Früh ins Bureau, dann schrieb ich für Elise Eisenkohl Vorschriften und brachte sie ihr nach 12 h. Mittags speisten Walther, Eckhart und Goldmann Bruder, welcher heute den Fächer für die Eisenkohl, welchen Madlen austauschen wird, verfertigte. Nach Mittag ging ich zu Aschkan, dann auf den Spittelberg wegen Garderobe für Eisenkohl, dann mit ihr und den Mädchen auf die Bastei, um eine Promenade zu machen. Den Abend blieb ich da. Therese hatte Besuch von der Etzelt, Mutter, Tochter, Sohn, der Agnes, Schmirer und Königstein. Ich fand noch die Gesellschaft und begleitete die Etzelt nach Hause.
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Regen. Bei uns wurde es den ganzen Tag nicht Licht. Vor Mittag war ich zu Hause. Therese gab ich heute das Batist-Musselinkleid, welches ich bei Eisenkohl hatte; es machte ihr große, und mir noch größere Freude. Therese und Eisenkohl waren da; ich las die Briefe von Meng (?) und Schedel und brachte sie dann selbst der Eisenkohl. Mittags speiste die Goldmann mit uns. Nach Mittag arbeitete ich, ging ins Kaffeehaus, führte Eckhart bei der Eisenkohl auf und blieb eine Stunde im Bureau. Abends schrieb ich der Csekonics und meiner Mutter. Bei Eisenkohl fand ich den Baumeister Reymund, welcher ihr die Hietzinger Hauskontrakte brachte, und den vom Gang und hinteren Stöckl vorlegte. Vor 8 h brachte Rathmayer den weißen Service und Schale mit blauem Namen, und Schreibzeug mit S. E. Auf dem Oblatenbecher eine Hand in Wolken welche „Freude“ schreibt, auf der Tasse die Devise: „In Deinen Freunden webt Deine sanfte Feder der Freude goldnes Bild“, dann die Tasse für die Scheiger A. S. Um ½ 9 h trug ich das Kaffeegeschirr selbst zur Eisenkohl. Sie war mit Klaproth (?) im Wiedner Theater, Lust[spiel] von Kotzebue „Die Familie des Kaufmanns Streck (?)“ Ich unterhielt mich eine Stunde mit den Mädchen recht gut und linierte und schrieb der Lidi vor. Zu Hause las ich und Therese strickte an der Weste für Jean.
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Kalt. Früh ging ich zum Richard und beklagte mich über die Vermessenheit des Schönfeld, dass er aus Windbeutelei dem Wokurka die Kassiersstelle anträgt. Um 11 h kam Aschkan und mit diesem beratschlagte ich mich wegen Kästen für Eisenkohl nach Hietzing. Um 12 h ging ich in die Augustinerkirche, dann auf die Bastei, wo ich mit der Eisenkohl, Lissl und ihren Kindern zusammenkam. Ich unterhielt mich gar nicht und konnte nicht wohl ausweichen. Mittags waren wir allein und ich sehr missmutig. Nach Mittag ging Therese wegen ihrem Kleid zur Chatrin. Ich schrieb der Eisenkohl einen Brief auf 2 Seiten, schilderte ihr die Lage der ganzen Sache und schloss den Überschlagzettel vom Aschkan bei. Ich las eine Weile und um 5 h ging ich ins National- Kaffeehaus ein paar Stunden Billard spielen. Mich beschäftigte es nicht, denn ich war gar nicht aufmerksam. Theresen besuchte die Uhrmacherin, sie blieb bis 7 h bei uns, dann gingen sie beide zur Ungarischen Krone, wo sie der Vetter erwartete. Um ½ 8 h kam ich, um ½ 9 h Scheiger und seine Frau nach. Wir saßen, soupierten und plauderten bis 11 h. Therese und ich begleiteten alle, auch den Augustin, nach Hause. Es verstrichen wohl die Stunden, aber ich war nicht unterhalten. Ich trank viel, um mich aufzuheitern und fand das Mittel auch vergebens. Therese war munterer, dies allein freute mich. Der Scheiger brachte ich die Tasse mit ihrem Namen, welche ihr Freude zu machen schien und gerade zweckmäßig kam, denn sie feiert heute ihr Geburtsfest.
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Kalt, aber heiter. Früh bestellte ich für die Eisenkohl ein Petschierstöckl und wählte das Motto: „Die Zeit bringt Rosen“; in einer Allee eine Pyramide - die Dauer -, mitten auf selber eine Schlange - die Zeit -, im Munde eine Rose. Zu Hause arbeitete ich und schrieb bis 12 h. Therese war ebenfalls zu Hause, ging zur Kassa, dann machte sie mit mir eine Promenade über die Bastei. Unser Haus-Küchenbuch schloss ich heute ab; unglaublich, was in unserem Haus mit aller Ökonomie aufgeht. Mittags waren wir allein; nach Tische arbeitete ich. Nina besuchte uns. Abends brachte ich Scheiger Käse und Estragonessig, fand aber niemand. Therese sang im Burgtheater in „Schreiner“, musste aber wegen Halsweh die Arie auslassen. Ich war den Abend zu Hause und arbeitete.
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Ein angenehmer Tag. Vor Mittag ging ich ins Haus zum Stessel, welcher uns die Ödenburger Pirutsche brachte und mir des Schurken Hauter Verleumdungen über mich erzählte. Sonst arbeitete ich den ganzen Tag an Revision der Rechnungen. Um 12 h machte ich mit Therese eine Tour um die ganze Bastei in Gesellschaft der Etzelt Lisett. Als wir zu Hause kamen, sagte mir die Sepherl, dass die Eisenkohl mich bitten ließ, nach Tisch zu ihr zu kommen. Mittags allein. Nach Tisch und abends zur Eisenkohl. Therese war in „Ginevra“. Nach Mittag sang sie und wählte mit Salieri zwei Arien vom Weigl, um selbe in der „Liebe unter den Hand[werksleuten]“ einzulegen. Heute fing ich mit Goldmann zum Zeichnen an.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).