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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2386 1804 2 14 Zitterbarths letzter Tag seiner Entrepise, „Richard Löwenherz". Therese schrieb an Braun um 4 Billets, gab an uns 2 der Lavotta, 3 in die Apotheke, eines behielt Therese für sich und mir gab Richart eines. Therese ging mit Töpfer zu Salieri, um ihn zu bitten, dass er mit Zitterbarth und notfalls auch mit Braun ihretwegen rede. Sie war unser Gast. Nach Tische wegen Petinet-Tücheln für Therese zu Richart, dann ins Theater an der Wien. Da fand ich Seidl, Jeanette mit ihrem Bruder und der Auffenberg. Ich machte der Seidenfärberin Richard (?), die erst 3 Monate verheiratet ist, und ihrem Mann Platz. Die Aufführung war in aller Hinsicht mangelhaft und nachlässig. Nach dem 1. Akt ließ Zitterbarth ein Gedicht austeilen, das recht hübsch gemacht ist. Therese sang im Kärntnertor-Theater in „Maria von Montalban“, und recht hübsch, wie ich zur großen Freude hörte. Nach dem Theater in die Redoute. Sie war sehr voll und die Hitze unerträglich. Therese erwartete ich bei der Stiege zum großen Saal; wir gingen die ganze Nacht zusammen herum, sahen Nina mit Hocheder, Stegmayer, Richart mit Mussini (?), Etzelt etc. Wir soupierten, aber schlecht. Weil es so voll war, wollte ich nach dem Souper allein herumschleichen; Therese wollte anfangs nicht, dies verdross mich. Sie bekam wieder unselige Anfälle von Eifersucht, diese warfen mich vollends aus der Laune. Ich fühle es und bin überzeugt, dass gewiss kein Mann mehr für sein Weib opfert, mehr für sie tut, als ich. Nachdem um 12 h die Musik sich endigte, und man bald anfing, auf der Galerie die Menschen abzuschaffen und die Lichter auszulöschen, gingen wir um ½ 2 h nach Hause, mit uns Schmidt. Wegen heftigem Kopfweh und Schnupfen konnte ich nicht schlafen, auch war ich sehr echauffiert. Ich bin sehr zufrieden, dass der Karneval zu Ende ist. Band 05 (V.), Seite 14r
2387 1804 2 15 Außerordentlich viel Schnee, es schneite fast den ganzen Tag. Ich lag bis 11 h, sonst wie gestern. Mittags allein. Mein Kopf ist vom Schnupfen so eingenommen, dann der Katarrh quält mich, und raubt mir alle Esslust. Nach Tische arbeitete ich zu Haus. Es gab eine kleine, aber herzliche Ehestandsszene; es gelang mir, Therese zu beruhigen. Abends mit Lang; Therese ging nicht aus. Morgen beginnt im Theater an der Wien schon Brauns Entreprise. Vor einem Jahr, am Faschingdienstag den 22. Hornung, verlor Zitterbarth seine Frau und am Jahrestag gewinnt er durch den Theaterverkauf vielleicht 300.000 fl. Was ging seinem Herzen wohl näher, der vorjährige Verlust oder der heurige Gewinst ?? Um ½ 9 h begab ich mich schon ins Bett. Band 05 (V.), Seite 14v
2388 1804 2 16 Braun beginnt seine Entrepise mit Salieris Oper „Palmira". Logen und Sitze sind an der Hoftheater-Kasse zu haben. Gerade heute vor einem Jahr wurde sie an der Wien zum ersten Male gegeben. Im Burgtheater „Axur“, im Kärntnertor-Theater zum 2. Male „Tochter Pharaonis“ und zum 3. Male die „Verliebten Torheiten“. Das Lustspiel in einem Akt von Kotzebue gefiel. Es ist die bekannte Anekdote vom Tandler Speiberl, der so geprellt wurde. Den Geizhals spielt Weidmann. Der Vormittag wie gestern, vor Tische war ich in der Theaterkanzlei, fand Klimbke, Haim, Mayer, Sacchetti, Rossi (?), Nadastini, Hunnius, ließ 2 Bouteillen Slivovitza kommen, die im Nu ausgetrunken waren. Therese und ich speisten allein. Nach Tische kam Moreau, die Woller Lisett, brachte mir Brustzelteln und ein Billett. Später schrieb Therese meiner Mutter, ich arbeitete. Um 5 h besuchte ich Kárner, dann ins Burgtheater, von da ins Kärntnertor-Theater. Therese blieb den Abend zu Haus. Salieri, welcher wegen Babett bei Zitterbarth war, besuchte sie, und sagte, sie habe nichts zu befürchten, sie bleibe in jedem Falle ein Jahr. Heute ließ Braun die Gesellschaft um 11 h im Saal des Theatergebäudes zusammenrufen, Babett war auch dabei. Zitterbarth führte Braun in den Saal, ihm folgte Sonnleithner. Zitterbarth äußerte, er trete nun die Direktion ab und Herr Baron Braun sei nun Eigentümer und Direktor. Braun murmelte heraus, er verspricht allen freundschaftliches Wohlwollen, Erkenntlichkeit für ihre Verdienste, wenn jemand etwas zu wünschen oder zu reden habe, so stehe jedem sein Haus und seine Tür offen. „Sonnleithner wird in meiner Abwesenheit alle Geschäfte leiten, da ich bald verreisen werde. Ich wünsche Ihnen Fleiß etc.“ Braun ging mit Zitterbarth ins Nebenzimmer, alles drängte sich, um mit Sonnleithner zu reden und sich ihm zu empfehlen. Zu Braun traten ins Zimmer die Mantovani (?), Müller mit Tochter und Mayer. Die Vorstellung samt der Rede des Sonnleithner, in welcher er allen Achtung, strenge Billigkeit etc. zusicherte, dauerte kaum eine Viertelstunde. Zitterbarth führt auf Brauns Ersuchen noch 2 oder 3 Monate die Direktion fort. Band 05 (V.), Seite 14v
2389 1804 2 17 Früh zur großen Lottoziehung im Hörsaal von St. Anna; da kam ich mit Woller zusammen. Wir gingen in der Stadt herum, dann zum Grafen und Richart. Die Töpfer Babett war unser Gast, wir unterhielten uns gut und waren froh. Nach Tische arbeitete ich, dann zu Klimbke wegen Holzzettel und zu Kárner. Bei Kárner tanken Burgerth und ich Tokajer, dann abends zusammen ins Kärntnertor-Theater „Regulus“, anstatt der unvergesslichen Nouseul die Krüger als Attilia; der Gedanke ist schon unerträglich. Die Krüger erregte Unwillen und Lachen, einige versuchten zu klatschen, die meisten zischten. Im Theater waren die Spuler und Richart, im 3. Stock sprach und bedauerte ich Collin. Erst um ¼ auf 11 h endigte sich die Tragödie. Nach dem Theater ins Bett. Therese war den Abend zu Haus. Band 05 (V.), Seite 15r
2390 1804 2 18 Kalt, zu wiederholten Malen schneite es. Früh zum Grafen, Flüchtligen und Lang. Mittags waren Babett und Patsch unsere Gäste, nach Tische arbeitete ich und ließ mir die Haare schneiden. Fink holte mich ab, wir fuhren ins Rote Haus, um Pferde anzusehen. Dann zu Lang, ins Burgtheater „Mann von 40 Jahren“ und „Tänzerin“. Therese blieb abends zu Haus und strickte an meiner Weste. Band 05 (V.), Seite 15r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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