Finster, kalt, rauer Wind, abends Sturm und Regen. Im Burgtheater „Ein treuer Diener“, im Kärntnertor-Theater „13. Mantel“, „Cäsar“, im Theater an der Wien Einnahme des Hopp „Das schwarze Kind“, Posse in 3 Akten von ihm, Musik von Gläser; 350 fl.. Ich schlief wenig, bin voll Schmerzen, habe wenig Esslust. Gewöhnliche Lebensweise. Im Garten arbeiten die Ziegeldecker. Nach Tische Fanny, später Seitz. Sie brachte Therese einen roten Perlbeutel mit sehr eleganter Schließe, welche Therese ungemein freute; waren zusammen recht gemütlich. Hruschka mit Hoffmann, Ferdinand deklamierte, Marie, Werner, Schenk Franz. Die Nacht unruhig.
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Wie gestern, nur anhaltender Regen. Im Burgtheater neu studiert „Westindier“, Herzfeld von Hamburg Belcour, Hruschka Lady Rusport, sehr brav, gefiel sehr. Im Kärntnertor-Theater „Don Juan“, im Theater an der Wien das Gestrige, so-so, leer. Nahm Glaubersalz-Medizin; machte den Magen schlecht und Blähungen. Nach Tische Fanny, abends Aigner, Werner, Marie; Schmidt brachte Theresen einen Wollkarton, 5 fl..
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Heiter, warm. Im Burgtheater „Albrecht Dürer“, „Eifersüchtige Frau“, im Kärntnertor-Theater „Insulanerinnen“, „Cäsar“, im Theater an der Wien das Gestrige, sehr leer. Die Nacht besser, Fechner kam zeitlich. Das Gewölb No. 2 verließ ich dem Baumwollkaufmann Wenzel Lorenz in der Pressgasse, für 75 fl., Raule Franz zahlte seinen Zins mit 170 fl., handelte mit der Woller Lisette wegen Ablösung 50 fl.; ist voll Bedenklichkeiten. Später die Schmirer, Schwitzer Therese mit Anhang; waren vom Hund sehr überrascht. Nachmittags Zinsfassionen etc., danach und abends außer Fechner niemand.
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Warm, heiter. Im Burgtheater „Unvermählte“, Herzfeld Loring, gefiel so-so, wir Hruschka. Im Kärntnertor-Theater „Entführung“, im Theater an der Wien Einnahme des Kunst „Scharfrichter von Amsterdam“, Schauspiel in 3 Akten, grausam. Die Nacht ziemlich gut. Ass mit gutem Appetit Beuschel und etwas Zunge. Reimann mit dem Schwarzer, Raule will einen neuen Ofen, kostet. Hruschka trug Theresen nach Tische den Wagen in den Garten an. Sie fuhr mit der Fux. Maler, Maurer, Ziegeldecker arbeiten. Therese untersuchte alles, jausnete dann mit der Mater Franziska Theresia, welche sich sehr interessierte; Elisabeth[inen ] ex-Nonne, erzählte uns ihre Leidensgeschichte: war 30 Jahre Oberapothekerin, dann verfolgt von der Oberin. Später Fanny, abends Kirchmayer mit Moritz, brachten Briefe und Zeichnungen. Zahlte für März und April 35 fl. Therese schrieb an Toni, welche Fußäckeln schickte. Abends mit Marie.
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Rauer Wind, Staub, öfters Regen, zuletzt anhaltend. Im Burgtheater „Fürsten Chowansky“, die Schröder ist ganz vernichtet. Im Kärntnertor-Theater „Uniform und Schlafrock“, Oper übersetzt von Castelli, Musik von Berton, dann „Cäsar“; im Theater an der Wien das Gestrige, 450 fl.. Die Nacht ziemlich gut. Vor Tische brachte die Hruschka der Therese einen spargelgrünen Hut, den ihr Marie machte. Mehrere Besuche. Mit Therese speiste Marie, stickten; abends wieder allein.
Band 11 (XI.), Seite 117r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).