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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2351 1804 1 10 Kalt und heiter. Den ganzen Vormittag beim Grafen. Therese war immer zu Haus. Mit ihr speiste mittags die Rottruff. Ich kam bei Richart mit Fink zusammen und war sein Gast beim Schwann. Nach Mittag besuchte ich Kárner, Nigst und die Flüchtlinge, welche mich wieder wegen Quartier auf dem Kohlmarkt ersuchten. Nigst ließ ich 2 Hausschlüsseln bei Brandl machen. Abends im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, ich führte Burgerth hinein. Sie wurde schlecht gegeben. In allem waren nur 12 Choristen, 6 Buben, dann Flug, Verkleidung der Rösner, alles ging samt Dekorationen schlecht. Die Csekonics beurlaubte sich gestern und fuhr heute nach Eisenstadt. Band 05 (V.), Seite 7v
2352 1804 1 11 Sehr kalt. Therese ging heute mit Gulyás wegen meinen Gehröcken ans Stadtgericht und auf den Tandelmarkt, doch leider alles vergebens. Heute kam von meiner Mutter ein Transport von Schinken, Mehl, Speck etc. an. Gestern schickten mir der Mutter Geld und Zichori-Kaffee, der Nany einen Theateralmanach. Vormittag beim Grafen, dann mit Schaidegger auf den Kohlmarkt um das Quartier in No. 267 anzusehen, welches aber so artig ist, als die alte Fräule Vermieterin boshaftig zu sein scheint. Es wurde nicht gleich bestanden. Mittags allein, nach Tische kam die Klingmann, später auch die Töpfer Mutter. Therese ließ mich mit den beiden Frauen den ganzen Nachmittag allein und ging gleich nach Tische mit Nina und Rosalie zu Quarin einen Besuch abzustatten, bei welcher Gelegenheit er uns für Sonntag zu Mittags lud. Ich wusste schon nichts mehr zu reden; zum Glück kam Salieri und machte ein Intermezzo. Abends zur Nigst, dann ins Burgtheater „Glück bessert Torheit“. Heute spielte anstatt der kranken, unheilbaren Baumann die Hruschka die Baberl. Sie kopierte ziemlich glücklich die Baumann und gefiel. Band 05 (V.), Seite 7v
2353 1804 1 12 Kalt. Therese wegen Katarrh nicht aus dem Haus. Früh zum Grafen, wo ich den ganzen Vormittag zubrachte; er ist krank. Nach 12 h besuchte ich die Gräfin Sedlnitzky, im Vorbeigehen sprach ich auch bei Richart ein, wo ich Finks Schwester, die Holzmann, traf, deren Mann Commis bei der Himberger Cottonfabrik ist. Dann nach Haus speisen; wir waren allein. Nach Tisch fuhren Schön (?) und ich auf den Haberboden zur Übergabe, sprach Richart, dann ins Kärntnertor-Theater „Tage der Gefahr“, leer. Bei Therese war die Gabrieli. Heute abends starb der verdienstvolle Veteran in Thaliens und Melpomenens Tempel Joseph Bergopzoom am Schlagfluss nach einer 2jährigen Schwäche im 62. Jahr und hinterließ einen Sohn. Band 05 (V.), Seite 7v
2354 1804 1 13 Die Kälte lässt nach. Früh zum Grafen, Jungmayer, Richart, Hitzinger und Kárner. Therese kann nicht ausgehen und speiste allein. Korntheuer begegnete mir und sagte, dass er mit 500 fl. Gage und 100 fl. Garderobegeld engagiert sei und die 3 Debütrollen auch gezahlter mit 36 Dukaten erhalte. Den Kassiers brachte ich 100 fl. Douceur zum Neuen Jahr. Ich speiste mit der gewöhnlichen Gesellschaft in der Schulerstraße bei der Ente. Gewey vertraute mir, dass Therese eine Rolle in dem Stück erhielt, welches er für die Kaiserin schrieb und das an des Kaisers Geburtstag in Schönbrunn gegeben wird. Dies machte mir einige Freude und ich eilte gleich nach Hause, um es Therese wissen zu lassen, welche ihre Freude mit meiner vereinigte. Nach 3 h gingen wir in die Josephstadt zum Englischen Gruß, Gewey kam nach und versicherte mich, dass es dabei bleibe, dass Therese spiele, dass sie die Ceres mache, dass Wranitzky für sie eine Arie schriebe und dass am Montag Leseprobe sein solle. Meine Freude ist so groß, dass ich fürchte, ein garstiger Strich geschieht durch unsere schöne Rechnung. Mit Stegmayer ging ich um ½ 7 h in die Stadt, traf Mirus (?) Gemahl in Verbindung mit Weiß & Comp. im Comptoir im Jahnischen Haus, im Schweizerhof, gingen eine Weile in der Stadt herum, dann ich ins Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“. Seit Lipperts Tod zum ersten Male, anstatt seiner Rösner, anstatt Otto sie. In dem Singspiel ist die Rösner das siebente Suschen, nach Calvani+, Ascher+, Lefèvre, Müller, Saal und Otto. Es war voll und die Operette gefiel wieder; nachher „Waldmädchen“. Im Parterre traf ich die Nigst und Richart. Nach dem Theater nach Haus. Bei Therese war die Bonno und Gabrieli. Gestern kaufte mir Therese ein schwarzseidenes Gilet und heute brachte mir der Schneider den neuen Caput und 2 Beinkleider von meliertem Tuch. Band 05 (V.), Seite 8r
2355 1804 1 14 Kalt. Früh zu Grafen. Therese darf wegen Katarrh nicht aus dem Zimmer. Später in die Josephstadt zum Englischen Gruß. Mittags speisten wir allein, nach Tische kamen Stegmayer, Maisano, Pelikan, Dittmann. Mit Klimbke ging ich auf den Getraidmarkt zum Bildhauer Schmidt einen Uhrkasten zu bestellen und auf den Spittelberg wegen Uhrblättern und Zeigern. Später gab ich auf dem Bauernmarkt der Gräfin Benyovszky (?) Geld ab und plauderte mit Richart. Um 3 h kam auch die Stegmayer und Jeanette, es wurde wacker und con amore Ofner getrunken. Nach 4 h schlich ich mich zu den Flüchtlingen, zu Brandl und in die Schottenkirche, um der Begräbnis des biedern Bergopzoom beizuwohnen, welche aber um ½ 5 h schon vorüber war. Alles bedauert diesen braven Mann. Abends ins Kärntnertor-Theater „Gutherziger Alter“ und „Bacchus und Ariadne“. Im Parterre traf ich die Gabrieli, die Röckel (?) Witwe mit Mussini (?) Im Stück spielte die Hruschka. Nach dem Theater verfügte ich mich gleich ins Bett. Therese war den Abend zu Haus. Band 05 (V.), Seite 8r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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