1 Grad unter 0, heiter. Im Burgtheater zum ersten Male von Deinhardstein „Max[imilians] Brautzug“, in 5 Abteilungen. Im Kärntnertor-Theater „Graf Ory“ von Rossini, Musik ohne Charakter, so-so; im Theater an der Wien „Aufhebung des Faustrechts“. Mein Bruder schrieb wieder eigenhändig, vor Tische Andres – gab ihm das Billett ins Burgtheater; missfiel, besonders die 5. Abteilung – dann die Schmirer, Weingarten. Mittags Dräxler, Moreau, Herzfeld, Mayer, Werner; Hruschka ließ absagen. Unterhielten uns mit Mayer und Herzfeld recht gut, Wolfmayer brachte Cas(imir ?)-Muster, 9 Ellen à 5 fl.. Czernin hat die Weissenthurn und die Regisseurs zum Diner geladen, ohne Schreyvogel, wie kränkend für ihn ! Nach selbem hängte die Gräfin ihr die goldene Medaille an; sie wollte lieber eine Zulage. Des Abends erschien sie beim „Gott erhalte !“; welch ein Schmerz für Koch ! Préference mit Therese und Fanny.
Band 11 (XI.), Seite 134r
11807
1829
11
4
Heiter, nicht kalt. Im Burgtheater und Kärntnertor-Theater das Gestrige, im Theater an der Wien „Fortunat“. Am Vormittag Hruschka, Reich Nettl, Bandini, Nettl will zum Theater, Bandini klagte über W[eidmann ?]. Ich schrieb dem Tschernohlawek wegen der 240 fl und wegen 2 Klafter Holz, Andres reiste ab. Mittags Agnes, Kridl, Werner, abends Hoffmann mit Ferdinand, eine Weile Reich. Hoffmann verlor im Préférence über 1 fl..
Band 11 (XI.), Seite 134v
11808
1829
11
5
Finster, später und in der Nacht Regen. Im Burgtheater „Er foppt alle“, im Kärntnertor-Theater „Angriffsplan“, „Maskenball“, im Theater an der Wien „Unzusammenhängender Zusammenhang“. Horstmann (?) brachte ein Rechaud und Kaffeemaschine auf 4 Personen, 23 fl.. Vor Tische die Baumer, mittags Hanl, abends Agnes, Fanny, Stegmayer, Marie, spielten Préférence; ich verlor alles von gestern.
Band 11 (XI.), Seite 134v
11809
1829
11
6
Heiter, nicht kalt. Im Burgtheater „Max[imilians] Brautzug“, im Kärntnertor-Theater „Marie“, im Theater an der Wien „Schwarze Frau“. Ich fühle mich voll Schmerzen, Hände und Füße sind geschwollen. Stessel fand mich besser, riet mir freie Luft. Um 12 h mit Therese über die neue Augartenbrücke zum Fischertor herein, zum Neuen hinaus, sahen die Abgrabungen und Applanierungen, zum Schottentor herein. Mittags auf einen Karpfen mit Dräxler, Mayer, Sprenger. Therese sang mit der Reich Nettl, abends mit Schmirer, Gruber Préférence; Werner mit den Mädchen.
Band 11 (XI.), Seite 134v
11810
1829
11
7
Nebel, mittags heiter. Im Burgtheater „Käthchen von Heilbronn“, Dlle. Hagn von München, hübsch, gefiel; im Kärntnertor-Theater „Tausch“, „Joko“, Horschelt tanzt, hübsch, gefiel. Im Theater an der Wien Spielbergers Einnahme „Pilgerfahrt“, Schauspiel in 5 Akten, schlecht. Nach 12 h mit Therese in den Garten, ging herum, Moritz brachte Zeichnungen, klagte sehr über Tonis Humor und Ungehorsam. Sie sei außer Bett, halte sich nicht. Therese beschloss, mit der Fanny zu reden; machte nicht viel daraus, bat Theresen, ganz nach Willen zu tun. Mittags Gned, nachmittags Reichard, macht Ton-Verbesserungen in der Porzellanfabrik. Schreböck (?) hat für die Nationalbank zu wachen (?), bat mich um 10 fl. CM. Sonnleithner bat Therese und mich sehr verbindlich um einen Beitrag von 5 fl. WW zur Dekorierung des neuen Musiksaales. Ich antwortete, legte 10 fl. CM bei, und fügte bei, dass wir das Alte, Gemütliche, sehr lieben. Abends eine Stunde die Assen, dann mit Therese und Fanny Préférence.
Band 11 (XI.), Seite 134v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).