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Anzeige von 1786 - 1790 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1786 1802 6 25 Vor Mittag war ich im Bureau, sonst den ganzen Tag zu Hause. Therese hatte Probe von der „Adelaide“ und ging nach selber zur Rottruff, wo sie speiste und den Nachmittag blieb. Mich holte Klimbke und Kiepach ab und wir speisten in den Drei Hacken. Abends 8 h begleiteten mich Massburg und Pertoni (?) zum Tischler, danach war ich einen Augenblick im Burgtheater in „Prometheus“. Mlle Merliny (?) tanzte heute zum 1. Mal und eben war ihr Solo. Sie gefiel nicht. Um 9 h war ich schon zu Hause und gleich im Bett. Band 04 (IV.), Seite 54v
1787 1802 6 26 Früh arbeitete ich. Um 10 h gingen Therese und ich in Begleitung unseres Bonbon an die Donau zur Rasumofsky-Bücke, da blieben wir über 2 Stunden auf den Kanapés, dann zur Ascher, wo wir speisten. Um ½ 6 h in die Stadt, Therese machte Toilette als Sophia (?) in „Adelaide“, Mlle. Schmalz zum 1. Male als Adelaide. Als Therese im Theater war, sagte mir Sepherl, dass die Rotter durchgegangen und 35.000 fl. schuldig sei. Dies ist ein har ter Schlag ! Von mir hatte sie 2420 fl in bar. Ich schickte die Sepherl gleich zur Rotter, sie war weg, das Quartier verlassen, und unser so großer Verlust gewiss. Mich verfolgen des Schicksals Schläge unaufhörlich ! Fast ohne Bewusstsein ging ich ins Kärntnertor-Theater in den 4. Stock, kam da mit der Babett Eberl und der Maurerischen zusammen, konnte mich aber über das Wiedersehen mit der Ersteren gar nicht freuen. Nach der Arie ging ich auf’s Theater, um Therese die Schreckenspost zu sagen. Der Verlust ist umso grösser, als 830 fl. fremdes Geld dabei sind. Ich hatte nicht einen Augenblick und weiß von der Oper gar nichts zu sagen, als dass am Ende die Schmalz vorgerufen wurde und mit Verbeugungen dankte. Nach dem Theater nach Hause, gleich ins Bett, konnte aber nicht schlafen. Band 04 (IV.), Seite 54v
1788 1802 6 27 Nach einer schlaflosen, mit angestrengtem Nachdenken zugebrachten Nacht stand ich um 6 h auf, um bei Fritsch Rat zu erhalten. Nichts Tröstliches hörte ich. Er gab mir keine Hoffnung, einen Kreuzer zu bekommen. Therese und ich machten Pläne, um die 830 fl. herzuschaffen und so wenigstens aus dieser Verlegenheit zu reißen. Mit Kiepach ging ich in die reformierte Kirche. Cleynmann predigte über die Allmacht Gottes, bewies, dass nichts ohne dessen Willen, nach weisester Anordnung und alles zu unserem allgemeinen Besten geschieht. Seine Rede passte auf unsere Lage, tröstete oder beruhigte mich nicht. Therese und ich schlichen eine Weile zur Aufheiterung in der Stadt herum, dann kam ich mit Pfersmann zusammen und plauderte mit ihm bis zur Essenszeit. Kiepach speiste mit uns. Nach Mittag kalkulierte ich über verschiedene Ausgaben und unsere Einnahmen. Muchsel besuchte uns, diesen bat ich, sich wegen der Rotterischen Krida näher zu erkundigen. Therese sang im Burgtheater „Adelaide“ und nahm die Therese Gulyás mit, welche gestern von Preßburg kam. Ich ging anfangs hinein, dann mit Gley auf die Bastei. Beim Finale war ich wieder in der Oper, nachher ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 54v
1789 1802 6 28 Früh 6 h ging ich zum Sattler, Therese ging um 8 h wegen unseren schuldigen 830 fl. zum Putz, welcher uns 4% ständische Obligationen, welche mit 18 ¼ % Verlust gehen, geben will. Dann zu Braun, der ihr im August 300 fl. Vorschuss versprach. Wir überlegten, die 300 fl. Vorschuss, 200 fl. bar vom Putz und um 300 fl. den Salieri, oder sonst einen guten Freund zu bitten. Dann ging ich zu Wisenfeld, um die Rotterschen Obligationen stempeln zu lassen, und nach Hause, wo ich den ganzen Tag arbeitete. Ich schrieb dem Grafen und antwortete Kárner auf den heute erhaltenen Brief, worin er mir die Note beilegte, dass sich die Unkosten einer Akademie auf 100 fl. beliefen, dass wir nichts wagen können. Schrieb beiden unser gehabtes Unglück und letzteren bat ich, wenn er nach dem Brief des Kárner je zum Fürsten zurückkehrt, sich meiner anzunehmen. Abends kam Moreau, welcher uns heute als Gast beehrte, Kiepach mit Watzel (?) und Schouppe, beide Goldmann, Massburg mit Payer (?) Alle zusammen gingen wir zu Stummer ins Haustheater, „Leichtsinn und gutes Herz“, dann den „Hausdoktor“. Es war sehr warm, mir unser Verlust sehr am Herzen, dies verursachte mir ein heftiges Kopfweh. Die Scheiger kam hin mit ihrem Jungen Carl und brachte Therese den brillantenen Buchstaben T sehr schön als Nadel gemacht. Das Gute studiert so sehr um eine Freude zu machen, wenn diese Ausgabe nur nicht gar sehr zur Unzeit käme ! Scheiger ging auch zu Stummer mit. Band 04 (IV.), Seite 54v
1790 1802 6 29 Peter und Paul. Auf den gestrigen Regen ein angenehmer Morgen. Früh schrieb ich über 200 fl. eine Obligation, mit welcher Therese zu Putz ging, dann zu Scheiger und brachte mir die zu meinem Geburtstag bestellte Nadel mit dem brillantenen Buchstaben T, welcher mich in jeder anderen Gelegenheit sehr gefreut haben würde. Um 9 h gingen wir zur Ascher, ich aber vorher in den Prater, Gänsweide, durch Erdberg. Mittags speiste noch mit uns des Kirstein Schwager, ein Italiener, mit welchem ich um 6 h abends ins Burgtheater ging. Zum 1. Mal ein Schauspiel in 4 Akten von Jester (?), „Freemann“, welchen Lang, und den Obersten, welchen Koch sehr kunstvoll spielte. Weidmann als alter Ami der ganzen Welt unterhielt. Im Ganzen ist das Stück so-so, viele langweilige Erzählungen machen das Publikum gähnen. Therese fand ich schon zu Hause und so lagen wir um 10 h im Bette. Therese schrieb heute in das Stammbuch der Jeanette Schmirer, die jetzt in Sievering. Band 04 (IV.), Seite 55r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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