Kalt Früh zum Grafen. Um 12 h besuchte uns die Eisenkohl. Ich ging bald hernach aus. Therese zeigte ihr das schöne Schreibzeug, Petschierstöckl, Kalender, Briefpapier etc. Mittags allein. Nach Tische ging Therese zur Mutter, in die Wohnung der Galvani wegen der Lizitation, abends ins Burgtheater „Corsaro“, Riccardi-Paër statt der Willmann. Sie hat schön gesungen, aber die Galvani nicht erreicht. Ich war ganz allein zu Hause, arbeitete und las. Heute erhielt Therese einen Part in der „Adelaide“, Opera seria von Mayr, worin die Paër und Brizzi (?) singen. Ich erwartete Therese und wir plauderten eine Stunde noch.
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Früh zum Grafen. Therese hatte Probe von „Adelaide" von Mayr. Mittags allein. Wir schickten die Sepherl in die Währinger Straße No. 427 um eine Portion Rumfordische Suppe. Sie kam mit einem Lärm, dass sie gedrängt wurde, zurück und erklärte, dass sie nicht mehr ginge. Diese Widersetzlichkeit brachte mich so sehr auf, dass ich befahl, sie müsste morgen wieder gehen. Nun fing sie in ihrer Bosheit zu heulen an und heulte bis Abend. Therese und ich gingen wegen einer Anweisung für 15 x, dann ging sie zum Uhrmacher und abends zu Etzels. Ich musste zur Königin auf den Fleischmarkt ins Molitorische Haus, dann ins Burgtheater, zum ersten Mal „Johanna d' Arc“, romantische Tragödie in 6 Akten nach Schiller, bearbeitet von Escherich. Missfiel und wurde auf morgen nicht mehr angekündigt. Es langweilte mich sehr. Nach dem Theater ging ich zur Etzelt, wir soupierten da und ich kam erst um ¾ auf 11 h nach Hause.
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Früh zum Grafen, nachher fuhr ich mit ihm zu den Tischlern und Klaviermeister Brodmann in die Rauchfangkehrergasse. Therese war wegen ihrer Rolle – Luitgarde -– in Wranitzkys Oper „Des Teufels Lustschloss“, welche sie gestern abends empfing, beim Salieri und mit der Sepherl um eine Anweisung für Rumford-Suppen. Diese kündigte ihr bei dieser Gelegenheit den Dienst auf; wie boshaft der Nickel ist ! Heute schrieb ich meiner Mutter, dass ich dieser Tage zwei Schock ungebleichte Leinwand kaufte. Therese arbeitete mit der Etzelt zur künftigen Redoute. Mittags allein. Nach Tische ging Therese zu ihrer kranken Schwester, abends erhielt sie Besuch vom Fräulein Plauderbach, Urbain. Ich ging ins Leopoldstädter Theater „ABC-Schütz“, die Schmirer Jeanette als Resel (?). Missfiel, ich fürchte, sie wird kein Glück machen. Im Herausgehen kam ich mit der Etzelt zusammen und begegnete noch den Karl Willmann, den ich auf morgen Mittag zum Essen lud. Zu Hause fand ich noch die Urbain und Reyher (?).
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Zum Grafen, hernach ins Bureau, wo ich half, Postzirkulare abzuschreiben. Mittags speiste Charles Willmann bei mir, wir plauderten von seiner seligen Schwester und ihrem Testament. Nach Mittag kam Kiepach, Jeanette Schmirer, Charlotte und abends die Etzelt mit ihrer Lisette. Wir spielten Préférence, Therese und Lisette arbeiteten an ihrer Maske.
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Kalt und trocken. Früh zum Grafen, dann zu unterschiedlichen Klaviermachern auf der Wien, Landstraße und Ungargasse. Den Mayer in der Pfarrgasse zu den 3 Röseln holte ich ab, wir gingen zusammen zu den Meistern. Mittags speiste er bei uns. Therese arbeitete, hatte Probe von der „Adelaide“ und schrieb an Braun wegen 3 Redoute-Billetts. Nach Tische kam Lichtenstein und bat Therese im Namen des Braun um Abgabe der Luitgarde in „Des Teufels Lustschloss“, welches Therese gerne tat, sich aber ausbedingte, nie eine zweite Rolle neben der Saal zu machen. Nachmittag ging ich mit Mayer auf die Ladegestätte wegen meinem Pianoforte, dann ins Theater an der Wien „Holga“, Pepi als Prinzessin. Therese arbeitete zu Hause, und ging um 6 h zur Etzelt. Im Theater fand ich wenig Unterhaltung. Nach dem Theater holte ich Therese bei der Etzelt ab, wo gesungen wurde. Die Lisette schenkte Therese ein gesticktes Brieftasche und ein gläsernes Schreibzeug, ersteres ist recht artig. Um 10 h kamen wir nach Hause. Sehr müde, legte ich mich gleich. Wir beschlossen, dass Therese dem Braun, dem Hergang wegen Abnahme der Rolle, und dass die Saal die Amazone zurückschickte, umständlich schreiben, und ihn bitten soll, diesen Unfug abzustellen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).