Sehr kalt. Vierte Redoute. Früh setzte ich Therese den Brief an den Braun auf, welchen Klimbke las und womit wir beide sehr zufrieden waren. Therese schrieb ihn ab und schickte ihn gleich hin. Zum Grafen, zum Distler, welchem ich vom Grafen das Neue Jahr brachte, und der noch immer am Schlage liegt. Den übrigen Tag war ich zu Hause, Therese auch. Moreau besuchte uns. Mit uns speiste die Tischler Nany und Jean. Abends unterhielt ich mich mit Lesen und Therese mit der Maske. Um 9 h kam die Etzelt Lisette schon maskiert, da fing Therese auch an, Toilette zu machen. Ich ging um ½, und Therese um 10 h in die Redoute. Es war sehr voll, nichts Besonderes an Masken und so war die heutige Unterhaltung jener vor 8 Tagen nicht gleich. Um 9 h soupierten wir, sie demaskierten sich erst um 4 h. Um ½ 6 h gingen wir nach Hause, ich begleitete Therese und kam erst um 6 h ins Bett.
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Um 10 h stunden wir auf. Ich ging zum Grafen, Therese fuhr in die Probe von „Adelaide“. Um 11 h ging ich zu Walnefer, dann nach Hause. Mit uns speiste Karl Willmann. Nach Tische wurde ich zum Jahn gerufen, dann ging ich nicht mehr aus dem Hause. Therese ging zu Kohl, kam aber bald wieder nach Hause. Abends war eine Stunde die Agnes da. Um 8 h legten wir uns.
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Lichtmess; strenge Kälte. Früh zum Grafen und mit ihm zur Gulyás, wo wir ein Pianoforte kauften. Mittags speiste die Tante da. Die Ascher mit Anhang besuchte uns und lud uns Freitag zum Speisen ein. Nach Mittag arbeitete ich, Therese ging zur Etzelt und Schmirer, abends zu Schreibers. Ich war immer allein zu Hause und arbeitete. Um 9 h kam Therese, wir soupierten zusammen, dann kam die Goldmann aus dem „Findelkind“ nach Hause und brachte die traurige Nachricht, dass heute abend die verdienstvolle Schauspielerin Maria Anna Stephanie, geborene Mika zu Prag 1751, welche 1771 zu unserer Bühne kam, und als Gabriele de Vergy mit allgemeinem Beifall debütierte, im 51. Jahre starb; ein sehr schwer zu ersetzender Verlust für unsere Bühne. Am 24. Jänner, Sonntag, spielte sie zum letzten Mal im Burgtheater als Quäkerin im „Richard Wanderer“. Ein sonderbarer Fall: sie wohnte im Mariazellerhof im 3. Stock; im 1. Stock wurde ein Paar getraut, im 2. eine Frau entbunden, im 3. starb sie, und alles am nämlichen Tage.
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Trübe und sehr kalt. Früh zum Grafen, Therese hatte Probe von „Adelaide“. Um 11 h kam ich nach Hause und arbeitete den ganzen Tag an der Institutsrechnung. Mittags allein, abends unterhielt sich Therese bei Etzelt, ich im Burgtheater bei „Fürstengrösse“; sehr mäßig. Nach dem Theater holte ich Therese bei Etzelt ab.
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Sehr kalt. Zum Grafen; um 11 h fuhr ich mit Therese in die Porzellanfabrik und brachten dem Gehring ein Redoutebillett. Mittags allein, nach Mittag schrieb ich des Jahn August Konto. Abends zur Etzelt und mit ihnen zu ihrem Sohn Joseph; seine Wohnung ist recht artig. Wir spielten Woita (?) bis ½ 10 h, dann nach Hause.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).