Sehr kalt. Zum Grafen, wo ich bis ½ 2 h an den Kontrakten schrieb. Mittags waren wir allein. Therese befindet sich nach ihrem Katarrh besser. Nach Tische zum Grafen, ließ ihn die Kontrakte unterzeichnen. Dann zum Collett und um 7 h nach Hause, wo ich Klimbke fand. Wir spielten zusammen Lotto bis 10 h, und plauderten vom Theater, von Koch und der Roose Abgang, von unserer Regie, wozu auch Schreyvogel genommen werden soll, von „Coriolan“, welchen jetzt Collin schreibt, und sein erstes Stück sein wird, und von der Umarbeitung des 1. Akts von „Regulus“.
Band 04 (IV.), Seite 35r
1627
1802
1
17
Strenge Kälte. Früh zum Grafen, dann in Taronis Kaffeehaus. Ich plauderte mit Passy und Seltenhof, als es hieß, in unserem Haus brenne es. Es brannte aus einem Rauchfang im Nebenhaus, die Straße war voll Menschen. Ich ging mit dem Peter auf den Boden, da war das Feuer schon gelöscht. Die Tischlerin speiste mit uns. Nach Tisch brachte ich dem Rahl Theresens Bild und war wirklich sehr unangenehm überrascht, als er jetzt 40 statt 20 # verlangt. Missmutig über diese Steigerung forderte ich Scheiger auf’s Billard. Wir gingen ins National-Kaffeehaus, ich verlor 8 Partien. Nach Mittag und abends waren Therese und ich ganz allein. Wir lasen, plauderten, Therese erschrak über einen Spaß von mir, brach in ein heulendes Weinen aus und ich konnte sie lange nicht beruhigen. Um 10 h legten wir uns. Zweite Redoute, wir gaben unsere Billetts in die Hofapotheke.
Band 04 (IV.), Seite 35v
1628
1802
1
18
Gelinderes Wetter. Früh zum Grafen und ins Bureau. Rösner und Frau speisten bei uns. Vor Mittag war ich bei der Eztzelt und engagierte sie auf heute in die „Zauberflöte“, um die Grünberg singen zu hören. Nach Mittag wurde Lotto gespielt. Abends mit der Etzelt Lisett, welcher Therese ein Paar Handschuhe schenkte, den Seidlischen, George und Fritz in die 28. „Zauberflöte“. Es war ein mittelmäßiges Theater. Nach dem Theater spielten die Rösner, wir und Klimbke Lotto bis 11 h. In der Nacht schneite es.
Band 04 (IV.), Seite 35v
1629
1802
1
19
Schnee. Früh kam die Uhrmacherin, dann ging ich zum Grafen, ins Bureau und gegen 12 h auf den Josephsplatz, die Pirutsch-Schlittenfahrt zu sehen. Bis ½ 2 h stand oder schlich ich herum, teils mit Liebisch, Koch und Lissl, bei welchem ich blieb. Er erzählte mir, dass die Eisenkohl eine Art Schlag überfallen habe. Ich sah das Radl in der Burg. Beim Fries versammelten sie sich, Wilhelm Auersperg führte sie an und im Augarten speisten sie. Eine große Wurst mit einer Musikbande von 20 Personen eröffnete die Fahrt. Mit uns speiste die Tante, Therese ordnete Verschiedenes, ich schrieb. Nach Mittag schickte ich die Sepherl zur Eisenkohl, sich um ihr Befinden zu erkundigen. Sie ließ uns sagen, dass sie sich wieder recht gut befinde und nächstens einen Besuch machen werde. Abends gingen Peter und ich ins Leopoldstädter Theater, der „Löwenritter“ 1. Teil. Ich unterhielt mich mittelmäßig. Bei Therese war heute niemand.
Band 04 (IV.), Seite 35v
1630
1802
1
20
Der ganze Schnee löst sich auf, kotig. Früh zum Grafen, ins Bureau, zum Lackierer Müller wegen meinem Tisch und Baumeister Reymund. Mit uns speisten Neumann, Frau, Eckhart und Gewey. Wir unterhielten uns recht gut. Neumann blieb abends, wir spielten Lotto. Ich unterhielt mich sehr mittelmäßig, jedes Spiel ennuyiert mich sehr.
Band 04 (IV.), Seite 35v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).