Ein heiterer Tag. Früh ging ich zu Walther, zum Vetter mit der Uhr der Eisenkohl, dann zu Quarin, welcher noch zu Hause ist. Diesem erzählte ich offenherzig die ganze Geschichte mit dem Braun und Patsch. Um 12 h gingen wir zum Aschkan und zum Lackierer Müller, dem ich das Blatt zum Malen und Lackieren übergab, und zugleich das Kupfer brachte, welches eine Kopie der Kurtine des Hoftheaters vorstellt, „Apoll unter den Hirten“. Mittags speiste die Tante mit uns. Nach Mittag war ich zu Hause. Abends ging ich zur Barany und Eisenkohl. Therese war außer einem Besuch von Schreibers und Frau ganz allein. Ich war den Abend im höchsten Grade missmutig.
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Ein heiterer Tag. Früh ging ich zu Eckhart, in die Apotheke und zur Eisenkohl, ins Bureau, zum Wallishauser, welchem ich Slivovitza brachte, dann nach Hause. Die Eisenkohl besuchte Therese, ich begleitete sie. Mittags speiste Walther bei uns. Nach Mittag und abends war Therese zu Hause. Nach Mittag besuchte uns Eckhart, später Walther, welcher den Abend bei uns blieb. Nach 5 h kam die Eisenkohl und brachte Theresen, welcher nicht wohl war und sich ins Bett legte, Backwerk. Sie trank mit uns russischen Tee. Nach 6 h führte ich die Eisenkohl nach Hause und nahm dafür die 3 Mädchen mit, mit welchen wir uns recht gut unterhielten. Um 9 h ging ich mit ihnen nach Hause.
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Kalt und trüb. Früh zu Walther, wo ich mir die Haare schneiden ließ, dann zu Fuchs, um zu hören, wann er mit Therese die Rolle zu passieren kommt. Bis 12 h blieb ich zu Hause. Zu Hause schrieb ich der Eisenkohl wegen der Loge für heute, dann schrieb ich dem Grafen. Therese besuchte ihre Mutter, Putz, Siccard und die Gräfin Traun, wo sie zum Leopoldsfeste Glück wünschte. Dem Schultheiss beantwortete ich seinen Brief und hielt ihm eine kraftvolle Vorlesung seines wahren Charakters. Walther speiste bei uns. Nach Tisch kam Salieri, später Fuchs; es wurde gesungen. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater in die Loge, Joh[ann ?] Reil als Einsiedler, seine Frau als Hildegard unter aller Kritik. Ich wurde durch die Ankunft des Braun in fatale Laune versetzt. Den Mädchen der Eisenkohl war dieses Stück ein kleines Fest. Therese war zu Hause.
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Leopoldsfest. Wegen der Fürstin Leopoldine schrieb ich mich auf. Um 11 h mit Therese in die Augustinerkirche. Sie sang die Messe von Fuchs und eine Motette Salieris. Er war selbst in der Kirche, kam nach der Motette zu mir und sagte: „Ihre Frau hat wie ein Engel gesungen“; dies war mir das schönste Lob. Nach dem Amt gingen wir auf die Bastei. Walther speiste bei uns. Nach Tisch kamen mein Bruder und die Tischlerin, welcher Therese für ihre Lieserl einen Rest Bataf und Leinwand zum Füttern auf ein Korsett schenkte. Um 3 h gingen wir zur Kohl; wir waren zur Musikprobe der Deutschen und Menuetts für die Katharinenredoute geladen. Es war eine Gesellschaft von 40 Personen. Später kam die Eisenkohl mit ihren Mädchen und der fatalen Gerlach (?) Es wurden nach der Musik verschiedene Spiele produziert; ich unterhielt mich sehr mittelmäßig, Therese besser. Um 10 h empfahlen wir uns und begleiteten die Eisenkohl über die Bastei nach Hause. Es war ein angenehmer Abend und nicht kalt.
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Vor Mittag im Bureau, beim Liebisch, wo ich 12 Musselin-Halstücher kaufte, bei Eisenkohl, welche im Bade war. Walther speiste bei uns. Nach Mittag war ich zu Hause. Abends bei Eisenkohl, dann bei Schmirer, wo wir zur Aufführung der „Schöpfung“ geladen. Ich ging schon um 6 h hin. Es war eine ungezwungene Gesellschaft, wir blieben bis 11 h; ich unterhielt mich besser.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).