Neblig und feucht. Am Vormittag war ich bei Brandl, die mich um einen Brief an Lang in Salzburg baten, bei der Gräfin, wo ich den schnellen Tod des Grafen Casimir in Preßburg erfuhr, dann zu Hause. Mit uns speiste die T[ischler] Nani. Nach Tische arbeitete ich, Therese auch. Therese abends in Gesellschaft zur Eisenkohl, wo ich mich wegen Geschäften entschuldigen ließ, um nicht alles Unangenehme neu zu machen. Da waren waren die Klaproth, Kunz (?), Lissl mit seinen Mädchen, Schalrach (?), Walther und der Pavian von Provisor, dessen Gesundheit als Caspar Lissl durch sein kleines Mädchen trinken ließ und welche Eisenkohl in der Gesellschaft beim Souper nachtrank. Die dumme Kuh würde mich in höchstem Grade ennuyiert haben. Therese kam erst und in feiner (?) Begleitung um ½ 12 h nach Hause. Ich habe wohlgetan, dass ich nicht hinging. Scheiger engagierte mich zum Marinelli „Lustig leben“, eine höchst elende Burleske. Er, sie, Schwarzleitner (?) und ich nahmen Sitze. Nach dem Theater soupierten wir bei Scheiger und unterhielten uns gut; um ½ 11 h kam ich nach Hause. Sepherl trug der Eisenkohl die versprochene Laterne als Haussteuer hin.
Band 04 (IV.), Seite 34r
1617
1802
1
7
Trübe und außerordentlicher Kot. Den ganzen Vormittag war ich im Bureau. Therese arbeitete zu Hause. Mittags aßen wir allein. Nach Mittag schickten wir dem Oeppinger 4 Pfund Speck und 5 Pfund Ödenburger Obst. Eckhart besuchte uns, blieb aber nicht lange; sonst waren wir den Nachmittag und Abend ganz allein. Mir ist nicht ganz wohl und zum Ausgehen zu schmutzig. Therese beschäftigte sich ihre Tour auf dem heute gekauften Haubenstock zu frisieren; ich schrieb und las. Müde des Lesens spielten Therese und ich eine Stunde Mariage. Um 10 h legten wir uns.
Band 04 (IV.), Seite 34r
1618
1802
1
8
Neblig, sonst wie gestern. Vormittag arbeitete ich ein paar Stunden im Bureau. Therese hatte Generalprobe von „Phasma“. Kridl, Röhrich und die Tante speisten bei uns. Nach Mittag kam Salieri; Therese zeigte ihm ihr Porträt, das er sehr ähnlich fand. Abends ging Therese zur Ascher. Ich blieb zu Hause und las den 1. Teil von Kotzebues „Merkwürdigste Jahre meines Lebens“, welches mich angenehm unterhielt. Therese kam erst um 9 h nach Hause, und etwas später Klimbke. Er brachte mir die angenehme Nachricht, dass Braun des Patsch seiner Mutter versprochen habe, ihn wieder anzustellen, und erzählte, dass er mit Braun heute eine halbe Stunde wegen Abgang des Roose und Koch gesprochen habe, und dass er an einer Ausgleichung zweifle. Mir ist nicht ganz wohl; ich fühle schon einige Tage Kopfschmerzen.
Band 04 (IV.), Seite 34v
1619
1802
1
9
Neblig und in hohem Grade ungesundes Wetter. Früh ging ich zum Aschkan wegen Tisch, Nähkissen und Rahmen, später ins Bureau und um 12 h nach Haus. Therese war immer zu Haus. Sie erhielt Besuch von Moreau, welcher Dienstag am Kärntnertor-Theater in „Inkognito“ einen Versuch als Eduard Bronstein wagen wird. Mittags allein. Nach Mittag kam mein kranker Barbier, dem ich Essen geben ließ; Eckhart, welcher eben von der Eisenkohl kam, die ihm erzählte, dass ich am Montag von der Gesellschaft wegblieb; dann die Jeanette, welche mit Therese, die in „Achille“ sang, ins Burgtheater fuhr. Am Abend war ich allein und beschäftigte mich mit Schreiben und Lesen der Eleganten und anderer Zeitungen. Ich erwartete Klimbke, der mirs gestern zuversichtlich versprochen, er kam aber erst nach 8 h. Wir gingen zum Kamel und blieben eine Stunde da. Klimbke erzählte mir, dass Braun bei der heutigen Ballettprobe den Pfersmann wegen der Maschinerie eines Hirschen ganz terribel herabmachte, und er darüber eine Übelkeit affektierte. Salvatore Viganòs Ballett von Hexen wird also erst künftigen Donnerstag. Klimbke erzählte mir auch, dass die Kanzlei eine Reform und er die Leitung aller schriftlichen Geschäfte erhalten wird, auch den Schauspielern untersagt wird, nicht mehr in die Kanzlei zu kommen.
Band 04 (IV.), Seite 34v
1620
1802
1
10
Gefroren und trocken. Am Vormittag zum Brandl; er und Joseph tranken bei mir Slivovitza. Therese nahm heute Arznei und ging nicht aus dem Hause. Ich besuchte die Leidestorfer. Mein Bruder speiste bei uns. Mit Scheiger spielte ich nach Tisch im Kaffeehaus am Hof. Abends kam Rösner, Frau, die Kammerfrau der Metternich und Klimbke. Wir spielten das Commerce-Spiel und ich verlor 40 x, ohne Unterhaltung. Um 11 h gingen wir schlafen.
Band 04 (IV.), Seite 34v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).