Früh zum Grafen und zum Dr. Paumgarten, dann nach Hause, wo mich Köstler erwartete, der bei uns schlief. Therese war bei Leybold und als sie kam, machten wir eine Tour um die ganze Bastei; es war ein angenehmer Tag. Als wir nach Hause kamen, wartete schon Klimbke, der bei uns mit Köstler speiste. Bei der Suppe kam der Graf und sprach wegen Intabulierung seines Wohnungskontraktes. Nach dem Essen schickte Eisenkohl und ließ sich künftige Woche auf einen der ersten Tage für den Abend ansagen; zugleich kam das gelehnte Porzellan zurück. Abends gingen Köstler und ich ins Theater an der Wien „Tiroler Wastl“; für ihn war dieses schöne Haus ein überraschender Anblick. Ich fühlte Langeweile. Zu Hause fanden wir Goldmann, mit welcher wir uns noch ein Stündchen unterhielten, und sie morgens zum Frühstück einluden. Köstler schlief bei uns.
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Kalter Wind. Früh zum Grafen, nach Hause, wo ich bis 12 h arbeitete. Therese war den Vormittag bei Leybold. Wegen Commotion ging ich auf die Bastei, begegnete Eisenkohl und Lissl und den Dummrian von neuem Provisor, welcher mich sehr kokett, oder lieber sehr galant bewiilkommnete, und auf der Stelle schieden. Auf dem Graben begegnete ich Gewey, welchen ich wiederholt um seine „Erwine von Steinheim“ bat. Er versprach sie mir, wenn ich mit ihm hinausginge, welches ich auf der Stelle tat und doch nicht erhielt, denn seine Frau hatte selbe eingesperrt und war nicht zu Hause. Mittags aßen wir allein. Es war so ein düsterer Tag, als es in meiner Seele war. Nach Mittag und abends war ich zu Hause. Therese war ein paar Stunden beim Leybold. Ich arbeitete und las. Abends besuchte uns die Uhrmacherin, und die Muhme Willmein, um 7 h Klimbke. Wir aßen Salat, Kälbernes und Kaviar, welcher Therese nicht schmeckte. Um 9 h gingen wir eine Weile herum; ich begleitete Klimbke und ging nach Hause. Um 10 h lag ich schon.
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Kalt, heftiger Wind. Früh arbeitete ich mit Klimkowsky, dann zum Grafen. Um 11 h kam ich nach Hause, begegnete der Scheiger und ging mit ihr in die Wollzeil zum Schwarzleitner (?), später zum Levi wegen Obligationen. Um 12 h kam Therese von der Probe zur „Liebe unter den Handwerksleuten“. Sie sagte mir, dass heute abends die Eisenkohl mit ihren Mädchen kommen wird. Rösner kam mit ihr; wir gingen zusammen auf die Bastei und begleiteten Rösner nach Hause. Die Tante und Eckhart speisten mit uns. Nach Tische ging Therese zum Leybold, Eckhart zur Eisenkohl. Ich arbeitete in Institutsangelegenheiten. Um ½ 6 h kam die Eisenkohl mit ihren 3 Mädchen, später Walther und Klimbke. Die Unterhaltung war sehr geschraubt; Madame machten einige Male Ausfälle auf meinen unglücklichen Hang zu Surprisen, auf meine Gefälligkeit usw., die ich aber nicht zu bemerken schien. Ich las ihr meinen in der Stunde erhaltenen Brief vom Schultheiss vor, und zeigte ihr aus selbem, welchen elenden kleinen Menschen - Augusta und Well - sie sich wegen Empfehlung eines Provisors in die Arme warf. Walther und ich begleiteten sie um 9 h nach Hause. Es schneite heuer zum ersten Mal. Mit Walther war sie galant, lud ihn ein, mich nicht. Therese ließ Krapfen und Torten machen, ich überraschte sie mit Krapfen.
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Früh 8 h zum Richard, zum Dr. Paumgarten, zu Liebisch, wo ich ein Kleid von Batist-Musselin, ungefähr wie jenes für Therese kaufte und dem Kugler (?) ins Bureau brachte. Von dem Kleide behielt ich einen Rest für mich auf 2 Gilets. Dann zum Grafen. Therese war beim Leybold und hatte Probe von der „Liebe unter den Handwerksleuten“. Mittags aßen wir allein. Nach Tische ging Therese zu Leybold, ich zur Barany. Um 6 h machte ich einen Besuch beim Scheiger, Therese kam nach. Wir blieben in Gesellschaft des Dr. Lang und Schwarzleitner bis 8 h, dann gingen wir nach Hause. Ich schrieb dem Schultheiss von dem Dummrian Schessky (?), welcher bei Eisenkohl als Provisor aufgenommen ist. Heute machte Braun in der Sitzung dem Ausschuss seine Auflösung bekannt, welche im Hornung erfolgt, und sagte, dass er vom Kaiser die Erlaubnis habe, nach seinem Gutbefinden jemanden frei zu wählen, der die Regie führen wird.
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Sehr kalt, aber heiter. Früh zum Grafen, um ½ 12 h zum Leybold, wo ich Therese fand, welche vorher in der Probe war. Wir blieben bis nach 1 h. Mit uns speiste Klimbke, mit welchem ich nach Tische ins Kaffeehaus und später allein zur Barany ging. Ihrer Zimmerfrau Emma brachte ich den „Regulus“. Um 4 h kam ich nach Hause und fand bei Therese den Schneider Luca, welcher ihr sagte, dass die Willmann sehr gefährlich ist. Therese eilte gleich zu ihr, sprach sie nicht und sagte weinend, dass sie vielleicht schon diese Nacht sterben wird; mich dauert sie von Herzen. Ich schrieb an Kárner wegen Landtag und dem Adelsdiplom für die Eisenkohl. Therese machte Toilette für die Königin der Nacht. Abends in die Loge im Kärntnertor-Theater, 26. „Zauberflöte“, wohin ich den Leybold mit seiner Familie engagierte. Wallaschek als Papageno missfiel heute mehr als je. Heute bekam ich das niedliche, für die Eisenkohl bestimmte Stöckl.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).