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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
191 1798 2 15 Ich arbeitete mit dem Hofstattagenten wegen der Inventarien. Mittags besuchte ich v. Kárner mit Dr. Filkuka und sah den Fuchsen an, der das Unglück hatte, vermutlich durch einen Schlag das rechte Auge zu verlieren. Mittags speisten v. Kárner und ich beim Steindl. Nach Tische ging ich zum Klimbke, brachte ihm Slivovitza. Besuchte die Gassmannischen; Therese war sehr traurig, ernsthaft und ahnte üble Folgen. Immer zittert der Mensch für das Gute, weil dem Guten das Böse stets den Rang abläuft ! Abends ging ich in die Oper „Doppelte Erkenntlichkeit“ und Ballett „Alcina“, hatte aber ebenso wenig Ruhe und Frohsinn, als ich nachher in der Redoute fühlte. Ich unterhielt mich mit Therese, sprach die Ruschitzka, Liebknechtischen und mehr Bekannte. Um 4 h begleitete ich die Mädchen nach Hause, hernach ging auch ich. Es war ein fataler Tag. Band 01 (I.), Seite 22r
192 1798 2 16 Ich arbeitete, aber beinahe ohne allen Fleiß, denn das Ungewisse meines Schicksals, die qualvollen Aussichten in die Zukunft raubten mir jede ruhige Stunde. Mittags besuchte ich die Gassmannischen, klagte mit Therese und ging dann mit selber bis 3 h auf die Bastei spazieren. Ernst und traurig war der Stoff unserer Unterhaltung. Ich sprach nachher mit meinem lieben v. Kárner; auch er ist in hohem Grade missmutig und welch mächtigen Einfluss hat dies nicht auf seinen treuen Freund ! Abends ging ich zum Klimbke in die Kanzlei und mit selbem zum Spöttl speisen. Nachher begleitete er mich nach Hause und so schieden wir, nachdem wir eine Stunde über die Schicksale der Menschen schwätzten, und ruhte in guter, sanfter Ruhe. Band 01 (I.), Seite 22v
193 1798 2 17 Ich arbeitete den ganzen Tag, war aber ganz zerstreut. Mittags gab v. Kárner das wegen der Pavion (?) im „Dorfbarbier“ verlorene Diner; alles war froh und munter, nur ich nicht. Nach Tisch erzählte mir v. Kárner, dass er den Fürsten warnte, ja keinem Buben die Stallrechnungsführung zu überlassen und dieser sagte. „Das wird nicht geschehen.“ Das war aber nur ein schwacher Schein von Hoffnung. Abends besuchte ich die Gassmannischen, klagte mit Theresen. Später gingen Klimbke und ich in das Burgtheater, wo man „Ciabattino ingentilito“ gab; Therese und Nina sangen recht artig. Nach dem Theater ging ich gleich nach Hause und arbeitete. Band 01 (I.), Seite 22v
194 1798 2 18 Ich arbeitete zu Hause, dann ging ich früh zum Fürsten, unterschreiben zu lassen. Der Fürst war sehr gnädig und mit meinen Arbeiten zufrieden. Als ich vom Fürsten wegging, begegnete ich dem Stallmeister, der mir die Hiobspost sagte, dass ich auf einen anderen Platz kommen soll. Ich sprach hierüber mit meinem lieben v. Kárner, von welchem ich etwas Trost erhalten habe. Mittags aß ich bei den Gassmannischen, unterhielt mich mit Therese sehr angenehm und waren bei dem möglichen Gedanken an eine Trennung sehr traurig. Nach Tische besuchte sie mich, die Agnes, die Rosalie kam auch mit. Klimbke besuchte mich etwas später und so blieben wir zusammen, schwätzten und waren froh; nur mich quälten die Fragen meiner traurigen Lage. Um 5 h fuhren wir zu den Gassmannischen; ich blieb da bis 10 h. Ein gewisser Baber, Anbeter der Weiglischen, kam auch hin und so waren wir zusammen. Ich war teils missmutig, teils schläfrig und machte eine elende Figur. Band 01 (I.), Seite 22v
195 1798 2 19 Faschingmontag. Vormittags arbeitete ich zu Hause, mittags ging ich mit meinem lieben Kárner spazieren, der mir erzählte, dass ich bleibe; dass der Fürst mit ihm auf der Bastei spazieren ging und ihm versicherte, dass der Graf nie mehr die Regie übernehmen wird, dass es bei der neu eingeführten Regie bleibe und dass Siess nach Pest reise. Mittags aßen wir zusammen beim Steindl und ich hatte seit einer Woche die erste frohe Stunde. Nach Mittag arbeitete ich, abends besuchte ich die Gassmannischen. Nina und Agnes gingen in die Redoute, Therese aber ging nicht. Nachher ging ich zum v. Kárner und mit ihm zur Vermählungsfeier des Walnefer zur Traiteurin in die Währingergasse. Die Gesellschaft war 150 Personen stark, alles war munter und froh, nur ich nicht, denn Therese fehlte mir. Es wurde zweimal soupiert; die Bedienung war gut. Zum Teil unterhielt ich mich mit der Oeffinger und den Pelzischen; zum Teil schlief ich und ging um 4 h nach Hause. Band 01 (I.), Seite 23r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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