Feuchte Witterung. Früh zum Grafen und ins Bureau. Feuchte Witterung. Früh zum Grafen, ins Bureau und in die Theaterkanzlei. Klimbke speiste mit uns. Während dem Essen schickte die Eisenkohl und ließ ihre Mädchen auf den Abend ansagen, welches ich und Therese annahmen. Nach Mittag arbeitete ich in der Kassa-Rechnung. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Er mengt sich in alles“ und Hexenballett. Ich unterhielt mich mit Soor, Vandera (?) und soupierte nachher mit Klimbke und Welker (?) bei Reich. Da trafen wir eine originelle Gesellschaft flotter Menschen welche in 4 Männern und einem Freudenmädchen bestand. Ein Harfenist Hölzl und ein Geiger waren die Spaßmacher.
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Im Kärntnertor-Theater „Menschenhass und Reue"; Gabriele Lang, „älteste Tochter des Schauspielers Herrn Lange wird die Ehre haben, in der Rolle der Eulalia ihren ersten Versuch zu machen“. Kotiges Wetter. Früh zum Grafen, dann wegen Wein zum Vandera im Langen Haus, 3. Stock. Mittags waren wir allein, nach Mittag schrieb ich an meiner Rechnung. Abends ins Kärntnertor-Theater, Gabriele gefiel wenig. Sie blieb dem Charakter nicht treu und vergaß sich oft. Sie verfiel in den Ton einer Soubrette und nur Schonung für den Vater vermochte am Schluss das Hervorrufen. Ihr Vater führte sie an seiner Rechten heraus, sie blieb in der Mitte des Theater, er trat vor und sagte: „Verehrungswürdige ! Ich danke im Namen meiner Tochter für Ihre Nachsicht und Huld. Wenn sie“ – hier stockte er – „engagiert wird, so hat sie hier so manche vollendete Künstler, nach denen sie sich bilden kann. Nochmals danke ich für Ihre Nachsicht“. Lang führte sie in die Szene, kehrte um und kündigte – nachdem es ihm Jakob laut und oft in die Ohren rufte – für morgen den „Seltenen Ehemann“ an. Alles erwartete von Lang eine bessere Rede. Ich soupierte mit Frankstein – welcher den Peter spielte –, Lissl, Kestler (?) und Hornung. Niemand war mit der Gabriele zufrieden. Therese arbeitete und war mit Jeanette allein.
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Gefroren. Früh zum Grafen, dann zum Sattler und in die Porzellanfabrik. Ich kaufte Schreibzeug für den Grafen und sah bei Gehring wegen Ausschuss für Eisenkohl nach. Mittags allein. Nach Mittag arbeitete ich und las den 2. Teil von Kotzebues „Merkwürdigste Jahre meines Lebens“. Therese arbeitete und ging nicht aus dem Haus. Nach 8 h kam Klimbke, mit diesem soupierte ich bei der Rosen.
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Ein kalter, aber heiterer Tag. 3. Redoute. Früh zum Grafen, auf die Promenade. Mittags aßen wir allein. Nach Mittag arbeitete ich, Therese besuchte die Jeanette und Charlotte. Häusler kam und wir gingen zusammen ins Josephstädter Theater „Drei Rätsel aus China“ und Ballett. Es ist erstaunend schlecht und dennoch unterhielt es mich. Nach dem Theater erwartete ich Klimbke, er führte mich in die Redoute. Sie war wirklich glänzend und ich unterhielt mich so angenehm, dass ich bis 3 h blieb. Ich bekam mehrere Geschenke, die ich Therese brachte, und doch war sie übel gelaunt. Mit Walcher (?) und Turnau (?) soupierte ich, die Nanett König der Hartenfels (?) quälte mich sehr. Lichtenstein besuchte uns unter Tische. Unser Redoutebillet hatte Wokurka.
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Heute ging Therese nach 14 Tagen zum ersten Male aus und zum Braun. Vor Mittag beim Grafen, mittags speisten wir allein. Nach Tisch fuhren Therese und ich mit Salieri zum Tischler Wachtel, um ein aufrechtes Pianoforte zu kaufen. Abends gingen wir ins Kärntnertor-Theater „Drei Sultaninnen“, die Saal als Marianne, Grünberg als Elvire, Rösner Delia. In den konzertierenden Stücken hörte man die Saal nicht, im Ganzen wurde die Willmann sehr vermisst. Therese war mit der Etzelt Lisett und Boidt (?) in gesperrten Sitzen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).