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Anzeige von 1606 - 1610 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1606 1801 12 27 Meines Bruders Namensfest. Früh zum Dr. Paumgarten, wegen Intabulierung des Hauskontraktes vom Grafen, dann zu ihm. Um 11 h nach Hause, dann in den Redoutensaal zur „Schöpfung" zum Besten der armen Bürger zu St. Marx. Haydn selbst dirigierte. Es war außerordentlich voll, die Einnahme betrug [ ...Betrag fehlt]. Ich sprach die Kohlischen, Kurz, Lissl und beim Eingang die Eisenkohl. Ich hatte eine fatale Empfindung, als ich sie mit der Lotte und Lidi sah. Ich machte ihnen Platz und blieb bei der mittleren Tür im kleinen Saal neben ihnen stehen. Sie sprach sehr wenig. Ich fragte sie, ob sie zum Nachhause gehen eine Begleitung habe; sie sagte, eine ganze Gesellschaft und ich sah sie allein gehen. Sie betrug sich wirklich beleidigend. Ohne unhöflich zu sein, wollte ich sie nicht verlassen und so stand ich wie auf Kohlen. Ich sagte ihr, dass ich in Geschäften, wegen der 2000 fl, die sie zum neuen Jahr für ihr Haus zahlen soll, mit ihr reden muss. Sie sagte, sie habe wie ein Meister (?) zu tun, wenig Zeit, doch würde sie schicken. Ich verwünschte, dass ich sie sah, denn sie mehrte meinen Unmut auf’s Höchste. Ein paar Damen, ich glaube, eine war die Gräfin Nádasdy, begleitete ich zum Wagen. Um ¾ auf 3 h kam ich nach Hause. Therese mit dem Brüderl und der Muhme Willmein aßen eben die Suppe. Vor Tische gab Therese dem Jean die gestrickte Weste, die ihm besonders gefällt. Während des Essens kam Scheiger und engagierte mich, mit ihm Billard zu spielen. Wir gingen zur Schmirer und spielten 15 Partien, ich verlor 4 bei Tage, Scheiger die übrigen nachts. Um ½ 7 h ging ich hinauf zur Jeanette, fand meine Therese und Etzelt mit Bruder George und meinen Bruder, später kam auch Klimbke. Therese sagte mir, dass Salieri nach Tische mit ihr ihren Part probierte und die Benkó und Eckhart uns besuchten. Ich unterhielt mich sehr mittelmäßig. Um 9 h trennten wir uns. Klimbke und ich gingen zum Reich, aßen Stör (?) und tranken Erlauer, nach 10 h nach Hause. Ich schlief wenig und unruhig. Band 04 (IV.), Seite 31v
1607 1801 12 28 Nebel und außerordentlicher Morast. Um 4 h lag ich schon wach und gab Nahrung meines Missmuts. Ich lag so gesättigt von der Anhänglichkeit des Lebens, dass ich mir selbes sehr lästig wird. Nur um meiner engelguten Therese willen, dies Wesen allein kettet mich noch an die Welt. Ich fühle so gar keine Freuden. Die Willmein und Hitzinger frühstückten bei uns. Ich ging zum Grafen, mit ihm ins Bürgerspital zum Tischler, um Tische auszusuchen, nach Hause und ins Bureau. Ich konzipierte ein paar Exhibiten, plauderte mit Wokurka von dem Unglück, ein eifersüchtiges Weib zu haben und den Intrigen der Männer. Mit der heutigen, als der Generalprobe, sind sie von der „Liebe unter den Handwerksleuten“ geschlossen, und morgen soll die erste Aufführung sein. Mit uns speiste die Tante und Hornung, der nach Mittag ein Menuett mit Therese übte. Ich war den ganzen Tag zu Hause, arbeitete, Therese auch. Das Wetter ist zu schlecht um auszugehen und so blieben wir den Abend ganz allein, tête à tête mit Therese. Wir spielten eine Zeitlang Mariage, lasen und um 9 h lagen wir schon. Klimbke kam noch, traf uns im Bette und wir plauderten mit ihm noch eine Weile. Ich schlief wenig; wie lange werden mir die Nächte und welche Pein ist es, schlaflos liegen zu müssen. Band 04 (IV.), Seite 32r
1608 1801 12 29 Erste Aufführung der „Liebe unter den Handwerksleuten" mit Musik von 12 Meistern. Früh schickte die Eisenkohl, wenn ich mit ihr zu sprechen hätte, möchte ich nach Tisch kommen. Ich ging zum Distler wegen gesperrten Sitzen, zum Grafen und ins Bureau. Um 12 h besuchte uns Lissl, holte seine gesperrten Sitze ab und plauderte mit uns bis 1 h. Klimbke speiste da. Nach Tische gingen wir ins Kaffeehaus, dann ich zur Eisenkohl, wo ich eine Stunde blieb. Unser Gespräch war vom Geschäft, von ihrer Krankheit, dass sie nach Mariahilf zieht und im Ganzen höchst unangenehm. Sie lud Therese und mich auf nächste Woche ein. Therese sang mit Salieri und machte dann als Frau von Reichthal Toilette. Ich arbeitete bis 6 h und trug mich dann ins Kärntnertor-Theater, zum ersten Male „Liebe unter den Handwerksleuten“, bearbeitet von K[arl] F[riederich] Lippert. Missfiel ganz, und wurde unanimiter ausgezischt, doch aber für morgen wieder annonciert. Ich saß neben Lissl und seiner Familie, plauderte mitunter, sonst hätte ich’s nicht ausgehalten. Therese sang schwach und sprach so leise, dass ich von ihrer Prosa sehr wenig verstand. Nach der Oper soupierte ich im Bürgerspital mit Lissl und Compagnie. Band 04 (IV.), Seite 32r
1609 1801 12 30 Den ganzen Tag Regen oder Schnee. Wegen Krankheit der Rösner wurde die Oper „Die Liebe unter den Handwerksleuten" abgesagt und das Theater geschlossen. Früh zum Grafen, blieb bis 12 h, dann ins Bureau, wo ich der Eisenkohl schrieb und die Lage schilderte. Nach 2 h aßen wir erst. Nach Mittag kam Patsch und Teich (?), ersterem gab ich den Brief an die Eisenkohl. Ich arbeitete, abends schrieb ich meiner Mutter und der Csekonics und blieb wegen der üblen Witterung immer zu Hause. Ich hatte Kopfweh, war aber sonst ziemlich ruhig. Therese schrieb den Pfallerschen. Um 8 h fingen wir an, eine Weile Mariage zu spielen. Wir waren ganz allein, Klimbke und Welker (?) kamen, wir plauderten. Nach 9 h gingen sie und wir legten uns. Band 04 (IV.), Seite 32r
1610 1801 12 31 Schnee und außerordentlicher Morast. Früh zum Grafen, dann Aufschreiben zu Braun, Quarin, Fürst Esterházy und Dietrichstein. Nach 11 h in die Theaterkasse und mit Klimbke wegen Pferdebeschlag zum Gürtler (?). Zu Hause fand ich Lissl, welcher mir erzählte, dass die Eisenkohl ihrem Dummrian von Provisor eine Dose zum Geschenk machte, worauf ihr Auge in Wolken gemalen. Nachher kam Seltenhofen, mittags waren wir allein. Ich ging nach Tische mit dem von Rahl gestochenen Billetts zur Schmirer, dann zu Hitzinger, zu Scheiger, brachte ihm einen Kalender, dann zum Rahl, um ihm die Billetts zu zahlen. Therese führte die Schmirer in die Opera seria „Ginevra“, welche heute im Burgtheater ist. Ich arbeitete zu Hause, schloss unsere Jahresausgaben ab und es fand sich die enorme Summe von 3219 fl. 3 x. Der Eisenkohl schrieb ich, dass ich von einem Freund bestimmt erfuhr, dass der Kaiser in einem Handschreiben an die Hofstelle die Freilassung der Staatsgefangenen in Ungarn anbefahl, und schloss ihr zugleich auch unsere Billetts bei. Nach 8 h kam Klimbke, wir soupierten zusammen bei der Rosen. Band 04 (IV.), Seite 32r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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