Heiter, kalt. Im Burgtheater „Bräutigam aus Mexico“, im Theater an der Wien statt „Meister Pilgram“ „Mann im Feuer“, Artour begleitet Walla nach Preßburg; im Josephstädter Theater das Gestrige. Früh kam Jaudl; ordnete manches an. Mit Therese und Rösner zum Franz Jäger. Sahen im Fluge seine 250 Bilder, mit mehr Attention aber seinen Originalplan von Pilgram, wahren Kunstschatz; waren 3 Stunden. Mittags die Lissl, Werner, Marie. Abends bei Therese die Krieghammer, ist mit der ganzen Welt unzufrieden. Ich ging eine Stunde herum, spielte wie gestern.
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Allerseelen (sic), finster, öfters Regen. Im Burgtheater „Hausfriede“, Devrient Justizrat; im Theater an der Wien „Rächendes Gewissen“, im Josephstädter Theater „Füllhorn“, Alpensänger. Den Vormittag zu Hause. Schenk siedelt heute mit Fanny ins neue Quartier. Vor Tische mit Therese etwas einkaufen, kaufte ihr ein Whist-Büchel, für 2 ½ fl.. Ryhiner mit Nichte besuchten uns. Mittags allein, nachmittags führte ich Therese zur Reich Nettl, fuhr in Seitz’ Gesellschaft in den Matzleinsdorfer Kirchhof, spielte dann Préférence.
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Kalt, windig. Im Burgtheater zum 1. Mal vom Mosel „Bianca und Enrico“, Trauerspiel in 5 Akten nach Thomson, gefiel. Im Theater an der Wien „Nachtwandlerin“, zum 1. Mal „Abenteuer in der polnischen Schenke“, Posse in 1 Akten; im Josephstädter Theater „Österreichs Zierde“, Szene von Bäuerle (?), dann Alpensänger. Wegen heftigem Schnupfen und Kopfschmerzen am Vormittag im Bette. Dräxler, Werner, Kanzler, Zampis speisten mit uns. Nachmittags las ich Weidmanns „Fest am Brandhof am Sonntag, den 24. August“, welches er mir brachte. Abends ins Leopoldstädter Theater „Schelmischer Freier“, Ludwig Döbler, Physiker, junger Blondin, geschmackvoller Apparat, machte hübsche Stücke. Voll, unterhielt mich.
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Kalt, Eis. Im Burgtheater das Gestrige, im Theater an der Wien die Posse, vorher „Das war ich“, erster Versuch von Schwarz‘ Tochter als Base. Im Josephstädter Theater Einnahme der Windisch „Erdäpfel“ und „Zauberpapillon“, Pantomime von Occioni, eine Menge zu sehen, ohne Neuheit und Interesse. Wegen Schnupfen zu Haus. Mit uns speisten Schmidt, seine Marie, die Richter und Kárner. Nach Tische kam die Hähnel, sang, auch ein paar Duetten mit der Marie. Abends die beiden Heidinger, mit Mark Préférence, später sie mit der Marie. Therese zeigte ihre Bijouterie.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Jude“, mit Devrient; spricht nicht so allgemein an, man klagt sehr über Unverständlichkeit. Im Theater an der Wien „Weiberfeind“, die gestrige Posse, schlecht; im Josephstädter Theater „Fehlgeschossen“, „Zauberpapillon“. Am Vormittag promenieren. Therese ging vor Tische mit der Fux einen Hut kaufen, nach Mittag mit mir auf dem Markt herum. Kaufte ihr 16 Ellen Spitzen, 8 fl., und 4 gläserne Nadelbüchseln, 1 fl. 30 x. Ging dann in Gesellschaft herum, fuhr ins Josephstädter Theater; kaum halb voll, viel zu sehen, wenig Interesse.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).