnade würdig erweisen wird. Nach dem Theater nach Haus. Therese war am Nachmittag zu Haus, speiste bei ihrer Mutter, war den Nachmittag mit Nina spazieren, wobei auch die Mama und die Urbain waren. Der Graf speiste heute beim Fürsten, Kárner konnte aber nichts mit ihm sprechen, da Erdödy und Pálffy ihn umgaben. Er wird ihm aber die Vorstellung schriftlich geben und versprach sich, dass er als Kavalier und Menschenfreund handeln wird.
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Heftiger Wind, abends Regen. Früh in die Theaterkasse, sonst wie gewöhnlich. Mittags allein. Nach Tische gingen Therese und ich mit dem Finettl zum Schanzl hinaus, zur neuen Brücke, suchten den Juden Major auf, den wir nicht fanden und dessen Druckerei auch gesperrt war. Über die Schlagbrücke ging’s nach Haus. Unser warteten Mayer und Frau von Hetzendorf und die Dichtlerische. Therese blieb den Abend allein zu Haus, ich ging ins Burgtheater. Man gab zum ersten Mal „Papagey“, Schauspiel in 4 Akten von Kotzebue, gefiel nicht. Ich sprach mit Korn, Richart, Woller. Als ich aus dem Theater kam, regnete es. Krieghammer besuchte uns.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).