Kalt und windig. Früh zum Grafen, dann ins Bureau, wo ich den ganzen Vormittag konzipierte. Therese hatte Probe von „Achille“ wegen Saal als Brisaide. Mit uns speiste Moreau solo. Nach Mittag arbeitete ich. Um 5 h ging ich mit Therese über die Bastei in den Schwarzenberg-Garten. Abends ins Burgtheater „Die Lästerschule“, Krüger als Baron Ostberg, nach dem Theater Session. Therese arbeitete zu Hause.
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1757
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Christi Himmelfahrt. Feuerwerk. Ein sehr angenehmer Tag. Früh in die Kassa, zum Ausschuss Mayer. Mit Therese nach Maria Trost in die Kirche, zu Rottruff, wo wir Schmid, Moreau, die Hübel und Gabrieli fanden, es wurden einige Canons gesungen. Schmid speiste bei uns. Nach Mittag blieb ich bis 5 h zu Hause. Therese besuchten die Hübel, Gabrieli und Moreau. Ich ging mit Eckhart und Kiepach in den Prater, blieben bis 7 h in der Galanten Allee, dann auf den Feuerwerksplatz. Es war sehr voll, das Feuerwerk mittelmäßig. Bei der Wildgans soupierten wir. Therese sang im Kärntnertor-Theater in „Achille“ mit dem größten Beifall, welches mir die Sepherl schon beim Aufmachen entgegen rufte. Die Saal gefiel weit weniger als in „Corsaro“.
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1758
1802
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Ein schöner Tag. Früh ins Bureau, dann mit Therese hinaus auf’s Neustift zum Fasan zum Maler Jakoba. Therese ging zum Salieri, ich ins Bureau, dann mit Wokurka auf den Markt, wo ich 8 Tokajer-Glasln kaufte. Mit uns speiste mein Bruder und die Rottruff. Ich arbeitete, Salieri kam, Therese sang mit ihm. Abends ins Burgtheater „Entführung aus dem Serail". Mad. Gley, 3. Rolle als Constanze. Ihr Mann spielte den Bassa, Saal als Osmin; es war leer. Die Gley gefiel, wurde aber nicht vorgerufen.
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1759
1802
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Um 8 h früh gingen wir baden, fuhren beim Schanzl über die Donau und badeten bei der Hackel. Nach dem Bade gingen wir zum Hugelmann frühstücken, dann an der Donau zur Rasumofsky-Brücke, wo ich mich unter den Schatten eines Baumes setzte, las und mich so bis 1 h trefflich unterhielt. Therese besuchte die Ascher, wo wir speisten. Es war windig, darum die Tafel im Garten weniger angenehm. Therese blieb bis 8 h, promenierte dann allein nach Hause. Ich empfahl mich um 6 h und begab mich ins Theater an der Wien, um „Richard Löwenherz“, Oper in 3 Akten von Gretry, mit neuen Maschinen, zu sehen. Der Einzug, besonders aber die Maschine mit dem Traum (?) gefielen sehr.
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1760
1802
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Windig. Früh besorgte ich einige Geschäfte und promenierte im Prater. Therese besuchte die Ascher, speiste da und blieb bis nach 8 h. Ich fand die Scheiger mit Rahl, welche da speisten. Um 1 h kam Kiepach, wir aßen zusammen. Nach Mittag spielte ich mit Scheiger einige Partien, dann machten wir uns in die galante Allee, ich mich aber um 6 h in die Stadt, um im Burgtheater „Theatrali inconvenienze" oder Pasticcio zu sehen. Unterhielt mich wenig.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).