Am Vormittag war ich zu Hause, mittags besuchte ich v. Kárner und speiste beim Steindl. Abends besuchte die Gassmannischen, dann ging ich ins Leopoldstädter Theater, wo man Kotzebues „Bruder Moritz“ gab, der missfiel. Amalie spielte darin sehr artig. Nach dem Theater fuhr ich mit selber nach Hause und dann zum Steindl, wo man Ball gab und die Brandlischen waren. Wir soupierten; um 12 h begleitete ich Amalie nach Hause und trollte mich in mein Kämmerlein, welches ich ¾ auf 1 h erreichte. Da ich aber soupierte, ging ich nicht gleich ins Bette, sondern arbeitete und las noch.
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Am Vormittag arbeitete ich zu Hause, dann ging ich zu v. Kárner und blieb bei ihm, bis er nach Preßburg fuhr. Abends besuchte ich die Gassmannischen, wo Musik war; Fürst Albani (?) und der portugiesische Gesandte Seraphini waren zu Gast. Um ½ 10 h fuhren der Dr. Filkuka und ich zum Ball in der Neuen Welt auf der Wieden. Wir fanden eine recht schöne Gesellschaft, die Bartenstein, mit der sich der Fritz unterhielt, als ob sie eine Vestalin wäre, ihr Bruder Kronenberg mit der Tomasini, Genzinger, dann die Kanzlei des v. Kárner waren da. Der Saal ist ganz niedlich, doch fehlt zum Geschmackvollen manches, sowohl an Verzierung wie auch Beleuchtung des Saals. Filkuka und ich soupierten und fuhren um 1 h in Gesellschaft des Svoboda nach Hause. Wir fuhren kaum 200 Schritte, da warf uns der versoffene Kutscher um in dem tiefsten Moraste. Da wir keiner besonders beschädigt wurden, mussten wir alle laut auflachen. Wir kehrten zu Saal zurück, den wir im Finstern lange suchen mussten, nahmen uns einen Laternenbuben und so musste ich den weiten Weg voll Schmutz nach Hause machen und traf um 2 h erst ein.
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Den ganzen Tag arbeitete ich zu Hause. Abends fand ich einen Wagen beim Vassl (?), die Straßernschen Fräulein, welche zum türkischen Gesandten fuhren; sprach mit ihnen recht lange. Ging dann zum Klimbke und Kleinrath, endlich zum Taroni, wo ich den Kutschersfeld erwartete und mit ihm nach Hause schlich.
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Arbeitete den ganzen Tag über sehr fleißig. Abends ging ich ins Burgtheater, wo zum ersten Male das Lustspiel „Liebhaber im Harnisch“ gegeben wurde. Es gefiel so wenig, als es verdiente zu gefallen. Voll Zoten, veralteter trivialer Scherze und unflätiger Zweideutigkeiten ist dieses Stück eine wahre Herabwürdigung für ein Nationaltheater. Zur Ehre des guten Geschmackes muss ich wiederholen, dass es ziemlich mit dem Fasching begraben werden wird. Ich unterhielt mich mit den Gassmannischen, Klimbke, Fajt, Svoboda und erhielt von Theresen einen sehr liebevollen Brief, der mich ungemein freute. Nach dem Theater soupierten Klimbke und ich beim Lampel, sprachen von der bedauernswürdigen G (?), dann trennten wir uns und jeder ging nach Hause.
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Erhielt mein silbernes Milchreindl, dann arbeitete ich, frühstückte mit dem Walnefer, seiner Braut und Hoffmann. Fuhr dann zum Fürsten; am Vormittag unterhielt ich mit Hammár, Jankovits und Klimbke, schlich mit selbem auf dem Kohlmarkt und Graben herum. Mittags speiste ich bei den Gassmannischen, nach Mittag gingen die Mutter, Therese und ich auf die Bastei spazieren, denn es war ein angenehmer Frühlingstag. Blieb in ihrer Gesellschaft bis abends 10 h, wir unterhielten uns mit Schwätzen, Lesen und so verstrich die Zeit ganz angenehm. Nach 10 h ging ich in die Redoute, schlich herum und blieb bis 6 h. Ich wurde von Masken unglaublich geneckt, besonders Fräulein Fellner und Görtz; sprach die Fräuleins v. Straßern, Frau v. Moser, Fischel, Seiler, Klobuschinsky (?) und unterhielt mich lange mit Fräulein Nanette Baumann; sie ist ein Mädchen, das sehr groß denkt und sehr bescheiden ist. Früh bediente ich die Umlauf und Kauer mit Kaffee und führte sie nach Hause.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).