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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2376 1804 2 4 Jeanette Schmirers Debüt an der Wien. Früh zum Grafen. Mittags zu Richart, welche mit der Spuler nach Lanzendorf fuhr, zu Scheiger wegen der Nadeln und dem Fermoir, das ich kaufte, zu Kárner, zu Ludwig wegen Brieftasche. Therese hatte im Redoutensaal Probe, wobei die Kaiserin war, und welche von ½ 5 h bis 9 h dauerte. Ich begab mich ins Theater an der Wien „Spaß und Ernst“, Lustspiel in 1 Akt von Schikaneder, dann zum 1. Mal „Tiefe Trauer“, Oper in 1 Akt aus dem Französischen, Musik von Berton. Jeanette hatte anfangs eine Ariette, welche durchfiel, sonst nichts zu singen; spielte wie gewöhnlich sehr gezwungen, affektiert, fiel mit der Stimme und missfiel samt der Oper. Die Freunde strengten sich im Klatschen an, aber Jeanette erschien nicht. Ich erneuerte eine recht liebe Bekanntschaft von Eisenstadt mit Lischen Grillmayer, neben der ich zu sitzen kam. Nach dem Theater ins Bett. Band 05 (V.), Seite 12r
2377 1804 2 5 Ein heiterer, aber kalter Tag. Fahrt nach Himberg. Früh zum Grafen, zu Mayer, zur Institutssitzung, dann nach Haus. Um 11 h fuhren Therese und ich über Rothneusiedl und Lanzendorf und kamen um 1 h bei Fink an. Der Weg war sehr schlecht. Wir setzten uns gleich zur Tafel, welche aus 18 Personen bestand. Fink wies uns ein niedliches Zimmer zum Absteigquartier an. Ich kam neben seiner Braut Rosine Zwickl und einer Bäckerstochter aus Simmering, Therese Hartmann zu sitzen, war sehr galant, unterhielt mich gut und schien auch sie unterhalten zu haben. Wir aßen mächtig viel und saßen bis 5 h. Dann gingen Rosine, Therese, Jäger, Inspektor im Kriegsgebäu, Arzt Eichler (?), Silber (?), Baumgartner (?) Bankier und Kielmann (?) zum Chrirurgus Schönbauer (?), Rosinens Schwager, später wir Männer allein durch den Markt, bei der Cottonfabrik vorbei und wieder zurück. Im Rückweg sprachen wir noch bei einer Bauernhochzeit ein, wo es mich aber nicht lange litt. Um 7 h beim Schützenball, welchen ich mit Rosine mit einem züchtigen Menuett eröffnete. Nachher tanzte ich mit allen anwesenden Frauen und Mädchen Menuette. Therese unterhielt sich mit einer Papierdruckerin, mit der Spulerin, welche die Richart mitbrachte, die sehr elegant gekleidet war, und anderen Müllersfrauen. Baron Fellner kam, mit dem ich 2 Stunden plauderte und der uns wiederholt auf seine Krappmühl und in der Stadt zu sich und seinen Musiken einlud. Herr v. Müller, Direktor der Cottonfabrik und seine beiden Schwestern waren auch da, mit diesen brachte ich eine Stunde angenehm zu. Therese und ich wollten eine Stunde im blauen Zimmer schlafen, war aber keine Ruhe, und so ging ich mit Therese wieder in den Saal, plauderte mit den Müllnern Richart, Strasser, Schwingenschlögl (?) etc. So verstrich der Ball. In der Nacht fror es. Band 05 (V.), Seite 12v
2378 1804 2 6 Ein kalter, rauer Wind. Um 6 h fuhren wir nach Haus, legten uns und schliefen bis nach Mittags 4 h. Therese putzte sich zum Kaiserin ihren Ball. Sie war in weißem Atlas mit goldenen Spitzen, einer samtnen Haube mit breitem goldenen Point d' Espagne, um die Arme hatte sie auch welche; ein Vortuch aus polonaise Dünntuch, mit Spitz ausgesaumen (?). Ich ging wegen Braunecker um zu heutigen Tänzerball Billetts zu haben ins Kaffeehaus, mit Lang zum Kárner, um alles zu heutigen Ball zu sehen. Besonders gefiel mir die Stiege, die mit Blumenbäumen geziert und mit grünem Tuch überspannt war. Die Beleuchtung war sehr stark. Im 1. Stock wurde in 2 Sälen getanzt, im 2. war für 250 Personen auf 6 Tafeln gedeckt. Nachher ins Kärntnertor-Theater „Mädchen von Marienburg“, Spuler mit Richart fand ich da. Nach dem Theater ins Bett. Therese kam um ½ 3 h vom Ball mit mehreren Geschenken nach Haus. Die Kaiserin schenkte sie kleine seidene Strümpfe, der Kaiser eine Brieftasche mit Wechsel etc. Band 05 (V.), Seite 12v
2379 1804 2 7 Kalt und Schnee. Früh zu Braunecker, zum Grafen, zu Richart, wohin auch Therese kam. Mit ihr nach Haus, mittags allein. Therese hatte eine Anwandlung von Eifersucht mit der Richart. Ich setzte ihr Vernunftgründe entgegen und es gelang mir, sie zu beruhigen. Nach Mittags zu Klimbke, der mir erzählte, dass Braun richtig die polnische Pachtung erhielt, und dass er und Haim mit ihm reisen werden. Ins Kärntnertor-Theater, da blieb ich eine Weile, dann ins Leopoldstädter Theater, LaRoches Einnahme „Philibert und Kasper“, Zauberoper in 3 Akten, Musik von Kauer. Niedliche Dekorationen, sonst kein Verdienst. Im Nachhause gehen war es sehr kalt. Heute war bei Braun der Ausschuss des deutschen Schauspiels beisammen, um den neuen Plan zu unterschreiben. Ziegler unterschrieb nicht. Er will Erhöhung der Gage und großen Vorschuss; erhält er dies nicht, so wandert er an die Wien. Therese hatte am Vormittag Probe bei der Kaiserin. Band 05 (V.), Seite 12v
2380 1804 2 8 Strenge Kälte. Kalt und Schnee. Früh zum Grafen, Theaterkanzlei, plauderte mit Mayer, der mir erzählte, dass morgen um 11 h die deutschen Schauspieler zu Braun gerufen sind. Ich bin in großer Erwartung, was es geben wird. Die Töpfer war unser Gast. Therese hatte um 3 h kaiserliche Probe im Redoutensaal. Ich wartete, ging zum Ludwig wegen Perspektiv, Brieftasche, zum Vetter wegen Strümpfen, zum Kárner. Mit Kárner schwätzte ich von dem Tun des Fürsten, seinen großen Ausgaben, von dem Zwist, den er mit Joël hatte. Abends ins Kärntnertor-Theater „Vitellia“, dann ins Burgtheater „Beide Billetts“ und „Waldmädchen“. Lang fand ich. Im Kärntnertor-Theater war die Töpfer, mit der ich plauderte. Band 05 (V.), Seite 13r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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