Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 1771 - 1775 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1771 1802 6 10 2. Augartenkonzert. Mad. Gley sang aus „Morto vivo" und eine Polacca, ein Russe, Lovinow Labanow (?) spielte ein Violinkonzert. Therese blieb zu Hause. Ich begleitete die Etzelt, mich aber Moreau. Therese machte mir zum morgigen Gedächtnistag unserer Verlobung ein Geschenk mit einem goldenen Zahnstocherbüchsel; damit hat sie mich angenehm überrascht. Mein Geschenk lockte sie mir gleich durch ihre Herzlichkeit heraus und ich übergab ihr den weiß mit niedlichen Blümchen bestickten Musselin, welcher ihr sehr willkommen schien. Mit uns speiste Schmid. Nach Tisch kam Mich[ael ?] Bohdanovicz, die Chaton und Pepi. Letztere beglückte Therese mit gestickten Schuhen und nahm die Mädeln ins Theater mit. Ich führte Mich[ael ?] ins Burgtheater „Opferfest“, Therese sang gut. Nach dem Theater soupierten wir in der Session. Band 04 (IV.), Seite 52r
1772 1802 6 11 Ein angenehmer Tag. Heute sind es 2 Jahre, dass ich vermählt. Ich lebe so glücklich, ich fühlte nie den leisesten Wink der Reue. Ich fühle den hohen Wert meines vortrefflichen Weibes. Früh bedauerte sie den Mangel an Schweißpapier. Ich nutze den Wink, ging unter dem Vorwand des Bureau und kaufte 3 Buch französisches Schweißpapier. Um 10 h schlichen wir vom Schanzel hinaus in den Augarten, frühstückten nochmals, dann in die Brigittenau, wo wir uns mit einem Essigsieder von drei Häuseln und seinem Kalesch-Kauf vom Wirt unterhielten. Um ½ 1 h kam Kiepach und Massburg, die mit uns speisten. Um 4 h promenierten wir durch den Augarten, da empfahl sich Kiepach. Zu den Batthyánischen Schiffen, wo wir ausruhten und die Camera Obscura mit der Musikmaschine ansahen. Von da in den Prater, wo wir uns bis 8 h aufhielten, dann an der Donau in die Stadt gingen. Die Sepherl setzte heute Vinaigre d' Estragon an. Band 04 (IV.), Seite 52v
1773 1802 6 12 Schwül. Früh zu Rahl, ins Bureau, zu Klimbke, um ihn wegen Blumen und ausgestopften Tieren für Röhrich zu bitten. Mit uns speiste Moreau. Während des Essens kam die Maurer und Buchhändler Schmidtbauer mit seinem Mädel, welche Therese probierte, ob sie Stimme habe, wovon wir aber nichts hörten. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause. Vor Mittag besuchte Therese die Stadler, nach Mittag die Schouppe. Um 6 h ging Therese auf den Spittelberg zur Rottruff, ich um 7 h ins Burgtheater „Die beiden Gefangenen“. Gegen Ende des Stücks kam Moreau mit den beiden Goldmann, wir spazierten zum Lackierer Müller in die Gasse hinter dem Roten Haus, dann zur Rottruff, wo wir nebst Therese auch Kiepach fanden. Wir gratulierten zum Antonsfeste, empfahlen uns um 9 h und suchten auf dem Neubau die Kugel, wo wir im Garten ganz vortrefflich soupierten, bis 12 h blieben, die Goldmann begleiteten und uns auch nach Hause trollten. Vor Mittag war Therese bei Salieri gratulieren; die Mädel sind Firmpatinnen von der Nina, welche sie am 11. führte. Band 04 (IV.), Seite 52v
1774 1802 6 13 Schwül. Früh ging Therese zu den Landstraßer Augustinern in die Kirche, dann zur Ascher, wo sie den ganzen Tag blieb. Ich war den ganzen Tag zu Hause. Mit Muchsel, welchen ich in Gesellschaft der Kiepach um 12 h besuchte, speiste ich im Lamm. Abends 8 h ging ich ins Burgtheater, sehr leer, später auf die Bastei. Band 04 (IV.), Seite 52v
1775 1802 6 14 Schwül. Therese war immer zu Hause. Ich ging mit Scheiger früh ins Bad, dann nach Hause. Moreau speiste mit uns. Nachmittag 4 h verschaffte mir Moreau ein Billett zum Privattheater, wo man „Skizze der rauen Sitten unserer Voreltern“, Schauspiel in 5 Akten gab. Es ist am Rennweg im Wirtshaus beim Ochsen; das Theater ist so groß wie unser Alkoven. Es waren nur 8 Zuseher und bei einer Szene 11 Personen auf dem Theater. Graf Carl war ein wahrer, vierschrötiger, bauchiger Ungarmann, ein Dienstmädl und der Hausknecht spielten als Knappen mit. Das Ganze hätte noch schlechter sein können. Die 2 Meister und ihre Schwester spielten fast am besten. Zwischen dem 3. und 4. Akt weidete ich mich an einem gebackenen Hähnl. Nach 10 h kam ich in die Session, wo Moreau und Krüger waren. Vor Mittag besuchte uns Massberg mit dem Schauspieler Berlini (?), welcher samt Gattin nach Lemberg reist. Band 04 (IV.), Seite 52v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b