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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
11466 1828 11 27 Kalt, Finster. Im Burgtheater „Aussteuer“, Devrient Riemen; im Theater an der Wien „Witwe von 18 Jahren“, „Staberl als Physiker“ mit neuen Stücken. Im Josephstädter Theater „Füllhorn“. Früh kam die Hruschka, welcher ich den Text derb las, lange Strafpredigt hielt. Mittags mit der Kugler, nach Mittag mit Birkmayer auf den Tandelmarkt, Messkleider zu sehen. Fanden eines für 60 fl., zu teuer. Über die ganze Glacis zum Neuen Tor, den Versuch einer Minensprengung an der neuen Bastei gegen die Roßau zu sehen. Der Kaiser, sie, Erzherzoge und Tausende waren gegenwärtig. Nach der Sprengung gingen Major Hauser, 2 Leutnants, 2 Korporale und ein Grenadier hinein und fanden den Tod; die Leutnants waren Reuter und Keresztury (?). Czernthal begegnete mir und eilte um einen Chirurgen, es war aber alles zu spät. 2 Feuerburschen, welche mit der Luftmaschine kamen, wären auch beinahe erstickt. Anhaltend wurde Luft gepumpt. Der Minengang 44 Klafter. Vormittags war ich an Ort und Stelle, sah und hörte alles. Bei Therese, welche die Erschütterung merkte, waren die Fieglmüller und Marie, kauften Leinwand zur Außtaffierung. Ich fand Gesellschaft. Band 11 (XI.), Seite 105v
11467 1828 11 28 Heiter. Im Burgtheater „Ein treuer Diener“, im Theater an der Wien das Gestrige, im Josephstädter Theater „Europa“. Am Vormittag schrieb ich an den Reimann, verlangte gewisse Vormerkung meiner Kapitalien mit neuem Jahre. Dann mit Therese auf den Markt, an den Unglücksort. Speisten beim Sperl. Sahen in der Jägerzeil das Bellonen-Feld, Aufstellung der Armee, erbärmlich. Mit Mark Préférence, die Eder, Agnes, zwei Heidinger waren da; Unterhaltung zum Gähnen. Band 11 (XI.), Seite 105v
11468 1828 11 29 Sturm, warm, Regen, gegen Mittag etwas heiter. Im Burgtheater „List und Liebe“, nach „Ende gut“, mit Devrient; dann „Chevalier Paroles (?)“. Im Theater an der Wien das Gestrige, im Josephstädter Theater „Elisabeth“, „Lieserl“; die Kneisel (?) dudelt und pfeift. Schrieb den Kindern und gab dem Moritz für den Vater das Kostgeld vom 1. Dezember bis letzten Februar. Begräbnis im Militärspital des Oberstleutnants Freiherr Georg von Hauser, 44 Jahre, der zwei Oberleutnants Ferdinand Reuter, 29 Jahre und Stephan Keresztury (?), 26 Jahre, alle vom Geniecorps, am Stickfluss in Folge eingeatmeter azotischer Gasart. Ich fuhr nach 1 h hinaus, postierte mich in die Kapelle. Eine ungeheure Menschenmenge sammelte sich. Sommariva, mehrere Generale, viele Offiziers begleiteten die Reste der Unglücklichen bis auf die Straße. 5 Geistliche holten die Särge mit Feldmusik und Militär. Sie wurden in der Kapelle niedergestellt, in der Mitte der Oberstleutnant, rechts Reuter, links Keresztury; der Korporal und Gemeine rückwärts. Jeder wurde eingesegnet. Beim Oberstleutnant trugen 6 Corpskadetten, bei den beiden Leutnants andere Kadetten die Fackeln mit ihren Wappen. Auf der Straße wurden die 3 Offiziers jeder in einem Wagen gestellt, die anderen 2 zusammen in einen Wagen, und auf den Kirchhof geführt. Es war eine herzzerreissende Zeremonie. 7 liegen noch im Spital. Beim Wittmann speiste ich, abends Préférence mit Seitz. Therese unterhielt sich mit der Gitarre. Band 11 (XI.), Seite 106r
11469 1828 12 1 Nasskalt, finster. Im Burgtheater „Minna von Barnhelm“, im Theater an der Wien „Donna Diana“, im Josephstädter Theater „Turnier zu Kronstein“. Früh zu Gyurkovics; er sprach noch nicht mit Vinzenz, welcher schon 3 Tage hier ist. Mich beunruhigt diese Pensionsgeschichte. Schmidt speiste mit uns, soll morgen nach Leipzig reisen. Zu Corras Kaffeehaus; Vollkomm persuadierte mich, 1 Silberlos à 1 fl. CM zu nehmen.Der verrufene Tenor Schuster soll auch (?) hier durchgegangen sein. Kreutzer kam gestern mit der Hardmeyer von Zürich, Seyfried und Lachner schrieben von Augsburg, kein Tenor ! Gallenberg hat einen harten Stand. In Gesellschaft Préférence. Bei Therese war der rohe Bewer. Rindfleisch 20 x. Band 11 (XI.), Seite 106r
11470 1828 12 2 In der Nacht Schnee, rauer Wind. Im Burgtheater„Heinrich IV.“, Schauspiel in 5 Akten, Devrient als Falstaff; Im Theater an der Wien „Maskenball“, „Staberl als Physiker“, im Josephstädter Theater „Kirschen (?)“, „Zauberpapillon“. Am Vormittag auf die Mehlgrube, Lizitation nach Anton Batthyány; traf Pusch (?), Eckl, Dräxler; letzterer brachte die Schilderung des Theresienfestes. Mayer mit Kanzler (?), Schuppanzigh, Agnes speisten da. Nachmittags kam die Hruschka, plauderte. Dann ins Burgtheater, gedrängt; große, herrliche Darstellung bis in die kleinste Nuance. Sass 4 ½ Stunden. Band 11 (XI.), Seite 106v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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