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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2391 1804 2 19 Ein heiterer Tag. Früh zum Grafen, zu den Flüchtlingen, mit Lang auf die Glacis, zum Kanal, auf welchem wir Schlittfahren und mit Schlittschuhen sahen. Mittags waren wir zusammen. Therese speiste bei Hitzinger. Um 6 h holte ich sie bei der Gulyás ab, wir gingen zusammen zu Vulcani, um seine erste theatralische Vorstellung zu sehen „Die Banditenbraut", eine Bearbeitung des „Abällino“. Die Dekorationen sind recht artig, mitsamt der Schlusskurtine von Vulcani selbst, 3 von L[orenzo ?]. Sacchetti. Es ist unglaublich, wieviel auf diesem kleinen Theater geschieht, wie eng der Raum ist. Vulcani und die Gabrieli spielten gut, die übrigen sind kaum erträglich. Nach dem Theater ins Bett. Band 05 (V.), Seite 15r
2392 1804 2 20 Es schneit. Früh zum Grafen, Richart, dann nach Haus. Mittags allein. Nach Tische mit Scheiger auf die Hauptmaut. Bei Lang übergab ich Tasse, Zuckerdose, Strümpfe, Handschuhe, Brieftasche, alles überraschte angenehm. Den Nachmittag und Abend waren wir zusammen. Therese ist immer so melancholisch, geht nicht aus und war den Abend mit Turnau und Gabrieli. Wir tranken bei Lang Punsch, ich 3 Gläser voll, welcher mich sehr echauffierte. Die Gabrieli begleitete ich nach Hause. Die Nacht war wegen großer Hitze schlaflos. Band 05 (V.), Seite 15r
2393 1804 2 21 Etwas taut es. Früh zum Grafen, Theaterkanzlei und Richart. Nach Mittag mit Lang auf die Holzgestätte, zu Mussini (?), und ins Marinellische Theater „Der Jude von Frankfurt", Kornhäusel trat auf als Graf Katzenbalg, ist schon engagiert, wurde vorgerufen, dankte in gewöhnlichen Ausdrücken. Therese war den Abend bei ihrer Mutter und dann bei Stegmayer. Nach dem Theater ins Bett. Band 05 (V.), Seite 15r
2394 1804 2 22 Heiter. Einnahme der Adamberger Marianne im Burgtheater. Früh zum Grafen und um ½ 11 h traf ich Woller. Zusammen waren wir in den Augustiner-Gängen, dann zu Richart. Mittags allein, die Töpfer war unser Gast. Nach Tische kam Albert, diesen und die Mädl von Richart und Mussini führte ich um ½ 4 h zur Kasse. Schon standen mehrere 100 Menschen bei allen Türen. Unmenschlich war das Gedränge und die Hitze, und außerordentlich das Opfer, diesen Abschied zu sehen. Huber gab mir die Billets vor Eröffnung der Kasse und so war ich mit meinen Leuten der erste im Parterre. Um ½ 5 h wurde die Kasse geöffnet und in 10 Minuten war das Theater zum Brechen voll. „Eduard in Schottland“, Schauspiel in 3 Akten aus dem Französischen bearbeitet von Kotzebue, nachher „Ein Gespräch“ und eine Schlussrede von Collin, von Lang gesagt. In dem „Gespräch“ trat die Antonia Adamberger zum ersten Male auf; sie kann ein Mädchen von 13, 14 Jahren sein. Der „Gestörte Abschied“ ist voll Anspielung auf die Adamberger, ihre schwere Krankheit, eine Empfehlung des Mädchens an das Publikum. Brockmann spielte den Pächter, Schütz seine Frau, Weidmann den Schulmeister, Lang den Arzt, Dauer (?) und sie den Bauern und seine Frau, die Adamberger die Tochter Frau Einzig. Die Toni sagte ihre Erzählung sehr rührend. Bis zu Tränen rührte mich der herzliche Epilog, den Lang ebenso aus dem Herzen zum Herzen sagte. Er spielte an, dass Adamberger – als sie zum letzten Mal die Gurli in den „Indianern in England“ spielte – vorgerufen wurde und nur das einzige Wort „Gewesen“ sagte. Er sagte, dass auch er schon in dem Alter sei, dass er nun als Senior des Hoftheaters der erste zum Scheiden ist; er erwähnte der unersetzliche Jaquet, Weidner, der erst verblichenen Nouseul. Hier brach er ab, von Schmerz durchdrungen; das Publikum fühlte diesen großen, wohl nie zu ersetzenden Verlust und applaudierte laut. Dann sagte er: „Der Bildhauer, der Maler lassen Denkmäler ihrer Kunst zurück; nichts aber bleibt dem Schauspieler als die Erinnerung“. So gedrängt voll es war, so feierlich still war alles im ganzen Saale. Die Adamberger wurde vorgerufen, Lang führte sie heraus und der einstimmigste Beifall ward beiden. Im Theater unterhielt ich mich gut, die Zeit verstrich unvermerkt. „Eduard in Schottland“ gefiel sehr. Es ist voll von großen Situationen, der Zuschauer bleibt von Anfang bis zum Ende in gespannter Erwartung der Rettung des flüchtigen Eduard (Koberwein). Nur ist viel Unwahrscheinlichkeit darin, und der König von England muss seinen dümmsten Offizier – Klingmann – geschickt haben, um Eduard zu fangen, wenn er von allem, was in seiner Gegenwart vorging, nichts gemerkt hätte. Die Roose als Lady, Lang ihr Gemahl und Ziegler als Herzog Northumberland gefielen mir und spielten vortrefflich. Koberwein und sie erhielten des Publikums ganze Zufriedenheit nicht, Bernardi als Haushofmeister spielte recht brav. Klingmann hatte seine Rolle nicht memoriert und es ging schlecht. Nach dem Theater ins Bett. Therese war den Abend allein. Band 05 (V.), Seite 15r
2395 1804 2 23 Tauwetter, in den Straßen schwimmt es. Früh zum Grafen, Richart, dann nach Haus. Bei Therese war die Richart und brachte ihr den kleinen braun gefleckten Finettl, welcher ihr viel Freude machte. Moreau war unser Gast. Nach Tische richtete ich für Lang das Einschreibbuch. Um 5 h besuchte ich Kárner, blieb bis 7 h, dann zu Lang, wo ich den Abend blieb. Therese erhielt Besuch von Salieri und von Jeanette, welche den Abend bei ihr blieb und erzählte, dass sie vor 2 Tagen mit der Willburg (?) bei Braun war und er ihr erlaubte, noch 2 Debütrollen zu wählen. Nach ½ 10 h nach Haus und gleich ins Bett. Der arme Hund ist scheu, und hat nur etwas Freude, wenn er mich, seinen alten Ami, sieht. Band 05 (V.), Seite 15v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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