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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
11451 1828 11 12 Wie gestern. Im Burgtheater „Junger Ehemann“, „Das war ich“, im Theater an der Wien „Raphael“, dann zum 1. Mal „Staberl als Physiker“, Parodie des Bosco. Früh kam Mayer, erzählte Carls heutigen Jux, schickte ihm Musselintücher und Gilet. Zur Fanny, großes Diner bei Koch wegen Devrient, 18 Personen: Devrient und Frau, Herrmann (?), Zedtlitz, Weidmann, Castelli, Weissenthurn, Koberwein 2, Anschütz 2, Costenoble, Müller und Vater 2, Hruschka, Schwarz. Sehr interessant; unterhielt mich mit Devrient, bedauerte innig seine Hinfälligkeit. Ich saß zwischen dem Müller und Koberwein. Hruschka drängte sich an mich, gelobte Besserung, küsste mich zweimal, blieb bis nach 6 h. Dann ins Theater an der Wien, die Parodie recht gut, erregte viel Lachen. Sprach Mayer, Seitz, Weidmann mit Bandini; unterhielt mich gut; bei Therese die Hoffmann mit Ferdinand, Agnes. Band 11 (XI.), Seite 104r
11452 1828 11 13 Neblig. Im Burgtheater „Gefährliche Nachbarschaft“, „Jurist und Bauer“, Devrient Fips und Grübler. Im Theater an der Wien und Josephstädter Theater das Gestrige. Den Vormittag auf dem Markt, mittags Mayer, Werner, Stegmayer. Nach Tische mit Therese in den Prater, zur Fanny, ins Burgtheater; war viel unverständlich; sehr leicht, gefiel außerordentlich. Haim machte wegen Sitzen für morgen Anstand, sprach Treitschke. Dann spielte ich mit Therese und Mark, den zwei Heidinger. Den Mayer bat ich wegen Deckung der Turmstiege. Band 11 (XI.), Seite 104v
11453 1828 11 14 Finster, Regen. Im Burgtheater „Deutsche Familie“, Devrient aus Achtung für Koch Specht. Im Theater an der Wien das Gestrige und „Narrheit und Narretei“, im Josephstädter Theater „Pflicht um Pflicht“, Döbler. Früh schrieb ich dem Carl Nagy und Vinzenz. Mark und Werner speisten da. Nachmittags kam Lachner; Gallenberg bietet ihm 400 fl. an. Holbein schrieb, dass ich dem Gallenberg die „Aloyse“ für 60 (?) # überlassen kann. Lachner brachte selbst den Brief an mich und jenen an Schickh, bessert sich nur langsam. Therese gab der Dini eine hübsche, grün gestreifte englische Leinwand auf ein Kleid, 7 fl.. Der alte Fux wurde sehr krank. Ins Burgtheater, Koch genoss einen wahren Jubelabend. Alles erschien mit Bouquets, sogar die Kinder und die Bedienten. Der junge Hof war da. Koch wurde oft enthusiastisch beklatscht, vom 3. bis zum 4. Akt dauerte das Klatschen bis zum Beginn. Am Schlusse erschien er, sprach : 50 Jahre weihte er sich der schweren Kunst; Güte, Wohlwollen empfand er oft. Wenn er manchmal noch erscheint, bittet er um Nachsicht mit des Alters Schwäche. Bei Therese Förster, gegen den sie des Bewer Unart erwähnte. Band 11 (XI.), Seite 104v
11454 1828 11 15 Leopoldstag; finster, dichter Nebel. Beim Fürsten Amt von Assmayer, von ihm dirigiert. Fuchs ist hier, spielte die Orgel, seine Tochter und Dieter (?) sangen; es war Haydns großes Te Deum und Amt. Kochs großes Jubelfest in der Redoute, ist im 75. Jahre. Das Diner vom Wittmann (?), die Person 3 fl.; für Wein, Musik von Strauß, Beleuchtung, Dekoration des Speisesaals 5 fl. die Person; zudem 50 Bouteillen Champagner, zahlten die Regisseurs. Es waren 60 Personen. Korn, Anschütz führten Koch ein, mit seinen Söhnen Fritz, August, Gustav. Trompeten und Pauken erschallten, die Symphonie aus „Don Juan“ begann. Sein Ehrenplatz war mitten an der Tafel, unter seinem Bilde als L’Epée von Ender, das mit Girlanden, einem Lorbeerkranz und einem Band von weißem Atlas geschmückt war, worauf ein Vers geschrieben. Zu seiner Rechten saß die Weissenthurn, zu seiner Linken Schreyvogel, gegenüber Devrient. Ich saß zwischen Fritz und Stubenrauch, plauderte viel über Kunst, Künstler. Beim Dessert rief Koberwein: „Auf das Wohl unseres Kaisers und Kaiserhauses !“; vom ganzen Orchester mit 40 Personen wurde „Gott erhalte !“ angestimmt. Dann sprach die Weissenthurn ihr Gedicht. Am Schlusse krönten ihn die Koberwein und Löwe – als Melpomene und Thalia – mit dem Lorbeer. Später sprach Fichtner ein Gedicht von Weidmann im Namen der jüngeren Schauspieler. Dann wurde – gedichtet von Castelli und in Musik gesetzt von Gyrowetz – ein Trinklied von der Lembert, Müller, Anschütz, Moreau, Bodgorschek (?), dann Vogel, Forti, Schuster, Anschütz gesungen und der Chor mit Jubel angestimmt. Auf das Wohl Czernin, Mosel, Schreyvogel, Devrient, der Regie; Schreyvogel rief „Das Institut erhalte sich zur Ehre der Kunst, zur Zufriedenheit des Hofes, des Publikums !“; Koch sprach „Auch die Kunstfreunde, welche nicht Kunstgenossen, leben hoch !“, Jubel und Frohsinn auf allen Gesichtern. Dann wurden Pfänder und Karten gespielt, viel geküsst. Ich ging um 8 h nach Hause. Bei Therese speisten die Stegmayer mit Karl und Schmidt, tranken mit Tokajer auf Kochs Wohl. Band 11 (XI.), Seite 104v
11455 1828 11 16 Nebelreissen. Im Burgtheater „Bianca und Enrico“, im Theater an der Wien „Polnische Schenke“, „Staberl als Physiker“, gedrängt voll, [Einnahme] über 1100 fl.; im Josephstädter Theater Alpensänger und Döbler. Den Vormittag zu Haus. Die Marie und Rösner, welchem ich Schwarz’ Zeichnung zeigte, speisten da. Nachmittags kam die Collens, abends Préférence mit Fanny, Seitz. Band 11 (XI.), Seite 105r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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