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Anzeige von 1781 - 1785 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1781 1802 6 20 Ein schöner Tag. Im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte". Weinmüller spielte nach seiner Krankheit zum 1. Mal den Sarastro und wurde mit Klatschen empfangen. Im Burgtheater „Kobold“, „Die Spanier auf der Insel Christina“. Vormittags meistens beim Grafen, Therese in der Kirche und zu Hause. Simon Eberl besuchte uns mit seiner Frau, welchen wir in die „Zauberflöte“ luden. Mit uns speiste Willmann und die Chatrin, welche der Therese eine Haube von Krepp und Brüssler Spitze brachte. Nach Mittag ließ ich’s mir gütlich geschehen, legte mich auf’s Canapé und blieb bis ½ 7 h, als Eberl mit Frau und Schwägerin, der Bereiter Steurer (?) von Albert kamen, welche wir mit Kaffee bewirteten, dann in die Loge führten. Sie haben sich ungemein gut unterhalten. Therese machte ich einen Besuch und dankte für den schönen Gesang. Kiepach, Muchsel und ich waren in der Session. Schmid und Compagnie sangen vis-à-vis am Haus des Eichenfeld zum Aloisfest Canon. Muchsel wollte eben diesem auf Eichenfelds Bitten eine Quartettserenade machen; seine Compagnie kam aber so spät, dass Schmid mit seinen Canons eher endete, ehe die anderen zusammen waren. Dies Zuvorkommen traf Eichenfeld und Compagnie so sehr, dass sie ganz laut über die Canonsänger schimpften. Der geschmeidige (?), komplimentenvolle Eichenfeld lästerte zum Schmid – ohne ihn zu kennen – in Kiepachs und meinem Beisein so jämmerlich über die schlecht und elend gesungenen Canons. Dies frappierte mich so sehr, dass ich in ein wütendes Lachen ausbrach und mich mit Kiepach entfernen musste. Nach dem 1. Stück des Quartetts machte ich mich ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 53v
1782 1802 6 21 Ein heiterer, warmer Tag. Um 6 h ging ich zum Brandmayer, dann nach Hause. Kiepach und sein Bruder Leopold frühstückten mit mir. Sein Vetter Kalasch und später auch seine Mutter besuchten uns; ich plauderte mit ihr fast eine Stunde. Therese sang ihr die erste Arie der „Zauberflöte“, ich zeigte ihr Theresens Bild; alles gefiel ihr. Kiepach und ich begleiteten sie zum Hofrat Schouppe. Therese fuhr in die Probe von „Adelaide“. Ich war den Vormittag immer mit dem Grafen beschäftigt. Kiepach kam zur Mittagszeit mit dem Neumann, welcher Theresens Bild zu sehen verlangte und es vortrefflich fand. Mittags speisten wir in Gesellschaft des Moreau. Nach Mittag kam Massburg; mit diesem spielte ich Billard, dann ins Burgtheater „Mädchen von Marienberg“. Die Krüger als Natalia Menschikoff missfiel. Im Kärntnertor-Theater „Opferfest“. Ich blieb nur zum 2. Akt, ging auf die Bastei, zum Lothringer und war um 10 h zu Hause. Band 04 (IV.), Seite 54r
1783 1802 6 22 Ein angenehmer Tag. Ich früh zum Grafen, Therese ins Bad zur Hacklin. Um 11 h besuchte ich Rahl und zahlte ihm 180 fl. Therese besuchte die Gley und Etzelt Lisett, erstere bat sie um ihr Bild. Um 1 h holte Gley seine Frau ab. Mittags und Nachmittag waren wir allein. Therese sang im Kärntnertor-Theater in „Molinara“. Abends zu Pletterl, dann ins Burgtheater „Merope“. Ich blieb bis zum Ende. Moreau, Massburg und ich gingen ins Lothringer Bierhaus. Band 04 (IV.), Seite 54r
1784 1802 6 23 Um ½ 6 h zum Brandmayer, bis zur Eröffnung des Porzellanmagazins schlich ich in der Roßau, im Garten des Puthon, im Lichtenthal und in der Kirche herum. In der Porzellanfabrik bekam ich die für die Krieghammer bestellte Schale, welche sehr schön, aber auch sehr teuer ist. Im Nachhause gehen gesellte sich ein Hundchen zu mir, welches nicht mehr von meiner Seite ging und mich bis nach Hause begleitete. Therese hatte darüber große Freude. Sie war vor Mittag beim Scheiger und brachte mir vom Rahl 4 Bildabdrucke mit Schrift. Heute abends reist die Chatrin Königstein ab, der geben wir zwei für sie und ihre Schwester Reine zum Andenken mit. Der ältere Moreau speiste mit uns. Abends sang Therese im Kärntnertor-Theater im „Opferfest“. Moreau und Massburg begleiteten mich zum Aschkan, den ich auch beim Bau seines neuen Hauses suchte und nicht fand. Von da zur Rottruff, wo eben Probe von „Armut und Edelsinn“, ohne Cederström war. Wir blieben bis 9 h, dann in die Session und um 10 h nach Hause. Band 04 (IV.), Seite 54r
1785 1802 6 24 4. Augarten-Konzert. Therese blieb zu Hause; ich mit Kiepach ging und hörten heute die Campi singen. Mit Koch in die Stadt, dann Theaterkanzlei. Therese aß bei Ascher, ich mit Massburg im Matschakerhof. Nach Mittag regnete es seit vielen Wochen wieder ein paar Stunden, welche Erquickung ! Ich war bis 7 h zu Hause, Therese kam um 6 h von der Ascher und fuhr gleich wieder mit Kiepach und Schouppe zur Rottruff ins Haustheater. Ich sah den 1. Akt der „Jeanette“ im Burgtheater, Mlle. Hruschka als Jeanette. Mir gefiel sie nicht, ihr Spiel war sehr eckig, einförmig und sie deklamierte das Naturmädchen tragisch, eingelernt vom alten Müller. Sie wurde vorgerufen, sagte, sie verdiene diese Gnade nicht, ihr Bestreben wird so groß als ihr Fleiß sein, und dergleichen. Koch ging mit uns, Moreau und Massburg holte ich im Parterre ab. Zur Rottruff kamen wir zu Ende des 1. Akts. So schlecht habe ich nie eine Aufführung gesehen. Ich war meistens in der Garderobe. Nach „Armut und Edelsinn“ gingen Koch, Kiepach, Massburg, Moreau, 2 Goldmann, Therese und ich zum Zeisel auf backene Hähnel, welche uns teuer zu stehen kamen. Um ½ 1 h kamen wir erst nach Hause. Band 04 (IV.), Seite 54v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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