Nebel und schlüpfriges Gehen. Früh zum Grafen, ins Bureau und zum Levi. Mittags aßen wir allein. Nach Mittag kam die Schreibers, dann gingen wir zum Hausherrn. Abends besuchte ich Leidestorfer und ging mit Peter ins Leopoldstädter Theater „Sternenmädchen“. Therese war beim Hausherrn. Therese hatte heute Probe von „Mudarra“, Oper von Herklots, Musik von Weber; wird aber nicht gegeben. Um 10 h lagen wir im Bett.
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Heftiger Wind und Schnee. Früh zum Grafen, Theaterkanzlei und nach Hause. Mit uns speiste Teich (?). Während des Essens kam Nadastini, er unterhielt uns, indem er den Reil, Frau, Brockmann und Goldmann parodierte. Nach Mittag arbeitete ich, Therese ebenfalls, und blieb den ganzen Abend zu Hause. Ich führte den Strack ins Kärntnertor-Theater „Inkognito“. „Herr Moreau, der sich der Schauspielkunst zu widmen gedenkt, wird die Ehre haben, in der Rolle des Eduard Bronstein einen Versuch zu machen“. Er spielte mit vieler Richtigkeit, ist sehr verständlich und hat ein gutes Organ. Er wurde am Ende hervorgerufen und dankte in folgendem schönen, nur etwas zu langen Epilog, den er mir selbst brachte: „Gnädigste, Verehrungswürdigste ! Schön bricht nach dem heutigen Tage die Morgenröte meines Glückes an. Tief gerührt über Ihre unverdient gnädige Nachsicht, die alle meine kühnsten Hoffnungen und Wünsche weit hinter sich zurück ließ, wird dieser Tag meinem gewiss dankbaren Herzen ewig die passendste Rückerinnerung gewähren. Wenn Sie, Hochzuverehrende, mit den Unvollkommenheiten, Mängeln und Gebrechen meines erst aufkeimenden Talentes auch nachher die nämliche Nachsicht bezeugen, wenn die k.k. Hof-Theatraldirektion und jene vollendeten Künstler, in deren Mitte ich mich heute so vermessen wagte, würdig finden wollen, einen Platz unter ihnen einnehmen zu dürfen, so soll mein unermüdetes, rastloses Bestreben zwar nie in den törichten Stolz ausarten, jene Männer auf ihrer hohen Laufbahn, an welcher mein schwaches, ungeübtes Auge noch schwindelt, erreichen zu wollen, doch werde ich Sie zu überzeugen suchen, dass ich keine Anstrengung scheue und mit dem Panier (?) meines beiderseitigen Schutzes (?) versehen den Mut haben, es einst so weit zu bringen, dass ich den Platz neben jenen Künstlern ohne Schamröte behaupten darf. Meine fortdauernde Bemühung und mein herzlicher Dank sei übrigens Ihrer heutigen Gnade gleich, das heiiißt grenzenlos“. Nach dem Theater soupierte ich im Bürgerspital, wo über Moreaus Spiel sehr vorteilhaft räsoniert wurde. Erst um 11 h kam ich nach Hause und fand Therese noch bei der Arbeit.
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Heiter und kalt. Früh zum Grafen, zum Levi, dann nach Hause. Auf dem Graben begegnete mir Moreau, den ich mitnahm, meinen herzlichsten Glückwunsch machte und ein Verzeichnis des Hoftheaterpersonals und der aufgeführten Stücke schenkte. Therese war vor Mittag bei der Chatrin. Eckhart und Patsch speisten mit uns. Während des Essens kam Klimbke, ging aber aus Delikatesse gleich wieder fort. Therese besuchte nach Tische die Weinmüller, eigentlich aber die Grünberg, dann die Etzelt. Ich arbeitete zu Hause an den Schafbestandskontrakten bis 6 h. Die Grünberg fand Therese nicht. Nach 6 h kam ich zur Etzelt, fand da Gesellschaft und spielte da Préférence bis 10 h. In der Nacht bekam Therese Katarrh.
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Kalt. Früh zum Grafen und ins Bureau. Früh ließen wir den Oeppinger bitten, er schrieb Therese ein Attestat, dass sie nicht singen kann. Den ganzen Tag war sie zu Hause. Ich war beim Grafen und im Bureau. Mittags speiste Nadastini mit uns. Nach Mittag arbeitete ich. Abends ins Kärntnertor-Theater, „Due Svizzeri“ und zum 1. Male „Hexen im Beneventer Walde“ von Salvatore Viganò, Musik von Süssmayer. Missfiel allgemein. Ein Riesenhirsch spielt die Hauptrolle. Ich war im 3. Stock und plauderte mit verschiedenen Bekannten. Therese war allein zu Hause.
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Kalt. Früh zum Grafen und ins Bureau. Mittags waren wir allein. Nach Mittag um 4 h wieder ins Bureau, wo ich mit D[avid] I[saak] Arnsteiner und Sohn den Wollkontrakt schloss und selben aufsetzte. Um 7 h kam ich nach Hause, fand die Etzelt, Tochter und George, Jeanette, Kiepach und Häusler (?). Wir spielten Lotto bis 10 h, dann empfahl sich alles.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).