In der Nacht und am Tage Regen, höchst fatales Wetter. Am Vormittag zum Grafen, Richart, mittags allein. Nach Tische arbeitete ich. Therese hatte Probe in der Bibliothek der Kaiserin. Abends zu Richart, dann ins Burgtheater „Deutsche Kleinstädter“, im Kärntnertor-Theater nach 3 Wochen wieder „Axur“. Ich blieb die ersten 2 Akte im Parterre, dann auf’s Theater, wo ich Koch auf den Donnerstag zum Speisen lud. Um 8 h ins Bett. Therese machte nach der Probe Visite bei dem Fräule Hainisch, wo auch die Rösler war. Bei der Probe plauderte Therese mit der Streffleur, welche sie zu sich lud.
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Den Vormittag wie gestern. Mittags war die Babett unser Gast, welche uns erzählte, dass sie am verflossenen Sonnabend schon zum ersten Male ihre wöchentliche Gage von 10 fl. von Zitterbarth erhielt. Nach Tische arbeitete ich, später besuchte ich Kárner, wo ich den Kalna (?) von Preßburg antraf. Ich lud Kárner für Donnerstag zum Speisen. Abends im Burgtheater zum 1. Mal „Vitellia“, Tragödie in 5 Akten von Schuller (?), ehemaligem Hofmeister bei Adamberger; das nämliche Sujet, welches in Mozarts Oper „La Clemenza di Tito“ bearbeitet ist. Die Sprache ist schön, der Gang der Handlung einfach. Ziegler als Sextus und Roose als Vitellia spielten vortrefflich. Die Weissenthurn als Königin Berenice spielte auch mit Fleiß, nur Lange als Titus behandelte uns sehr ungütig. Das Ganze gefiel. Therese sang im Burgtheater „Zauberflöte“, fuhr aber nach der Oper mit ihrer Schwester zu Baron Müller auf den Ball, wo sie bis 1 h blieb. Ich eilte nach dem Theater gleich ins Bett. Heute schickte Salieri der Therese die 135 fl. für das Singen am Neujahrstage bei Hofe. Klimbke, Mayer, Pfersmann, Haim, Schiegl (?), jeder erhielt 2 Bouteillen Slivovitza.
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Den Vormittag wie gestern. Therese machte einen Besuch bei Fräulein Hainisch. Mittags allein. Nach Tische kaufte ich Therese und Nina eine Haube und letzterer bei Ludwig (?) eine Brieftasche. Therese ging gleich zur Mutter, um die Haube zu übergeben, welche von der Hiller gemacht und recht artig gestickt ist. Ludwig besuchte ich und fand ihn im Kaffeehaus beim Totenkopf, regalierte ihn mit Theresens Bild und 2 Bouteillen Slivovitza. Mit ihm ging ich in sein Gewölb und bestellte 2 Brieftaschen. Später kam Nina, da gab ihr Therese selbst die Briefftasche. Ich besuchte Brandl, arbeitete und ging ins Kärntnertor-Theater „Vitellia“, dann ins Burgtheater „Fassbinder“ und „Zauberschwestern“. Im Kärntnertor-Theater sprach ich mit Michel und Saal wegen Aufnahme des Sonnleithner zum Theatralsekretär mit 2000 fl. anstatt des Schreyvogel, und der Obliegenheit das Protokoll zu führen, das bis jetzt die Inspizienten jeder in seinem Monat führten. Schreyvogel wollte ihn aus der Handlung, dem Industrie-Comptoir, haben und wählte hiezu den besten Weg. Im Burgtheater sprach ich mit Lang. Nach dem Theater nach Hause. Ich fand Therese studierend an, denn sie war den ganzen Abend allein.
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Lichtmess; düster und neblig. Früh zum Grafen. Schaidegger schrieb mir ein Billett, dass ich sie besuchen möchte. Ich ging zu ihr; bei der August[inerkirche ?] gingen wir zusammen auf die Glacis bis zum Stubentor, ich nach Haus. Kárner, Koch, Eckhart und Töpfer waren unsere Gäste. Wir waren munter und guter Dinge, blieben bis 6 h zusammen. Kárner ging mit Babette ins Theater an der Wien „Alceste“, Koch ins Burgtheater „Erben“, ich ins Kärntnertor-Theater „Bettelstudent“, dann noch „Tänzerin aus Athen“. Im Parterre fand ich Richart. Nach dem Theater nach Hause und in die Redoute. Therese war aber den ganzen Abend zu Hause, arbeitete an ihrer Maske für den Hofball. In der Redoute war meine Unterhaltung und die Zahl der Ballgäste mittelmäßig, doch waren beide Säle erleuchtet. Ich blieb bis ½ 4 h, fand mehrere Bekannte, unter anderen auch den Baron Braunecker, Vanderart (?) (?), Stollhofer (?) und Frau, Lang. Wir hatten mit dem Hauptmann Tressery (?) viel Spaß, der uns aber am Ende schon genant wurde.
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Trübe. Früh besuchte ich Braunecker, er versprach mir Freistadtler Wein, bat mich wegen Komödienbüchern und Kalendern. Dann wieder zum Grafen, im Vorbeigehen zum Richart. Therese machte der Hainisch einen Besuch. Mittags allein, nach Tische ging Therese wegen dem Mädel der Richart zum Hofrat Schouppe, um für ihre Mutter, die eine Soldatenwitwe ist, eine Pension zu erhalten. Ich arbeitete nach Tische. Abends ins Burgtheater „Räuberhöhle“; Richart sah sie auch an. Therese spielte mit vieler Laune. Nach dem Theater ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).