Trübe, abends Regen. Früh zum Stessel, zum Grafen, dann machte ich verschiedene Kommissionen. Um 12 h ging ich mit Therese zu St. Stephan, um die Feierlichkeiten der Exequien für Lacy zu sehen. Ein Läufer der Fürstin gab Therese einen heftigen Stoß auf die Brust; ich hieß das infam grob, worüber sich die Fürstin zu mokieren schien. Dann gingen wir zusammen zum Aschkan, wo ich für Eisenkohl die kleine Tasse kaufte. Mittags allein; nach Mittag arbeitete ich. Abends um 5 h kam Goldmann, eine Stunde wurde gezeichnet. Inzwischen brachte Aschkan die große Kaffeetasse für die Eisenkohl und spannte auf dem Boden das grüne Tuch auf. Nach 6 h ging ich wegen schwarz atlassenem Kleid, Felberhut und Rosetbouquet für Therese zur Chatrin. Klimbke begleitete mich und schenkte mir den Abend. Therese war den Abend bei Scheiger.
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Den ganzen Tag Regen und Wind. Früh zum Quarin, Stessel, zum Grafen und ins Bureau. Mittags allein. Nach Mittag machte ich Verse zum Niklastag für Therese und schrieb selbe auch gleich ab. Die Sepherl schickte ich zum Schneider und zur Chatrin wegen dem schwarz atlassenen Kleid mit den breiten Streifen und zum Brandmayer wegen der Schatulle. Therese strickte fleißig an der Weste für Jean. Nach Mittag wurde gearbeitet, eine Stunde gezeichnet, um 7 h ging ich zur Eisenkohl. Sie zeigte mir ein schönes Pelz-Palatin (?), welches sie Theresen am Niklastag zum Geschenk machen will. Therese sang im Kärntnertor-Theater in „Achille“. Ich fand sie mit der Goldmann schon zu Hause; wir plauderten bis ½ 11 h, dann ins Bett.
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Trübe, Regen nach Mittag. Früh zum Grafen, vorher aber zum Stessel und Walther wegen einer Teemaschine. Um 11 h kam ich nach Hause und fand die Tasse, die ich vom Aschkan am Mittwoch kaufte. Die Sepherl schickte ich wegen dem schwarzen Kleid zum Schneider, welcher selbes schon zugeschnitten hat. Therese war bei ihrer Mutter gratulieren, fand sie aber nicht zu Hause; dann ging sie zur Lefèvre. Mittags speisten wir beim Vetter Uhrmacher. Nach Mittag ging ich hinaus zum Brandmayer, in die Porzellanfabrik, wo ich alles bezahlte und für Eisenkohl zwei etruskische (?) Becher und ein Kannl, und für Scheiger einige Schüsseln und Saucieren von blauem Ausschuss zahlte. In Regen, Schnee und Finsternis ging ich herum. Von Brandmayer erhielt ich Casimir auf 2 Beinkleider. Meine Therese war bei Schreibers. Nach Tische brachte Therese der Eisenkohl einen runden Höfleiner Käse und Brot, sie schenkte Therese das mir gestern gezeigte Pelz-Palatin, welches so schön ist, so sehr sie selbes freut. Später brachte ich selbst der Eisenkohl die von Walther ausgeborgte Teemaschine und blieb den Abend da. Eisenkohl verlangte, dass ich ihr wegen dem Klimbke aufführen auch die Goldmann einladen möchte. Ich fand diese im Hause und lud sie gleich ein. Ich nahm noch ein Fußbad und legte mich um ½ 11 h.
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Ein heiterer Tag, aber kalt. Ich verschlief mich und lag bis 9 h, dann zum Grafen. Mit selbem fuhr ich zum Brandmayer, in die Akademie zum Grafen Vinzenz, welcher krank ist, ins Bureau und nach Hause. Um 12 h machte ich mit Therese eine Promenade um die ganze Bastei. Walther speiste bei uns. Therese und ich waren nach Mittag zu Hause und arbeiteten. Vor Mittag hatte Therese Probe von der „Liebe unter den Handwerksleuten“. Der Eisenkohl schickte ich unsere Kaffeeschalen, dann abends die beiden Tatzen von Steinschen (?), das Schokolade-Déjeuner und Nachgusskanderl in etruskischer Form. Ich unterrichtete Madlen, sie möchte es der Mama, wenn sie schläft, ins Zimmer stellen; möchte es ihr doch Freude machen ! Nach Mittag besuchte uns Eckhart, später die Tante und Klimbke, welchen ich bei der Eisenkohl aufführte, wohin auch Lissl kam. Unsere, besonders meine Unterhaltung war sehr klein. Vor 9 h empfahlen wir uns und gingen zur Rosen. Wir tranken Ofner Wein, aßen nebst anderen Fischen Kaviar, welcher außerordentlich gesalzen war. Um 11 h kam ich nach Hause; Therese lag schon. Sepherl hatte das schwarz atlassene Kleid, den Felberhut und die weiße Rosengirlande alles schon in Bereitschaft und legte es samt meinen Knittelversen auf einen Tisch dicht am Bett. Nachts 1 h erwachten Therese und ich. Sie erschrak vor dem kleinen Berg, den sie vor sich hatte, fing gleich zu untersuchen an und hatte viel Freude. Therese legte der Sepherl gedruckte Leinwand auf einen Rock ins Bett. Ich fand in meinem Stiefel eine niedliche Brieftasche und ein Brustleibl, von Therese gestrickt, welches beides mich angenehm überraschte. Um 2 h schliefen wir wieder ein.
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Vor Mittag Nebel, nach Mittag Regen. Früh ging ich zum Grafen; um 11 h ließ mich die Eisenkohl zu sich bitten und erklärte mir, dass sie beide Tatzen nicht behält, wenn ich ihr nicht den Preis zahle (?) und selbe von mir bezahlen lasse. Dies ärgerte mich und so ging ich fort und erzählte es Therese. Nach Tische fuhren die Scheiger, Therese, Rahl und ich im Regen nach Hietzing, um das Haus der Eisenkohl abzuzeichnen. Rahl setzte sich an einen Tisch in die Wiese, der Fiaker hielt den Parapluie und so zeichnete er das Haus sehr richtig ab. Nach einer Stunde war er fertig und um 5 h trafen wir wieder in der Stadt ein. Es regnete unaufhörlich. Mich besuchte Vadász, der mich um 24 Ellen Casimir bat, dann schrieb ich dem Band (?) eine Bittschrift. Um 6 h ging ich und um ½ 7 h fuhren Walther, Goldmann, Therese und ich in die Gesellschaft zur Eisenkohl. Wir waren außer Lissl, seiner Tochter und einem höchst albernen Menschen, welcher Apotheker und Eisenkohl Provisor werden soll, die ganze Gesellschaft. Bald kamen Muchsel, Jahn, Schönbügler (?) und Rephey (?), Quartett, und so bis gegen 9 h die übrigen. Dann fragte ich wegen dem Dummrian, dem Apotheker, wer er sei, weil ich schon vorher die Mädchen fragte, welche antworteten, es wäre ihnen zu sagen verboten und erhielt eine beleidigende Antwort. Dies stimmte mich vollends um. Es wurden Quartette von Pleyel gespielt, Therese sang eine Arie aus „Griselda“, Muchsel spielte die „Alte Nonne“, sang Landler, mitunter auch Lehmann. Es wurde getanzt, Therese sang „Freut euch des Lebens“. Als mein Überdruss und das Langweilige der Unterhaltung sich mehrten, wollte ich gehen; Therese und Eckhart quälten mich so lange, bis ich blieb. Ich ennuyierte mich sehr. Es wurden fade Pfänder gespielt und dies dauerte bis 4 h. An den meisten der Gesellschaft, welche in der Eisenkohl und 3 Mädchen, Kohl, Frau, 2 Mädchen, Klaproth, Ziehtochter, der Kurz, dem Quartett, Eckhart, dem Baron Hoheneck, Weckbecker, Lehmann, Eichfeld, Massdorf (?), Walther, Lissl und Tochter, dem Dummrian Apotheker, Goldmann, Therese, mir, meinem Bruder, zusammen 29 Personen bestand, bemerkte ich Langeweile und im Ganzen vermisste ich das Fröhliche, Aufmunternde, Harmonische einer gesellschaftlichen Unterhaltung. Bis nach 4 h dauerte selbe, dann schlichen wir recht verdrießlich nach Hause.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).